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Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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angelegt worden war, als sie politisches Asyl beantragt hatten. Ausnahmsweise waren sich die beiden einig gewesen. Die Gefahr, dass sie im Iran der Ayatollahs verfolgt werden würden, war beträchtlich gewesen. Sie und ihre Familien gehörten der christlichen Minderheit an und waren außerdem Anhänger des Schahs gewesen. Der Vater Yusef, wie sein Name in seinem iranischen Pass geschrieben wurde, und seine Frau Maryam und ihre drei Jahre alte Tochter Yasmine hatten recht umgehend eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten.
    Beide Eltern besaßen eine gediegene Ausbildung. Der Vater war Arzt und hatte an der Universität Teheran studiert, die Mutter war an derselben Universität in Krankenpflegetechnik ausgebildet worden. Außerdem verfügten sie bereits über Kontakte in ihrer neuen Heimat. Josef Ermegan, die Schreibung hatte er geändert, nachdem er seine Aufenthaltsgenehmigung erhalten hatte, besaß etliche Verwandte, die in Schweden wohnten, u. a. anderem einen Onkel, der ein erfolgreicher Arzt war und als Professor für medizinische Chemie am Karolinska-Institut arbeitete.
    »Ich bilde mir ein, dass der Vater nach ungefähr einem Jahr die schwedische Approbation erhielt«, sagte Jarnebring. »Er musste nur einige Kurse nachholen. Die Mutter wurde innerhalb weniger Jahre Zahnhygienikerin. Die ganze Familie erhielt
im Februar 1985 die schwedische Staatsbürgerschaft. Nur ein halbes Jahr, bevor die Tochter ermordet wurde. Erst danach beantragten sie die Scheidung. Getrennt hatten sie sich allerdings schon ein Jahr zuvor, aber das hatten sie nicht an die große Glocke gehängt. Sie wollten offenbar bei der Einbürgerung nichts riskieren.«
    Was auch immer ihre Scheidung damit zu tun hatte, dachte Johansson, aber statt etwas zu sagen, begnügte er sich damit, zu nicken.
    »Erinnerst du dich an die Anzeigen, die die Mutter anlässlich angeblicher Misshandlungen von Seiten des Vaters erstattet hatte? Ich hatte dir bereits davon erzählt.«
    »Ja«, sagte Johansson.
    »Auch diese gingen erst ein, nachdem die beiden schwedische Staatsbürger geworden waren.«
    »Wie praktisch, für den Vater, meine ich«, sagte Johansson. »Warum auch unnötig für Aufruhr sorgen. Vermutlich hatte er ihr sowohl für sie als auch für das Kind höhere Unterhaltszahlungen versprochen, wenn sie den Mund hielt.«
    Was soll denn das schon wieder?, dachte Jarnebring. Irgendwas stimmt nicht.
    »Und was geschah dann?«, fragte Johansson. »Was wurde aus den Eltern? Leben sie noch?«
    »Mir ist nichts anderes bekannt«, antwortete Jarnebring. »Aber beide haben Schweden verlassen. Der Vater ist bereits 1990 in die USA gezogen. Allein, die neue Frau, mit der er zusammenwohnte, als seine Tochter ermordet wurde, verließ er recht umgehend. Er soll in den USA Karriere gemacht haben. Soll so reich sein wie Onkel Dagobert. Besitzt ein großes Pharmaunternehmen. Seit einigen Jahren ist er auch amerikanischer Staatsbürger. Er änderte im Übrigen seinen Namen, bevor er Schweden verließ, in Joseph Simon, Joseph mit PH, und Simon nach seinem Vater. Der hieß mit Vornamen
Simon. Du weißt schon, wie dieser Sänger von Simon and Garfunkel.«
    »Und die Mutter?«, fragte Johansson.
    »Die ist offenbar verrückt geworden«, antwortete Jarnebring. »Ist irgendwann in den 90ern in den Iran zurückgekehrt. Außerdem soll sie so eine Mohammedanerin geworden sein mit Schleier und allem Drum und Dran.«
    »Zum Islam konvertiert, meinst du?«, fragte Johansson.
    »Ja«, bestätigte Jarnebring. »Hat sich so eine Burka oder wie die Dinger heißen übergezogen.«
    »Klingt praktisch«, meinte Johansson.
    »Allemal«, pflichtete ihm Jarnebring bei. »Will man als Frau in diesem Land leben, so bleibt einem wohl nichts anderes übrig.«
    »Ich fühle mich allmählich etwas angeschlagen«, sagte Johansson. »Du hast doch nichts dagegen, dass ich eine Auszeit nehme und ein kleines Nickerchen halte?«
    »Keineswegs«, antwortete Jarnebring.
    »Sehen wir uns morgen?«, fragte Johansson.
    »Ja natürlich«, entgegnete Jarnebring. »Darauf kannst du dich verlassen, und zwar zur selben Zeit am gleichen Ort.«
     
    Dann geschah weiter nichts Bemerkenswertes. Als Jarnebring sich über sein Bett beugte, um ihm kameradschaftlich auf die Schulter zu klopfen, streckte Johansson seine rechte Hand aus. Ohne darüber nachzudenken. Hob sie von der Decke, auf der sie die ganze Zeit gelegen hatte, und streckte sie ihm einfach hin.
    Jarnebring nahm seine Hand. Drückte sie fest, aber gleichzeitig

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