Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
ihm die Brust, das Herz und die Lungen ab, betrachtete sein EKG oder einfach nur ihn.
    »Es ist folgendermaßen«, sagte Johansson. Genauso gut kann ich es gleich sagen, dachte er. »Ich war mein ganzes Leben lang Polizist. Ich bin es gewohnt, klare Antworten zu bekommen, und habe das Gefasel von Ihnen und Ihren Kollegen
herzlich satt. Ich will wissen, wie es mir geht, und zwar aus dem einfachen Grund, weil ich mich lausig fühle. Ich muss hinzufügen, dass ich eigentlich nicht zu den Leuten gehöre, die jammern. Sagen Sie mir also einfach, was Sache ist.«
    »Okay«, sagte der Kardiologe. »Ihr Herz hat viele Jahre lang ganz schön viel aushalten müssen. Ihre Werte sind schlecht. Was mir am meisten Sorgen bereitet, ist Ihr Blutdruck. Den müssen wir senken. Mit Hilfe Ihrer Medikamente, aber auch indem Sie abnehmen, Ihre Kondition verbessern und ein ruhigeres Leben führen. Sie müssen aufhören sich zu stressen, aufhören, sich Sorgen zu machen und sich aufzuregen. Ist das klar genug?«
    »Ja«, sagte Johansson. »Muss ich irgendwelche praktischen Dinge regeln? Nur so zur Sicherheit?«
    »Wenn Sie meine Anweisungen befolgen, dann brauchen Sie vorerst kein neues Testament zu schreiben.«
    »Gut«, sagte Johansson. Das Beste draus machen, dachte er. Sich mit dem Machbaren begnügen, wenn man keine Wahl hat.
     
    Nach beendetem Training stellte er seiner Krankengymnastin dieselbe Frage.
    »Schauen Sie sich diesen Arm an«, sagte Johansson.
    Dann hob er den rechten Arm, öffnete die Hand, ballte sie daraufhin zur Faust und streckte den Zeigefinger aus.
    »In einem Monat beginnt die Elchjagd«, sagte Johansson. »Ich habe schon als Kind Elche gejagt. Werde ich mit diesem Arm je wieder jagen können? Werde ich je wieder ein Gewehr halten können? Werde ich mit dem rechten Zeigefinger abdrücken können? Im Augenblick habe ich kaum Gefühl in den Fingern und kann nicht mal eine Zeitung halten.«
    »Das wird dauern«, sagte sie.
    »Was bedeutet das? Ein Jahr? Fünf Jahre? Nie?«

    »Diese Frage lässt sich nicht beantworten, aber wie ich Ihnen bereits gesagt habe, dürfen Sie so nicht denken, denn dann …«
    »Danke«, unterbrach sie Johansson. Ich bin es wahnsinnig leid, dass mir alle dauernd erzählen, wie ich zu denken habe und was ich nicht denken darf, dachte er.
     
    Was hat ein Leben für einen Sinn, das nur darauf hinausläuft, die Tage bis zum Ende zu zählen?, dachte Johansson im Auto auf dem Heimweg. Was ist das für ein Leben?
    »Sie müssen entschuldigen, wenn ich Ihnen mit dieser Sache in den Ohren liege«, sagte Matilda, »aber es geht um dieses Geld.«
    »Ja, Sie sind eine Nervensäge«, erwiderte Johansson. »Außerdem geht es mir verdammt schlecht, wenn Sie also jetzt den Mund halten könnten, wäre es mir sehr recht. Fahren Sie mich einfach nach Hause. Ansonsten halten wir, und ich nehme mir ein Taxi.«
    »Entschuldigen Sie«, sagte sie. »Entschuldigen Sie, das war nicht meine Absicht.«
    Jetzt hast du noch jemanden unglücklich gemacht, dachte Johansson.
    »Was ist das für ein Leben, das nur darauf hinausläuft, die Tage bis zum Ende zu zählen? Was ist das für ein verdammtes Leben?«
    »Es wird schon wieder besser«, antwortete Matilda und tätschelte ihm den Arm. »Bald sind Sie so wie früher. Ich verspreche es.«
     
    Sein Mittagessen aß er allein halb auf dem Sofa liegend. Er ertrug den Gedanken nicht, auf einem Stuhl am selben Tisch wie sein Kindermädchen zu sitzen. Er trank auch keinen Wein. Schüttelte nur den Kopf, als sie fragte.

    Die Kopfschmerzen, der Druck auf der Brust. Das schaffe ich nicht, dachte Johansson und erhob sich vom Sofa, um auf die Toilette zu gehen und eine der kleinen Tabletten zu schlucken, mit denen er allem entfliehen konnte. Plötzlich schaukelte der Fußboden, die Beine gaben unter ihm nach, die Wände begannen zu kreisen. Er ruderte mit dem rechten Arm, der nutzlose Versuch, sich irgendwo festzuhalten, und stürzte dann seitlich zu Boden. Es wurde ihm schwarz vor Augen.
    »Bleiben Sie liegen«, sagte Matilda, die vor ihm kniete. Wo du schon wieder herkommst, dachte er.
    »Können Sie mich hören? Können Sie die Beine bewegen? Versuchen Sie, die Füße zu bewegen. Ich rufe Hilfe«, sagte sie.
    »Bloß nicht, verdammt noch mal«, sagte Johansson. »Helfen Sie mir lieber aufs Sofa.«
    »Sie müssen ganz still liegen«, sagte Matilda und legte ihm die linke Hand auf die Brust. Dann zog sie mit ihrer Rechten ihr Handy hervor. »Ich rufe Pia an«, sagte sie. »Seien

Weitere Kostenlose Bücher