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Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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schon, Spaziergänge, irgendein besonderes Essen. Wenn Sie wollen, können wir auch spazieren fahren, ins Kino gehen. You name it.« Sie nickte ihm aufmunternd zu.
    »Am meisten weiß ich Ruhe und Frieden zu schätzen«, sagte Johansson. »Und im Übrigen wäre ich jetzt gerne allein.«
    »Das ist vollkommen okay. Ich setze mich in die Küche und lese«, sagte Matilda. »Rufen Sie, falls was sein sollte.«
     
    Johansson legte sich aufs Sofa und starrte an die Decke. Für die Kartons mit den Papieren fehlte ihm die Kraft.
    Eigentlich doch ganz nett, dachte Johansson. Hübsch ist sie auch. Warum in aller Welt hat sie sich nur so ausstaffiert? Hat sie denn keine Eltern, die intervenieren könnten?
    Dann schlief er ein. Er erwachte davon, dass jemand vorsichtig seinen Arm berührte.
    »Aufgewacht«, sagte Matilda. »In zwei Stunden haben wir einen Termin bei der Krankengymnastin.«
    »In zwei Stunden?«, sagte Johansson. Ich brauche zum Anziehen höchstens eine Viertelstunde. Wie lang braucht man mit dem Auto dorthin? Höchstens zwanzig Minuten, dachte er.
    »Ich wollte Sie noch etwas zurechtmachen, bevor wir fahren«, sagte Matilda. »Könnten Sie sich vielleicht in den Stuhl da drüben setzen?« Sie nickte in Richtung eines Lehnstuhls, den sie neben sein Sofa gestellt hatte.
    »Ja«, sagte Johansson. Wo liegt das Problem?, dachte er. Ein Meter. Glaubt sie denn, ich bin querschnittsgelähmt oder was?«
    Daraufhin stand er einfach auf und setzte sich auf den Lehnstuhl.

    Matilda legte ein Kissen hinter seinen Kopf und packte sein Gesicht in ein warmes Handtuch. Seine Kopfschmerzen waren plötzlich verschwunden, als hätte sie sie mit ihren langen, schmalen Fingern weggeschnippt.
    »Jetzt bleiben Sie einfach zwei Minuten lang so sitzen, und ich gehe einen Rasierapparat und Rasierschaum holen.«
     
    Dann rasierte sie ihm die Bartstoppeln ab. Vorsichtig und ohne jedes Blutvergießen. Den übrigen Rasierschaum entfernte sie mit einem weiteren Handtuch, das sie mit warmem Wasser angefeuchtet hatte. Vorsichtig verteilte sie dann Rasierwasser aus seinem eigenen Badezimmerschrank auf seinen Wangen und seinem Kinn. Anschließend hielt sie ihm einen Spiegel hin.
    »Sie müssen zugeben, dass man einen gewissen Unterschied sieht«, sagte sie.
    »Ja«, sagte Johansson. Näher als soeben bin ich Sex aufgrund dieser verdammten Blutdruckmedizin schon lange nicht mehr gekommen, dachte er. »Danke, Matilda«, sagte er.
    »Schon okay«, antwortete sie. »Ich weiß, dass man nach einem Stroke seltsame Sachen sagen kann. Das ist ganz okay. Meine Freunde nennen mich übrigens Tilda.«
    »Danke, Tilda«, sagte Johansson. Was zum Teufel meint sie eigentlich?, dachte er.

39
Donnerstagnachmittag des 22. Juli 2010
    Wie versprochen tauchte Jarnebring nach dem Mittagessen auf. Matilda hatte ihnen Kaffee, Wasser und Obst hingestellt und die Tür zugemacht, damit sie ihre Ruhe hatten. Sie war in die große Stille verschwunden, die in seiner riesigen Wohnung herrschte.
    »Hübsches Ding«, sagte Jarnebring anerkennend. »Und aufgeweckt ist sie auch.«
    »Stimmt. Aber diese ganzen Ringe und Tätowierungen. Wozu sollen die gut sein?«
    »Die haben heutzutage alle«, meinte Jarnebring und zuckte mit den Achseln. »Kinder und Erwachsene. Meine Frau hat auch zwei.«
    »Die sind mir nie aufgefallen«, meinte Johansson und nickte in Richtung der Kartons. Meine Güte, dachte er.
    »Wo willst du beginnen?«, fragte Jarnebring und deutete mit dem Kopf zu den Kartons hinüber. Das will ich auch gehofft haben, dass dir die nicht aufgefallen sind, dachte er.
    »Du hast von einem Durcheinander gesprochen«, seufzte Johansson.
    »Und das war eine Untertreibung«, meinte Jarnebring. »Aber einen gewissen Überblick habe ich noch. Ich kann dir so in etwa erläutern, was die Schachteln enthalten.«

    »Fang mit der Nachbarschaftsbefragung an«, sagte Johansson. Keine Kopfschmerzen mehr. Stattdessen ein seltsames Gefühl der Losgelöstheit, das ihn in letzter Zeit des Öfteren befiel. Als sei er andernorts unterwegs. »Fang mit der Befragung der Nachbarn an«, wiederholte er. Reiß dich zusammen, du bist frisch rasiert, hast trainiert, hast die Plateauphase überwunden, bist von deiner Krankengymnastin gelobt worden und sitzt hier mit deinem besten Freund. Was willst du mehr? Du lebst, dachte er.
    Knapp zusammengefasst: Die Befragung der Nachbarn im Mordfall Yasmine Ermegan war eine reine Katastrophe gewesen. Als sie endlich angelaufen war, war seit ihrem Verschwinden

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