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Der Stern von Yucatan

Der Stern von Yucatan

Titel: Der Stern von Yucatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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forderte Lorraine mit einem flehentlichen Blick auf, mitzuspielen. Sie zwang sich zu einem Lächeln und nickte.
    Der Raum dröhnte geradezu vom allgemeinen Redeschwall und dem Widerspruch des Beamten, der Lorraine und ihren Vater zur Station begleitet hatte. Sie wusste nicht, was gesprochen wurde, doch es dauerte nicht lange, bis auch ihr Vater in die hitzige Debatte einstieg.
    “Worum geht es überhaupt?”, fragte Lorraine Jason leise.
    “Ich weiß es nicht.” Seine Verwirrung schien ihrer in nichts nachzustehen. “Offenbar glauben die, ich hätte ein Maya-Kunstwerk gestohlen, was absurd ist.” Er wirkte ängstlich und durcheinander. “Ich wollte Sie nicht in diese Sache hineinziehen”, bedauerte er im Flüsterton, “aber ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte.”
    “Warum haben Sie gesagt, ich wäre Ihre Frau?”
    “Ich musste denen irgendwas sagen, damit sie Kontakt zu Ihnen aufnahmen. Ich sagte ihnen, Sie besuchten Ihren Vater, deshalb seien Sie noch nicht ins Hotel gezogen.” Er machte eine kurze Pause und senkte den Blick. “Sie ließen mich nicht telefonieren, und ich durfte auch keinen Anwalt einschalten. Ich fühlte mich ziemlich hilflos und wusste nicht, was überhaupt los war. Da ich Ihnen geholfen habe, dachte ich, Sie würden mir auch helfen.”
    “Keine Sorge”, erwiderte sie, obwohl sie Lügen hasste. Vermutlich gab es Zeiten, in denen man die Wahrheit beugen durfte, jetzt zum Beispiel.
    Der Streit zwischen der Polizei und Thomas Dancy ging weiter.
    “Trotzdem wäre es mir lieber gewesen, Sie hätten denen die Wahrheit gesagt”, raunte sie ihm zu.
    “Soll ich denen etwa mitteilen, dass ich kürzlich auf einer Ausgrabung war?” Er sah sie mit großen Augen ungläubig an. “Lorraine, das wäre verrückt. Sobald die das erfahren, sind sie sicher, dass ich dieses verdammte Ding habe.”
    Der weißhaarige Beamte ging zur anderen Seite des Raumes. Jasons Rucksack stand offen auf dem Tisch, seine persönlichen Sachen waren über die Tischplatte verstreut. Sein Rucksack war gründlich durchsucht worden.
    “Dad?” Lorraine ging näher zu ihrem Vater. “Hast du etwas herausgefunden?”
    “Sergeant Lopez ist der Ansicht, dass dein … Mann schuldig ist, einen nationalen Kunstschatz gestohlen zu haben. Sie halten Jason für den Dieb des Sterns von Yucatán.” Er erklärte weiter, dass der Stern ein Artefakt sei, das in Verbindung zum Gott Kukulcán stehe. Er bestehe aus zwei zusammengehörenden Teilen. Eine Hälfte wurde 1930 entdeckt und im Museum von Mexico City aufbewahrt. Sie verschwand wenige Tage, nachdem der zweite Teil auf einer neuen Grabungsstätte entdeckt worden sei. Doch dieser zweite Teil verschwand unter mysteriösen Umständen, ehe seine Authentizität festgestellt werden konnte.
    Schlimmer noch, ein Mann, ein Sicherheitsbeamter des Museums, sei schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert worden und werde wohl nicht überleben. Ein weiterer Mann, ein Archäologe namens Raventos, sei seit dem Verschwinden des Kunstwerks von der Grabungsstelle nicht mehr gesehen worden. Es gab Hinweise auf ein Verbrechen, und man nahm an, dass alle Taten von ein und derselben Person begangen worden seien. “Die Polizei verdächtigt Jason, der Täter zu sein”, beendete Thomas seine Erklärung.
    “Das bin ich nicht!”, begehrte Jason laut auf. “Ich schwöre es!”
    “Zum Glück für deinen Freund”, fuhr Thomas an Lorraine gewandt fort, “ist Lieutenant Jacinto geneigt, ihm zu glauben.”
    “Gott sei Dank”, flüsterte Jason und ließ sich auf seinen Stuhl zurücksinken. “Sie haben alle meine Sachen durchsucht und meinen Rucksack umgestülpt.”
    Thomas wandte sich direkt an Jason und sah ihm in die Augen. “Wenn Sie dieses Artefakt genommen haben, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, reinen Tisch zu machen.”
    “Ich habe es nicht gestohlen!”, entgegnete Jason heftig. “Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, ich habe keine Ahnung, wovon diese Männer reden. Ich bin nur ein Teilzeitdozent an der Uni.”
    Lorraine bemerkte, wie er bequemerweise zu erwähnen vergaß, dass sein Lehrfach Archäologie und er erst kürzlich auf einer Ausgrabung war. Nicht dass sie es ihm zum Vorwurf machte – jedenfalls nicht sehr. Sie verstand den Grund für seine Unterlassung gut. Wenn er der Polizei diese Informationen gab, war er in ihren Augen eindeutig der Täter. Sie wünschte zwar, er wäre ein wenig aufrichtiger, bezweifelte jedoch, unter ähnlichen Umständen wahrheitsliebender

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