Der Stern von Yucatan
zu sein.
“Die sagen, sie suchen einen langhaarigen blonden Amerikaner mit einer runden Brille und einem schlimmen Schnitt an seiner rechten Hand”, erklärte Thomas.
Jason zuckte die Achseln. Sein Haar war dunkel, kurz geschnitten, und er trug keine Brille. “Was soll ich dazu sagen? Die Beschreibung trifft nicht auf mich zu.”
“Ich bin nicht sicher, ob ich es ohne seine Hilfe bis El Mirador geschafft hätte”, sagte Lorraine zu ihrem Vater.
Thomas sah Jason noch einmal genau an. “Wie gesagt, zum Glück für Sie glaubt Lieutenant Jacinto Ihnen.”
Jason seufzte erleichtert.
“Ich habe die Polizei überredet, dass man Sie für heute Nacht ins Hotel zurückkehren lässt. Aber morgen früh werden die Ihnen noch einige Fragen stellen wollen.”
“Natürlich. Ich werde alles Notwendige tun, um mich von dem Verdacht zu befreien”, erklärte Jason eifrig.
“Ich bin da, falls Sie mich brauchen”, fügte Thomas hinzu.
“Danke, Sir. Ich bin Ihnen für Ihre Hilfe sehr verbunden. Mehr als ich sagen kann.”
“Jason wird dich nicht enttäuschen”, betonte Lorraine. “Er wird tun, was getan werden muss.”
“Nochmals danke”, sagte Jason.
Jason, Lorraine und ihr Vater verließen die Polizeistation zusammen. Die Polizisten hatten den Rucksack wieder gepackt und zurückgegeben. Thomas bestand darauf, Jason zum Hotel zu begleiten, und sprach dann mit dem Besitzer, einem alten Mann, der ihn herzlich begrüßte.
Obwohl Lorraine nicht verstand, was die beiden miteinander sprachen, war das Thema der Unterhaltung offensichtlich. Der Mann vom Hotel sollte ein Auge auf Jason haben.
Thomas erwähnte ihre Rolle in dem Fiasko nicht, bis sie wieder bei ihm zu Hause waren. “Warum hast du gelogen, du seist Jasons Frau?”, fragte er geradeheraus.
“Ich … ich wusste einfach nicht, was ich sonst tun sollte.” Offenbar missbilligte er ihr Verhalten, aber das war nun nicht mehr zu ändern. “Ich hatte das nicht vor”, rechtfertigte sie sich. “Aber als ich sagte, ich sei Jasons Frau …” Sie zuckte hilflos die Achseln. “Ich weiß jedenfalls, dass er unschuldig ist.”
“Bist du sicher?”
“Absolut”, erwiderte sie, ohne nachzudenken. “Ja”, sagte sie noch mal mit Nachdruck.
Ihr Vater wollte etwas erwidern, hielt jedoch inne. “Antonio!”, rief er, als der Junge auf ihn zurannte mit einem älteren Jungen hinter sich, den sie nicht kannte.
Antonio war einer der beiden Jungs gewesen, die bei ihrer Ankunft vor dem Haus gespielt hatten. Etwas war eindeutig nicht in Ordnung, denn der Junge ließ einen Schwall spanischer Worte los, als könne er seine Botschaft nicht schnell genug übermitteln.
Ihr Vater lauschte, und seine Körpersprache verriet ihre Ahnung. Er wandte sich ihr zu und umfasste fest ihre Arme. “Wir müssen dich hier wegbringen.”
“Mich wegbringen?” Lorraine war fast sprachlos vor Verblüffung.
“Während du auf der Polizeistation warst, hat einer der Beamten deinen Koffer durchsucht.”
“Aber das ist illegal!”, empörte sie sich.
“Raine”, sagte er und schüttelte sie heftig. “Die haben das Artefakt gefunden.”
5. KAPITEL
J ack saß an Bord der “Scotch on Water” und sah die Sonne in einen strahlenden rosaroten Horizont sinken. Dies war seine bevorzugte Tageszeit. Bald würde der Mond aus dem Wasser aufsteigen und sich silbrig hell im Meer spiegeln. Er legte die Füße auf die Seitenreling des Bootes, eine Dose seines mexikanischen Lieblingsbieres in der Hand. Klarer Himmel, eine Dose Bier in der Hand und keine Sorge auf der Welt. Das Leben konnte einfach nicht besser sein.
Im Frieden des Sonnenuntergangs wanderten seine Gedanken zu seinem Freund Thomas Dancy. Als Thomas vom Besuch seiner Tochter erfahren hatte, war er zur Schule gerannt und hatte versprochen, ihn später aufzusuchen.
Zum Teufel, er hatte nicht mal gewusst, dass Dancy eine Tochter hatte. Und nach Thomas’ Reaktion zu urteilen, war ihr Besuch alles andere als erwartet. Seither hatte er nichts von Thomas gehört, aber er würde sich bestimmt melden. Dancy war ein Mann, der sein Wort hielt.
Er hatte absichtlich noch nicht zu Abend gegessen, um sich von Azucenas Kochkünsten verwöhnen zu lassen. Herrgott, konnte die kochen! Das Wasser lief ihm im Munde zusammen, wenn er nur daran dachte, was sie aus frischem Fisch, einigen Tomaten und allerlei Gewürzen zu zaubern verstand. Ihre Tortillas, heiß vom Grill, waren die besten, die er je gegessen hatte. Und falls sie Lust hatte, würde sie
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