Der sterbende Detektiv - Roman
dann in das Kissen beißen, als er sie erstickt hat?«, fragte Jarnebring. Ich frage sicherheitshalber, dachte er.
»So etwas geschieht reflexmäßig, wenn man zu ersticken droht«, meinte Sjöberg. »Oder vielleicht kam sie schrecklicherweise gerade wieder zu sich, weil sie Schmerzen im Unterleib hatte. Er muss eine ganze Weile an ihr rumgemacht haben. Vielleicht war auch beides der Fall.« Er seufzte.
»Im Übrigen war das Mädchen kerngesund«, sagte er. »Kein einziger verheilter Bruch oder Spuren von zurückliegenden Entzündungen. Dinge, die fast alle Kinder haben. Das Mädchen scheint wirklich kerngesund gewesen zu sein.«
»Hast du eine Vorstellung davon, wie die Sache abgelaufen ist?«, fragte Jarnebring.
»Warum hätte ich euch wohl sonst hergebeten«, antwortete Sjöberg und lächelte schwach. »Ich will euch die Fakten liefern, die ihr immer so gerne haben wollt, die man aber in meiner Branche nur ungern zu Papier bringt.«
»Dafür sind wir dir natürlich besonders dankbar«, sagte Jarnebring.
»Tja«, meinte Sjöberg und zuckte mit den Achseln. »Folgendermaßen muss es meiner Meinung nach zugegangen sein …«
Erst hatte der Täter sie irgendwie dazugebracht, das Schlafmittel zu nehmen. Da dieses recht bitter gewesen war, hatte
er es vermutlich mit einem süßen Getränk mit einem starken Eigengeschmack vermischt.
»Nach dem Mageninhalt zu schließen, könnte es Coca Cola gewesen sein«, meinte Sjöberg. »Irgendein Sirup oder etwas Ähnliches. Etwas, was den Tabletten ihren Geschmack nahm, ganz einfach.«
Anschließend war sie im Laufe von höchstens zehn Minuten eingeschlafen. Der Täter hatte sie aufs Bett gelegt und ausgezogen, alle ihre Kleider, ihre Armbanduhr und ihre Ringe.
»Das machen sie immer so und auch in dieser Reihenfolge«, meinte Sjöberg. »Das Kissen spricht stark für ein Bett. Es ist ihnen wichtig, dass ihre Opfer ganz nackt sind. Sie stehen vor ihnen und schauen sie an, ehe sie zur Tat schreiten, entblößen sie und wenden sie hin und her, betrachten sie von verschiedenen Seiten. Klein und wehrlos, vollkommen ausgeliefert, preisgegeben. Sie lassen sich dabei Zeit.«
Dann vergewaltigte er sie, ein vollendeter vaginaler Beischlaf, zog, bevor er kam, sein Glied aus ihr heraus und spritzte ihr sein Sperma auf Bauch, Brust und Kopf. Daraufhin wischte er sein Geschlechtsteil mit ihrem rosa T-Shirt ab.
»Vermutlich ein jüngerer Täter«, sagte Sjöberg. »Viel Sperma. Es hat ordentlich gespritzt. Kein müder, hässlicher Sack war da am Werk.«
»Hat er sie mehrmals missbraucht?« Einer von Jarnebrings Kollegen stellte diese Frage.
»Glaube ich nicht«, sagte Sjöberg. »Nach dem ersten Missbrauch blutete sie stark. Viele von ihnen können das nicht sehen. Bei richtigen Sadisten ist es natürlich genau anders, aber hier habe ich den Eindruck, dass es sich um einen eher mitfühlenden Pädophilen handelt. Rücksichtsvoll, so hat sich einmal einer von ihnen beschrieben, als ich ihn untersucht habe.«
Schließlich hatte er Yasmine mit einem Kissen erstickt, nachdem ihm klar geworden war, dass es keine andere Möglichkeit gab, falls er ungeschoren davonkommen wollte.
»Allein für die Vergewaltigung wird er sieben oder acht Jahre bekommen«, meinte Sjöberg. »Da war es besser, auf Nummer sicher zu gehen. Dann kommt noch alles andere hinzu, was solche Leute in ihre Überlegungen einbeziehen. Die sozialen Konsequenzen, um es einmal so auszudrücken. Verrückt scheint er nicht zu sein. Er hat sie nicht erwürgt, ihr nicht die Kehle durchgeschnitten, ihr nicht den Schädel eingeschlagen, obwohl all das viel einfacher gewesen wäre. Keine Spur von sadistischer, exzessiver Gewalt. Er wählte die humanste Möglichkeit und erstickte sie mit einem Kissen. Das ersparte ihm auch, sie ansehen zu müssen, während er die Tat verübte. Wie gesagt, ein mitfühlender Pädophiler, gesellschaftlich geachtet in seinem sozialen Umfeld, das bestimmt keine Ahnung von seinen sexuellen Neigungen hat. Er selbst hat das Gefühl, dass ihm keine Wahl bleibt. Das Geschehene ist eigentlich gar nicht seine Schuld. Es war einfach passiert. «
»Ein richtiger Kotzbrocken, mit anderen Worten«, sagte Jarnebring. Das Schwein bring ich um, dachte er. Dieser Gedanke war so ausgeprägt, dass er bereits in seinen Fäusten saß.
»Ganz deiner Meinung«, sagte Sjöberg. »Falls du ihm bei der Festnahme Arme und Beine brichst, dann werde ich attestieren, dass er sich diese Verletzungen selbst zugefügt
Weitere Kostenlose Bücher