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Der Stern von Yucatan

Der Stern von Yucatan

Titel: Der Stern von Yucatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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ihm vielleicht die Haare schneiden. Er rieb sich mit einer Hand das Kinn und erwog, sich vor dem Dinner noch zu rasieren. Die Stoppeln kratzten schon seine Hand.
    Er freute sich, Thomas wiederzusehen, auch wenn sein Besuch abgekürzt wurde. In der halben Stunde mit ihm hatte er mehr gelacht als in den Wochen davor. Er wollte bleiben, bis das Baby geboren war. Und er wollte viel mit Antonio und Hector zusammen sein. Die beiden waren die reine Freude. Und es schadete auch nicht, dass sie ihn anhimmelten.
    Seine Pläne für den Abend waren durchkreuzt worden, aber der Nachmittag war nicht verschwendet. Er hatte den Bootstank mit 480 Gallonen Diesel gefüllt und seine Vorräte schon bezahlt. Sie würden gleich morgen früh an Bord gebracht werden. Bei der Wahl zwischen Florida und Belize war er zu dem Schluss gelangt, zunächst das zentralamerikanische Land anzusteuern und dann Richtung Süden abzudrehen, wenn ihm danach war.
    “Jack!”
    Die Eindringlichkeit der Stimme schreckte ihn hoch. Er nahm die Füße von der Reling, stand auf und spannte sich unwillkürlich an. Neugierig beugte er sich über die Bootsseite und sah auf den Anlegeplatz.
    Thomas kam angerannt und zerrte eine Blondine in einem hellen Hosenanzug mit. Jack bemerkte, dass die Frau Schwierigkeiten hatte, mit ihm Schritt zu halten. Er fragte sich kurz, ob das Dancys Tochter war.
    Ihre Umhängetasche schwang heftig an ihrer Seite und drohte von der Schulter zu rutschen. Beide waren außer Atem und schienen miteinander zu streiten. Als sie näher kamen, verstand Jack einiges.
    “Antonio ist dein Sohn, nicht wahr?” Sie wandte sich Thomas zu, und Jack hörte den Zorn in ihrer Stimme.
    “Wir haben jetzt nicht die Zeit, das zu besprechen”, wiegelte Thomas ab.
    “Er hat dich Papa genannt. Wie viele andere Kinder hast du noch? Und wie viele Frauen?” Dann plötzlich, als ginge ihr ein Licht auf, fügte sie hinzu: “Azucena ist deine Geliebte, nicht wahr? Sie kann doch nicht mehr als drei bis vier Jahre älter sein als ich!” Mit jedem Wort kamen Schockiertheit und Empörung zum Ausdruck. Sie verfiel in Schweigen, als sie sich der Anlegestelle näherte.
    Thomas’ Miene war starr vor Frust. “Ich muss dich um einen Gefallen bitten”, sagte er und sah zu Jack hinauf.
    “Jederzeit”, erwiderte der, ohne zu hören, worum es sich handelte. Nur wenige Menschen waren so entgegenkommend, doch Jack mochte und vertraute Thomas Dancy.
    “Raine, das ist Jack Keller.”
    Jack nickte in ihre Richtung und ignorierte den Umstand, dass die beiden gestritten hatten. “Freut mich, Sie kennen zu lernen, Raine.”
    Sie würdigte ihn keines Blickes. “Es ist mir lieber, Lorraine genannt zu werden”, antwortete sie mit der Höflichkeit einer Klapperschlange.
    Ach herrje!
“Lorraine”, korrigierte er sich und widerstand dem Impuls, die Augen zu verdrehen.
    Thomas verschwendete keine Worte. “Du musst sie in die Staaten zurückbringen, ohne dass die Behörden etwas merken.”
    Jack entdeckte Panik in Stimme und Blick seines Freundes. “Mit anderen Worten, du möchtest nicht, dass ich mit ihr durch den Zoll gehe.”
    “Du hast es erfasst.” Dann fügte Thomas hinzu: “Du musst sofort aufbrechen. In dieser Minute noch.”
    “Schwierigkeiten?”, fragte Jack und ignorierte die junge Frau.
    “Große Schwierigkeiten.”
    “Das ist eine Überreaktion von dir”, beharrte Lorraine. “Sobald ich die Situation erklären kann, werden die sicher …”
    “Wir haben nicht die Zeit, darüber zu streiten”, schnitt Thomas ihr das Wort ab.
    “Das Letzte, was ich jetzt tun sollte, ist weglaufen”, konterte sie. “Wenn ich abhaue, sieht es nach einem Schuldeingeständnis aus. Ich würde mich lieber den Behörden stellen, als …” Sie machte eine Pause und warf Jack einen zornigen Blick zu, “als mit ihm zu fahren.”
    Jacks Aufzug entsprach offenbar überhaupt nicht der von ihr akzeptierten Kleiderordnung. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, er war auch nicht sehr angetan von ihrer Gesellschaft.
    “Wir müssen dich zurück in die Staaten bringen”, sagte Thomas mit Nachdruck. “Falls die Polizei dich festnimmt, kann ich dir nicht mehr helfen. Sie werden jede Minute hier sein. Geh jetzt um Himmels willen!”
    Polizei? Festnehmen? Sie? Jack konnte sich nicht vorstellen, was sie getan hatte, um derart bei den Behörden in Ungnade zu fallen, aber es musste etwas Gravierendes gewesen sein.
    “Nimm sie!” Thomas schob sie regelrecht auf Jack zu. “Bring sie außer

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