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Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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»Sie waren sich nie begegnet. Höchstens mal kurz begrüßt, aber sie haben nie miteinander gespielt. Rückblickend bin ich froh darüber. So blieben mir viele unangenehme Fragen erspart, um es einmal so auszudrücken.«
    »Ekelhaft«, erwiderte Johansson. »Was ist das nur für ein Mensch, der einem kleinen Mädchen so etwas antut.«
    »Ich dachte, so jemand wie Sie wüsste das?«, sagte Erika erstaunt. »Muss man so etwas in Ihrem Beruf nicht wissen?«
    »Doch«, entgegnete Johansson. »Aber so etwas zu verstehen, ist etwas ganz anderes.«
    »Ich verstehe, was Sie meinen«, sagte Erika. »Daher müssen Sie über Karolinas und Jessicas Vater auch nicht weiter nachdenken.«
     
    Bereits im Herbst 1985 hatte Margaretha Sagerlied offenbar den Entschluss gefasst, das Haus in Äppelviken zu verkaufen.
    »Ich glaube, es wurde im Frühjahr ’86 verkauft«, sagte Johansson. »Ungefähr neun Monate nach dem Mord. Wissen Sie, warum sie so plötzlich umziehen wollte?« Jetzt schaut sie wieder so, dachte er, als sei sie auf der Hut. Ganz eindeutig auf der Hut.
    »So plötzlich war das, glaube ich, auch wieder nicht. Schließlich war fast ein ganzes Jahr vergangen.«
    »Na ja«, entgegnete Johansson. »Einen solchen Kasten verkauft man auch nicht über Nacht. Außerdem bilde ich mir ein, dass der Makler das Haus bereits im Herbst zum Verkauf angeboten hat.«
    »Ich finde das eigentlich gar nicht merkwürdig«, sagte
Erika Brännström. »Sie hatte recht lange davon gesprochen, dass ihr das Haus viel zu groß sei, dass sie allmählich alt werde, dass sie in die Stadt ziehen wolle, dass sie vorhabe, irgendwo in Östermalm eine kleine Wohnung zu kaufen, wo sie dann alles in der Nähe habe.«
    »Das Haus war zu groß?« Das Haus war doch ihr eigenes Museum, dachte Johansson. Das Denkmal ihres Lebens. Das ergibt keinen Sinn.
    »Ja, sie hatte recht lange davon gesprochen. Recht lange.«
    »Und das, was Yasmine zugestoßen war? Sie glauben nicht, dass sie das beeinflusst haben könnte? Sie ging schließlich bei ihr ein und aus. Wenn man sich überlegt, was geschehen war, können das ja keine schönen Erinnerungen gewesen sein.« Warum lügst du mich an?, dachte er.
    »Nein«, sagte Erika Brännström und schüttelte den Kopf. »Ich verstehe, was Sie meinen, aber darüber hat sie jedenfalls nie gesprochen.«
    »Sie haben ihr mit dem Unzug geholfen, wenn ich richtig unterrichtet bin. Sie haben anschließend auch das ganze Haus geputzt.«
    »Ja«, sagte Erika. »Sie hatte sich eine Eigentumswohnung in Östermalm gekauft. In der Riddargatan. Ich half ihr beim Umziehen.«
    »Und dann?«, fragte Johansson.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Hatten Sie anschließend noch Kontakt? Wollte sie, dass Sie ihr weiterhin helfen?«
    »Nein«, sagte Erika Brännström. »Ein Grund für den Umzug in eine Wohnung war, dass sie ohne Hilfe zurechtkommen wollte. Dann wurde sie krank. Sie bekam Krebs. Sie war lange Zeit bettlägerig, bevor sie starb, und das war ja ein knappes Jahr nach ihrem Umzug. Wir haben ein paarmal miteinander telefoniert, das war schon alles.«

    »Hat sie bei Ihnen angerufen? Oder war es umgekehrt?« Warum lügst du mich an?, dachte er. Wen willst du decken?
    »Sowohl als auch. Ich rief sie an, und sie rief mich an.«
    »Etwas ganz anderes«, sagte Johansson. »Ihr Freundeskreis. Ich bilde mir ein, das seien überwiegend gleichaltrige Leute gewesen. Mit demselben Hintergrund wie sie.«
    »Ja«, sagte Erika. »Mit Ausnahme einiger Nachbarn wie Axel und seine Frau und Yasmines Vater und seine Lebensgefährtin. Kinder von alten Freunden. Natürlich erwachsen, vielleicht dreißig oder vierzig, also die Jüngsten von ihnen.«
    »Eine direkte Frage«, sagte Johansson. »Gab es irgendeinen männlichen Bekannten, der ihr nahestand? So um die dreißig? Jemanden, den sie regelmäßig sah?«
    »Wie meinen Sie das? Soll sie eine Affäre mit einem jüngeren Mann gehabt haben?«
    »Nein, das meine ich nicht«, sagte Johansson. »Jemand, den sie gut kannte, der ihr vielleicht half. Ein Verwandter, ein Bekannter, der Sohn irgendwelcher Freunde.« Warum stellst du dich dümmer, als du bist?, dachte er.
    »Nein«, sagte Erika Brännström und schüttelte den Kopf. »So jemanden gab es nicht. Hätte es so jemanden gegeben, hätte ich das natürlich gewusst.«
    »Versteht sich«, erwiderte Johansson und lächelte. »Und ihre Töchter? Soweit ich weiß, geht es ihnen gut.« Das war jetzt mehr eine Behauptung als eine Frage.
    »Ja«, antwortete ihre Mutter.

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