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Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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vergessen. Ich habe vieles aus dem Gedächtnis verloren. Die ganze Zeit fallen mir unzählige Dinge ein, die ich vergessen habe. Das Traurige ist nur, dass ich nicht weiß, was diese sein könnten. Nur, dass es etwas ist, was ich vergessen habe.«
    »Ja«, pflichtete ihm Jarnebring bei. »Du wirkst in letzter Zeit so normal, teilweise sogar richtig menschlich.«
    »Drei Dinge habe ich nicht vergessen«, sagte Johansson, der von Jarnebrings Bemerkung weiter keine Notiz genommen
zu haben schien. »Wenn ich die vergesse, dann ist es mit mir aus.«
    »Und die wären?«, fragte Jarnebring.
    »Das Beste aus der Situation machen, die Dinge nicht unnötig komplizieren und den Zufall hassen.«
    »Lars Martin Johanssons drei goldene Regeln für die Mordermittlung. In einer Woche, sagst du, kannst du mir einen Namen nennen?«
    »Was immer du dann damit anfangen magst«, sagte Johansson. »In der Sache kannst du ja nichts mehr unternehmen. « Das kann keiner von uns, dachte er.
    »Meine Neugier befriedigen«, meinte Jarnebring. »Vielleicht zu dem Schwein nach Hause fahren und ein erstes Gespräch mit ihm führen. Unter vier Augen. Ihm Arme und Beine ausreißen.«
    »Klingt wie eine hervorragende Idee«, sagte Johansson. »Aber eine Woche musst du mir schon geben. Ich bin noch nicht ganz auf dem Damm.«

27
Freitagnachmittag des 16. Juli 2010
    Den restlichen Nachmittag blätterte Johansson in den Ordnern, die Jarnebring ihm mitgebracht hatte. Lange saß er mit einem Foto Yasmines in der Hand da. Ein normales Porträtfoto, vermutlich in der Schule aufgenommen, im Halbprofil, sie lächelte den Fotografen strahlend an. Ein Kind, dachte er. Ein glückliches Kind, und wirklich so hübsch, wie Jarnebring sie beschrieben hatte. Dann schmerzte ihm plötzlich die Brust. Er schob das Foto wieder in den Ordner, und die Schmerzen ließen nach.
    Er begnügte sich damit, das Obduktionsprotokoll rasch durchzublättern. Was dort stand, war vermutlich das, was ihm sein bester Freund bereits erzählt hatte. Die Beschreibung des Fundplatzes und die übrigen Protokolle der Kriminaltechniker las er hingegen genauestens. Eingehend studierte er alle Fotos, die die Kriminaltechniker gemacht hatten. Er wünschte sich sogar die kleine Lupe herbei, die an seinem Schlüsselbund hing. Irgendwo in so einer Klinik müssen die doch ein Vergrößerungsglas haben, dachte er und klingelte.
    »Womit kann ich Ihnen helfen?« Junge Frau, Anfang dreißig. Hübscher Anblick, fröhlich und positiv. Natürlich hatten Leute wie sie Vergrößerungsgläser.

    »Sie haben nicht vielleicht eine Lupe, die sie mir leihen könnten?«, fragte Johansson.
    »Natürlich«, erwiderte sie. »Sie können die aus dem Schwesternzimmer haben.«
     
    Nachdem er Yasmine vergewaltigt und ermordet hatte, hatte ihr mitfühlender Mörder einige Zeit und Mühe darauf verwendet, sie sorgsam zu verpacken.
    Er hatte ihr zwei Müllsäcke über den Kopf gezogen, vom Scheitel, über ihren Oberkörper bis zur Mitte ihrer Oberschenkel, dann hatte er zwei Säcke über ihre Füße, Beine und Taille gezogen, den oberen Rand dieser Säcke bis in Höhe ihrer Brust. Er hatte das in dieser Reihenfolge getan, da Säcke drei und vier über die ersten beiden Säcke gezogen worden waren.
    Daraufhin hatte er das Paket mit Klebeband umwickelt. Normales, braunes, fünf Zentimeter breites Paketklebeband. Sehr eng. Erst um die Knöchel, die Füße und Beine dicht aneinandergelegt, dann um ihre Knie und um ihre Oberschenkel direkt unter dem Steiß. Schließlich um die Taille und Brust, die Arme parallel zum Körper, und zu guter Letzt um ihren Hals. An jeder Stelle hatte er das Klebeband fünf oder sechs Mal um die Leiche gewickelt, obwohl einmal gereicht hätte. Das Ergebnis war der Form und dem Inhalt nach einer mit Stoffstreifen umwundenen Mumie sehr ähnlich, wenn man von der schwarzen Folie und dem Klebeband einmal absah.
    Angstzustände, dachte Johansson. Angstzustände nicht nur aufgrund deiner Tat und der Situation, in die du geraten bist. Diese Angstzustände gehen weiter zurück, dachte er. Du hast gelernt, sie zu kontrollieren. Deine Angstzustände zu kontrollieren ist ein wesentlicher Teil deiner Persönlichkeit geworden.

    Er hatte keine Fingerabdrücke auf der Folie zurückgelassen. Es gab jedoch Spuren von Fingern in Gummihandschuhen. Reste hellroten Gummis waren auf der Innenseite des Klebebands gefunden worden.
    Spülhandschuhe, dachte Johansson. Ganz normale Spülhandschuhe. Vermutlich gebrauchte, da

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