Der sterbende Detektiv - Roman
Handy an.
»Johansson«, sagte Johansson. »Ich wollte dich um ein paar Sachen bitten.«
»Ich höre, Chef«, sagte Kommissar Hermansson. Drei Jahre im Ruhestand durch Johanssons Tonfall wie weggeblasen.
»Hast du etwas über Högberg in Erfahrung gebracht?«
»Ich habe eine umfassende Recherche angestellt. Die Jungs von der Fahndung haben auch ein paar aktuelle Fotos von ihm geschossen. Scheint nicht sonderlich fit zu sein, der Kerl. Die Aufnahmen zeigen, wie er gestern Nacht aus seiner Eckkneipe torkelte. Ziemlich mitgenommen, um es einmal so auszudrücken.«
»Aha«, meinte Johansson. »Spielt keine Rolle, schließlich sind fünfundzwanzig Jahre vergangen. Die Frage ist, wie er damals aussah. Kannst du mir die Fotos von der damaligen Festnahme schicken?«
»Natürlich«, sagte Hermansson. »Patrik wollte sie dir vorbeibringen, wenn seine Schicht zu Ende ist. Unauffällig, verstehst du, ich sehe zu, dass wir die Sache innerhalb der Familie regeln.«
»Wieso, unauffällig?«, fragte Johansson.
»Tja«, erwiderte Hermansson. »Der Fall ist schließlich verjährt. Wir sollten vielleicht etwas diskret vorgehen, um es einmal so auszudrücken.«
»Was für ein verdammter Unsinn«, sagte Johansson. »Schick jemanden vorbei, der einen Abstrich bei ihm vornehmen kann. Wenn er wirklich so säuft, dann ist er vermutlich schon nicht mehr nüchtern. Einfach bei ihm anklingeln. Wir brauchen nur seine DNA.«
»Hab schon verstanden, Chef«, sagte Hermansson. »Lass mich darüber nachdenken. Schließlich haben wir es hier mit einem verjährten Fall zu tun, und ich bin nicht sonderlich scharf auf eine Dienstaufsichtsbeschwerde.«
»Vergiss es«, sagte Johansson. »Ich rufe jemand anderen an.«
»Warte, Chef. Lars, verdammt, jetzt sei nicht gleich eingeschnappt. Wir kennen uns doch jetzt schon eine ganze Weile, um es einmal so zu sagen.«
»Manchmal mache ich mir Sorgen um dich, Herman«, sagte Johansson. »Wenn Högberg jetzt wirklich Yasmine abgemurkst hat, glaubst du, dass das seine letzte Tat war?«
»Nein«, sagte Hermansson. »Ich verstehe, was du meinst. Ich sorge dafür, dass jemand umgehend auf welche Art auch immer den Abstrich vornimmt.«
»Schick ihm halt deinen Schwiegersohn«, meinte Johansson. »Er braucht dazu sicher nur ein paar Sekunden. Und weigert er sich, den Mund aufzumachen, dann muss er ihm das Wattestäbchen halt in die Nase schieben.«
»So machen wir das«, meinte Hermansson.
»Gut«, erwiderte Johansson. »Dann musst du noch dafür sorgen, dass wir beim Staatlichen Kriminaltechnischen Labor als Erste an die Reihe kommen.«
»Jetzt mal sachte«, meinte Hermansson. »Ich habe gerade wegen eines ganz frischen Mordfalls mit denen telefoniert. Zwei erschossene Russen, deren Leichen in der Gegend von Biskopsudden gefunden wurden. Frühestens in drei Wochen, haben sie gesagt.«
»Wer ist jetzt der Chef?«, fragte Johansson. »Also im SKL?« »Diese Frauensperson, die zu deiner Zeit Direktorin im Reichspolizeiamt war.«
»Gut«, sagte Johansson. »Ruf sie an und grüße sie von mir. Sag ihr, dass wir das umgehend brauchen, spätestens sechs Stunden, nachdem sie die Probe erhalten haben.«
»Klar«, sagte Hermansson. »Habe verstanden. Ich kümmer mich drum.«
»Ausgezeichnet«, sagte Johansson. »Ich freue mich schon auf den Besuch deines Schwiegersohns.«
Dann steckte er sein Handy in die Brusttasche seines Jacketts, nahm seinen Stock mit Gummifuß und hinkte in die Diele. Matilda saß auf einem Stuhl, wartete und lächelte.
»Der erste Tag Ihres neuen Lebens«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Wohin wollen Sie fahren.«
»Wenn Sie einfach nur fahren und die Klappe halten, dann werde ich dafür sorgen, dass Sie die notwendigen Informationen erhalten«, sagte Johansson. Back on the road again, dachte er.
Johansson zeigte ihr den Weg, deutete im Laufe der Fahrt mit der linken Hand Richtung Slussen, die Skeppsbron entlang an der Altstadt vorbei, zum Grand Hotel, an der amerikanischen Botschaft und am Kaknästornet vorbei und über die kleine Brücke über den Djurgårdsbrunnskanalen. Strahlende Sonne, blauer Himmel, kleine weiße Wölkchen wie die Brustdaunen im Paarungsgefieder einer Eiderente. Dieselben Daunen, mit der sich auch eine Neunjährige ersticken ließ. Stockholm, wenn es am schönsten war, dem Betrachter seine Schokoladenseite zugewandt.
»Halten Sie hier«, sagte Johansson.
Dieses Mal keine Einwände. Sie hielt einfach wortlos an.
»Ich will zu Fuß in die
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