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Der sterbende Stern

Der sterbende Stern

Titel: Der sterbende Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
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genug«, sagte Vasth.
    Im Saal war es plötzlich sehr still geworden. In die Stille hinein sagte Gelmar leise zu Hargoth: »Gehst du nun?«
    Hargoth wandte sich um, und Priester und Krieger folgten ihm.
    Gelmar klatschte in die Hände. Durch einen Ledervorhang an der Seite des Saales traten Männer, in gelbe Gewänder gekleidet. Ihresgleichen hatte Stark auf Skaith noch nicht gesehen. Schöne Männer, schön gebaut, mit Adlergesichtern, die fast zu vollkommen waren, und sie waren sich so ähnlich, daß man sie kaum auseinander halten konnte. Die Augen standen weit im Gesicht, hatten aber kein Leben, keine Tiefe.
    Sie nahmen Halks Tragbahre auf und halfen Gerrith auf die Füße. Zwei weitere lösten die Soldaten neben Stark ab. Sie hatten Dolche in den Gürteln, und unter ihren Gewändern waren glatte, kräftige Muskeln zu erkennen. Gelmar sagte: »Nehmt sie mit und paßt auf sie auf.«
    Stark konnte Gelmars Gesicht sehr deutlich sehen. Die Falten, die Spannung, die Müdigkeit. Das große Selbstvertrauen, das ihm beim ersten Treffen aufgefallen war, hatte sich wohl im Meer aufgelöst, in das er ihn gerissen hatte.
    Stark sagte: »Gerrith hat recht. Du hast Angst.«
    Gelmars Leute führten ihn schon fort, und der Stabträger schenkte ihm keine Beachtung. Stark wußte, daß er recht hatte. Neues war geschehen, das die Stabträger weder begreifen noch lenken konnten, und sie spürten, wie ihnen die alte Macht entglitt. Und ihre Angst würde sie noch gefährlicher machen.
    Vielleicht hatte sie Ashton schon das Leben gekostet.
    Die Gefangenen wurden in angrenzende Räume gebracht und schließlich in ein Zimmer geführt, in dem Schlaf matten am Boden lagen.
    Die Männer in den gelben Gewändern blieben im Zimmer. Zu sechst paßten sie auf eine Frau und zwei Männer auf, von denen einer verwundet war. Ein Zeichen, für wie wichtig man sie hielt.
    Gerrith versuchte sich das Blut aus dem Gesicht zu wischen.
    Halk sagte: »Gerrith, stimmt das, was du von Irnan gesagt hast?«
    Stark antwortete an ihrer Stelle. »Natürlich. Warum will man uns sonst am Leben erhalten? Wenn der Aufstand niedergeschlagen wäre, könnte man uns ebensogut töten.«
    Einer der helläugigen Männer sagte mit seltsam weicher Stimme: »Nicht reden.«
    Halk beachtete ihn nicht. Er schien sich ein wenig erholt zu haben. »Ja, ich verstehe. Wenn Irnan noch kämpft, vielleicht vereinigen sich dann die anderen Stadtstaaten mit uns …«
    Er brach stöhnend ab, weil der Mann, der ihm am nächsten war, mit dem Fuß gegen die Bahre stieß.
    Wenn das stimmte, dachte Stark, genügte es nicht, wenn die Stabträger lediglich bekanntgaben, sie hätten den Dunklen Mann, die weise Frau und die Rädelsführer des Aufstandes getötet. Sie mußten Beweise liefern und sie Leuten vorführen, die sich von ihrer Echtheit überzeugen konnten. Man konnte den Gefangenen ein öffentliches Ende bereiten, das Generationen im Gedächtnis bleiben würde.
    Wenn der Aufstand von der Hoffnung auf Erfüllung der Prophezeiung abhing, konnte man ihn auf diese Weise rasch zum Erliegen bringen. Irnan würde fallen, und für den Augenblick würde alles zu Ende sein.
    Die Stabträger glaubten offenbar, daß diese Hoffnung den Aufstand am Leben erhielt. Stark war auch der Ansicht. Wenn die Zitadelle und die Schutzherren jedoch nicht vernichtet wurden, mochte Irnan einen schweren Stand haben.
    Es lief alles auf die Zitadelle und die Schutzherren hinaus. Sie waren das Symbol der Dauer, der unveränderlichen, heiligen, unsichtbaren und unverletzlichen Macht.
    War es denn eine Macht, die von einem Mann bekämpft werden konnte? Auch wenn er frei wäre?
    Stark sah sich seine blutgetränkten Fesseln an. Sechs Männer bewachten sie. Draußen das Eiserne Haus und Thyra, jedes Tor, jede Gasse überwacht.
    Halk hatte sich ebenfalls Gedanken gemacht. »Warum log Gelmar den Kornkönig an?«
    Wieder wurde gegen die Bahre getreten.
    Stark sagte rasch: »Will er denn, daß die Leute aus den Türmen …«
    Er duckte sich unter dem ersten Schlag weg.
    »… nach Süden marschieren und das Lied der Befreiung singen?« Dem zweiten Schlag konnte er nicht ausweichen. Er versuchte es nicht erst. Er packte die gespreizten Finger mit den Zähnen. Er lernte eines. Diese beinahe vollkommenen Wesen waren keine Roboter. Sie bluteten.
    Er auch.
    Später kam ein Heilkundiger, ein Thyraner in ungefärbtem Gewand. Ihm folgten zwei Knaben mit Salbentöpfen und Verbandstüchern. Er machte sich an den Gefangenen zu schaffen und

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