Der sterbende Detektiv - Roman
Sie unbesorgt. «
»Unterstehen Sie sich«, sagte Johansson. Dann schob er sie mit seinem linken Arm beiseite. »Falls Sie sie anrufen, schlage ich Sie tot«, sagte er.
Sie erwiderte nichts, sondern schüttelte nur den Kopf, verließ das Zimmer und machte die Tür hinter sich zu.
Er benötigte mindestens fünf Minuten, um auf sein eigenes Sofa zu kriechen. Ein Sofa, das nur wenige Meter entfernt war. Als er endlich darauf saß, öffnete sich die Tür, und sein ältester Bruder trat ein.
»Geschäftsessen im Gondolen. Pia rief an. Was ist hier eigentlich los?«, fragte Evert, der bei Alarmstufe Rot nie zu viele Worte machte.
»Gar nichts ist los«, sagte Johansson. »Ich bin einfach nur gestolpert.«
»Red keinen Unsinn«, sagte Evert. In diesem Augenblick kam auch Matilda wieder ins Zimmer.
»Ich glaube, er ist zu schnell aufgestanden, was einen Blutdrucksturz zur Folge hatte, da ist ihm schwindlig geworden und er ist hingefallen. Ich glaube nicht, dass …«
»Und Sie halten jetzt die Klappe und verlassen das Zimmer, damit ich mich in Ruhe mit meinem Bruder unterhalten kann«, sagte Evert, wobei er mit der Hand auf sie zeigte.
Wenn Evert so zeigt, dann macht sich sogar Batman in die Hose, dachte Johansson, und ihm war plötzlich ungemein fröhlich zumute, trotz der Schmerzen in Brust und Hüfte.
Evert zog sich einen Stuhl heran und setzte sich.
»Möchtest du ein Glas Wasser?«, fragte er.
»Gib mir einen Kognak«, sagte Johansson. »Einen großen.«
»Klar«, sagte Evert und nickte wohlwollend. »Klar kriegst du einen Kognak. Ich nehme, glaube ich, einen Whisky.«
Dann unterhielten sie sich. In aller Ruhe, von Mann zu Mann, ein älterer Bruder mit seinem jüngeren. Evert nippte an seinem Whisky und Johansson an seinem Kognak.
»So kann es nicht weitergehen, das ist dir doch wohl klar«, sagte Evert.
»Was du nicht sagst«, meinte Johansson. »Zu diesem Schluss bin ich tatsächlich auch schon gekommen. Alle Vorschläge werden dankbar entgegengenommen.«
»Ich kann dir den Hilfsburschen abtreten. Ich bringe ihn her, damit er dir helfen kann. Er arbeitet bei meiner Frau und mir auf dem Hof.«
»Deinen Hilfsburschen?«
»Ja«, sagte Evert. »Ich fände es unnötig, wenn du dir zu Hause in deiner eigenen Wohnung das Genick brichst.«
»Und was ist mit ihm nicht in Ordnung?«, fragte Johansson, »mit deinem Hilfsburschen?«
»Alles ist in Ordnung«, sagte Evert und schüttelte den Kopf. »Er ist groß und stark, alles andere als dumm und tut, was man ihm sagt.«
»Also keine Fehler?«
»Nein«, sagte Evert und lächelte breit. »Manchmal, wenn ich ihm einen Schnaps ausgebe, faselt er davon, Polizist werden zu wollen, aber im Übrigen ist er vollkommen normal.«
»Und du?«, wandte Johansson ein. »Brauchst du ihn denn nicht?« Bei all den Pferden, den Hunden, der Landwirtschaft, dem Wald und der Jagd, dachte er.
»Ich komm schon klar«, schnaubte Evert. »Jetzt müssen wir erst mal zusehen, dass du wieder auf die Beine kommst.«
»Natürlich«, sagte Johansson. »Wirklich nett von dir.«
»Meine Hand drauf«, sagte Evert. »Höchste Zeit, dass du dich zusammennimmst. Bis zur Elchjagd ist es nur noch ein Monat.«
»Auf die Jagd«, sagte Johansson, nickte und hob sein Glas.
52
Mittwochabend des 28. Juli 2010
Abendessen mit Pia. Sie aßen in der Küche. Auf der Dachterrasse konnten sie nicht sitzen, da es regnete. In Anbetracht seiner Verfassung war das vollkommen in Ordnung.
»Wie geht es dir?«, fragte Pia. »Du hast mir wirklich einen wahnsinnigen Schrecken eingejagt, weißt du das?«
Sie strich ihm mit der Hand über die seine, die reglos auf dem Tischtuch lag.
»Das ist doch gar nicht wahr«, sagte Johansson, den ihre Bemerkung sofort wütend machte. »Ich habe diesem tätowierten Miststück gesagt, dass sie dich nicht anrufen soll, aber das war ihr scheißegal. Ich habe sie gebeten, mir aufs Sofa zu helfen, aber auch das ignorierte sie.«
»Selbstverständlich musste sie anrufen. Das müsstest du doch verstehen. Schon allein aus Sorge um dich.«
»Nein, das verstehe ich nicht. Ich höre deine Worte, aber ich bin nicht deiner Meinung, und ich bin es langsam leid, dass mir alle vorschreiben, was ich zu empfinden und zu denken habe. Das gilt im Übrigen auch für dich.«
»Du hast es jetzt schwer«, sagte Pia. »Das verstehe ich, aber du musst auch einsehen, dass wir dir nur helfen wollen.«
Das hier hat keinen Sinn, dachte er. Sein Zorn verrauchte. Die Müdigkeit vertrieb
Weitere Kostenlose Bücher