Der sterbende Detektiv - Roman
Hinblick auf Yasmines Vater und alles, was wir über ihn wissen, dann bekommen wir es mit einem Problem von ziemlicher politischer Brisanz zu tun.«
»Mach dir deswegen keine Sorgen«, meinte Lisa Mattei. »Ich habe bereits unseren GD unterrichtet.«
»Und was hat er gesagt?«
»Er lässt dich grüßen. Er wünscht gute Besserung. Falls du erwägst, wieder zu arbeiten, dann sollst du ihn einfach anrufen. In der Sache war er deiner Meinung. Dass Joseph Simon als ein so ernstzunehmender Gegner gelten kann, dass unser Täter den Schutz der schwedischen Verfassung verdient hat.
Eine letzte Frage«, sagte Lisa Mattei, erhob sich und nickte in Richtung der Kartons, die auf dem Fußboden in seinem Arbeitszimmer standen.
»Okay«, erwiderte Johansson. Eine letzte Frage, bevor ich eine weitere Kopfschmerztablette schlucke, dachte er.
»Wie lange würden meine Mitarbeiter und ich brauchen, um ihn zu finden?«
»Jedenfalls länger als eine Woche«, meinte Johansson. »Diese Mühe kannst du dir also sparen.«
»Ich sehe das als Versprechen«, erwiderte Mattei. »Dass du in einer Woche von dir hören lässt und mir sagst, wer er ist.«
»Vorausgesetzt, dass ihr mich nicht überwacht, du und deine Freunde«, meinte Johansson und lächelte.
»Es würde mir nicht im Traum einfallen, jemanden überwachen zu lassen, der um die Ecke denken kann«, meinte Lisa Mattei. »Und sollte von meinen Kollegen jemand auf diese abwegige Idee kommen, dann werde ich dem umgehend Einhalt gebieten, das verspreche ich.«
»Pass auf dich auf, Lisa«, sagte Johansson und nickte in Richtung ihres runden Bauches. Ob ich ihr Kind noch sehen werde?, überlegte er plötzlich.
»Pass du auf dich auf, Lars«, sagte Lisa Mattei, die ernst geworden war. »Denk daran, dass du bald eine Taufe besuchen musst.«
Dann beugte sie sich zu ihm vor und umarmte ihn.
Geh jetzt, dachte er und hatte auf einmal einen Kloß im Hals. Geh jetzt, bevor ich zu heulen anfange.
FÜNFTER TEIL
»Dein Auge soll ihn nicht schonen: Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß.«
Das fünfte Buch Mose, 19,21
87
Tag 44, Mittwoch, 18. August 2010
Höchste Zeit, die Sache vom Tisch zu kriegen, dachte Johansson, als er morgens aufwachte. Höchste Zeit, Kontakt zu Staffan Nilsson aufzunehmen. Höchste Zeit, ihm ein Angebot zu machen, das er nicht ausschlagen kann.
Ihn einfach totzuschlagen, die Spuren zu beseitigen und dann so zu tun, als sei nichts, wäre natürlich rein praktisch gesehen weitaus einfacher gewesen. Er verfügte über das nötige Wissen und die nötigen Mittel. An willigen Helfern schien es auch nicht zu mangeln. Gleichzeitig waren das ein undenkbarer Gedanke und eine unmögliche Tat, trotz aller Emotionen, die in seiner Umgebung und sogar in seinem eigenen Inneren aufwallten. Derartige Ideen ließen sich leicht verwerfen, wenn es wirklich drauf ankam, denn in seiner Welt gab es keinen Zweck, der ein solches Mittel geheiligt hätte.
Ihn in den Zeitungen bloßzustellen und den Lynchmob und sein Gefolge die Arbeit erledigen zu lassen, beabsichtigte er ebenfalls nicht. Noch viel weniger kam in Frage, Yasmines Vater zu informieren und ihm als nächstem Angehörigen und Trauernden und mit Berufung auf die im Alten Testament gebotene Rache die Sache zu überlassen.
Die Sache einfach auf sich beruhen zu lassen und weiterzuleben, als sei nichts, war aber auch ausgeschlossen. Dass das
Böse ständig siegte, war schon schlimm genug, doch so einfach durfte man es ihm nicht machen. Jedenfalls nicht dieses Mal, schließlich lag die Verantwortung jetzt bei ihm, und wenn er weiterleben wollte, so musste er sich im Spiegel anschauen können.
Dann muss ich dieses Schwein halt zu der Erkenntnis zwingen, was das Beste für ihn ist, dachte Lars Martin Johansson.
Nach dem Frühstück rief er seinen ältesten Bruder an, um ihn zu bitten, ihm bei verschiedenen praktischen Dingen zu helfen. In letzter Zeit hatte Everts Sorge um sein Wohlbefinden immer mehr Zeit eingenommen, und deswegen dauerte es auch über fünf Minuten, bis er endlich zur Sache kommen konnte.
»Ich wollte dich um Hilfe bitten«, sagte Johansson. »Es gibt da ein Schwein, das ich betrügen möchte.«
»Da bist du beim Richtigen«, knurrte Evert. »Um wie viel Geld geht es?«
»Es geht nicht um Geld«, erwiderte Johansson. »Die Sache ist viel schlimmer.« Du bist wirklich wie immer, dachte er.
»Du willst mir nicht erzählen, worum es geht?«
»Nein, später vielleicht.
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