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Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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»Danke, das ist nett«, sagt sie und nimmt sie ihm aus der Hand.

32
Mittwochvormittag des 21. Juli 2010
     
    Erst Toilette, dann Dusche, dann Zähneputzen. Auf die Rasur verzichtete er. Bartstoppeln kleiden einen echten Mann, dachte Johansson und kehrte wankend in sein Zimmer zurück.
     
    Faule Säcke, dachte er, als er wieder im Bett lag. Zum vierten Mal hintereinander hatten sie ihn auf seinem lebensgefährlichen Spaziergang sich selbst überlassen. Trotz aller Steuergelder, die er sein ganzes Leben lang für sie abgedrückt hatte, ohne nur die geringste Gegenleistung zu fordern.
     
    Dann das Frühstück. Die gesunde Variante mit Joghurt, Müsli und frischem Obst. Drei Gläser Mineralwasser, aber kein Kaffee. An diesem Morgen war ihm nicht nach Kaffee.
     
    Der Krankengymnastin entging er nicht, obwohl die Freiheitsglocken in seinem Inneren bereits heftig läuteten. Bedauerlicherweise befand er sich immer noch auf demselben Level, obwohl er sich wirklich angestrengt hatte, um sich nicht selbst in allerletzter Minute als unvorhergesehener Umstand zu behindern.
    »Das Beste draus machen«, sagte die Krankengymnastin und umarmte ihn.

    »Das Beste draus machen«, erwiderte Johansson lächelnd und nickte. Du hast gut reden, dachte er. Ich bin frei, dachte er dann. Er fühlte sich auch frei. Leicht und klar im Kopf. Keine Unruhe, keine Angstzustände und nicht das geringste Unbehagen.
     
    Anschließend kam seine Ärztin und nunmehr auch ganz persönliche Informantin, Dr. Ulrika Stenholm, die an diesem Morgen so müde aussah, dass man sie durchaus für ihre vierundvierzig hätte halten können.
    »Ich weiß nicht, was mit mir los ist«, seufzte sie. »Zum ersten Mal seit Monaten habe ich etwas Ruhe, und trotzdem habe ich die halbe Nacht kein Auge zugetan. Ich denke an die Kinder, träume von den Kindern und rufe dann ihren Vater an und wecke ihn.«
    »Das ist doch verdammt noch mal kein Wunder«, meinte Johansson, »wenn Sie erst die halbe Nacht Klavier spielen, dann Rotwein trinken und dann anderen beim Klavierspielen zuhören.« Such dir einen richtigen Kerl, dachte er.
    »Wissen Sie was?«, sagte Ulrika Stenholm, »manchmal machen Sie mir Angst. Ist es möglich, dass Sie sich nachts aus dem Krankenhaus schleichen, um mir hinterherzuspionieren?«
    »Danke für die Einladung«, erwiderte Johansson. »Aber Sie täuschen sich. Ein dicker Rentner im weißen Nachthemd, der sich auf einen Infusionsständer gestützt die Nase an Ihrem Wohnzimmerfenster plattdrückt. Nein«, er schüttelte den Kopf, »undenkbar. So einen Mann hätten selbst Sie entdeckt, Frau Doktor.«
    »Wissen Sie was?«, sagte sie noch einmal und lächelte. »Sie haben wirklich Humor. Es ist aufmunternd, sich mit Ihnen zu unterhalten, wenn Sie in Laune sind.«
    »Ich weiß«, sagte Johansson. »Wie sieht es eigentlich mit meiner Entlassung aus?«

    Alles sei geregelt, sagte Ulrika Stenholm, die an diesem Morgen schon mit Pia gesprochen hatte. Diese hatte alles zu Hause vorbereitet. Außerdem hatten sie Termine für Nachuntersuchungen, Kontrollen, Blutentnahmen und den täglichen Besuch bei der Krankengymnastin vereinbart.
    »Einer Ihrer ehemaligen Kollegen will Sie offenbar abholen«, sagte Ulrika Stenholm. »Er bringt auch Kleider für Sie mit. Er kommt mit seinem Wagen, sonst steht Ihnen ein Taxi zu, wie Sie vielleicht wissen.«
    »Das ist mein bester Freund«, sagte Johansson, und merkte, dass irgendjemand oder irgendetwas sein Herz berührte, als er diese Worte aussprach. »Wir haben zusammen die Polizeischule absolviert. Das ist fast fünfzig Jahre her. Er war übrigens mit dem Yasmine-Fall befasst. Ich selbst war damals bei der Reichspolizeibehörde.«
    »Mit dem Yasmine-Fall?«, sagte sie und sah ihn erstaunt an. »Aber das ist ja ausgezeichnet! Ist er Ihnen behilflich gewesen? «
    »Er hat mir ein paar alte Unterlagen mitgebracht, die ich gelesen habe.« Johansson nickte mit dem Kopf zu den Ordnern auf dem Tisch neben dem Bett hinüber. War er mir behilflich? Na ja, dachte er.
    »Wie gut«, sagte Ulrika Stenholm, steckte die Hand in die Tasche ihres weißen Kittels und fischte ihr Handy heraus. »Ah, ja, ich sehe, es ist Zeit«, sagte sie kopfschüttelnd. »Ich muss weiter.«
    »Passen Sie auf sich auf«, sagte Johansson und hielt ihr seinen linken Arm hin. Was für eine üble Arbeit sie doch hat, die Ärmste, dachte er.
    »Sie auch«, erwiderte sie und war die Zweite, die ihn an diesem Morgen umarmte. »Ich habe Bescheid gegeben, dass man

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