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Der Stern von Yucatan

Der Stern von Yucatan

Titel: Der Stern von Yucatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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Jason, auf eine so naive, vertrauensselige Amerikanerin zu stoßen. Wenn es etwas gab, was sie in diesem letzten Monat gelernt hatte, dann keinem äußeren Schein zu trauen. Wegen ihrer Naivität saß sie nun auf diesem Boot fest mit diesem zugewachsenen … was auch immer. Jack Keller sah aus wie ein ungekämmter Surfer, der zu viel Sonne abbekommen hatte. Offenbar lebte er auf diesem Boot. Sein Haar war ausgebleicht und seine Haut von einem tiefen Bronzeton. Obwohl sie sich soeben ermahnt hatte, kein Urteil nach dem äußeren Schein zu fällen, konnte sie bei diesem Typen nicht anders. Er wirkte unfähig und verantwortungslos. Ihr Vater musste verzweifelt gewesen sein, sie einem solchen Tramp anzuvertrauen.
    Sie befanden sich schon eine Stunde auf See, ehe sie ein Wort miteinander wechselten.
    “Bringen Sie mir etwas zu essen, ja?”, rief Jack von der Brücke.
    Sein Tonfall wurmte sie. Es klang, als erwarte er, dass sie auf dieser Reise nach seiner Pfeife tanzte. Sie war geneigt, ihm eine entsprechende Erwiderung zu geben, unterließ es jedoch. Schließlich tat er ihr und ihrem Vater einen Gefallen.
    “Wo soll ich das denn herholen?”, rief sie zurück.
    “Versuchen Sie es mit der Kombüse”, antwortete er, als hätte sie sich das auch selbst denken können.
    Das Boot hüpfte und schaukelte auf den Wellen, während Lorraine unter Deck ging, was wegen der unglaublich steilen Treppe nicht einfach war. Einmal unten, befand sie sich im traurigsten und winzigsten Küchenteil, das man sich vorstellen konnte. Sie sah sich um und entdeckte hinter einer Tür noch eine Toilette und eine Dusche in eine ebenfalls winzige Ecke gequetscht. Der einzige andere Raum, falls man ihn so nennen konnte, war offenbar Jacks Schlafabteil. Es gab eine enge Koje, übersät mit Kleidungsstücken. Bücherregale bedeckten die Wände, und neben der Beleuchtung hingen mehrere Feuerwaffen.
    Da sie sich mit Waffen nicht auskannte, konnte sie auch nicht sagen, um welche Kaliber es sich handelte. Allerdings ähnelten sie nicht den Dingern, die man in Filmen sah.
    Sie kehrte in die Kombüse zurück und entdeckte eine verschrumpelte Orange und im Kühlschrank vier oder fünf Dosen Bier. Sie schob sie beiseite. Dabei ging ihr eine Filmszene aus
African Queen
durch den Sinn, in der Katherine Hepburn Humphrey Bogarts Schnaps wegkippt. Weitere Nachforschungen förderten eine vertrocknete Tortilla und eine geöffnete Dose Sardinen zu Tage, deren Geruch widerlich war.
    Da sie keine andere Wahl hatte, schälte sie die Orange. Danach wurde ihr übel.
    “Ich … ich fürchte, ich werde seekrank”, sagte sie, als sie ihm die Orange brachte. “Haben Sie irgendwelche Ratschläge für mich?”
    “Falls Sie sich übergeben, halten Sie den Kopf über die Bordseite. Göbeln Sie mir aufs Schiff, machen Sie es sauber.”
    “Danke für den charmanten Rat”, erwiderte sie leise und ging vorsichtig zum Hauptdeck zurück. Die See war nicht mehr so ruhig wie zu Beginn der Fahrt, das Boot wurde heftig hin- und hergeworfen und im Wellengang hochgehoben und wieder heruntergelassen. Und mit jedem Hüpfer kam ihr Magen hoch. Entschlossen, sich nicht zu übergeben, setzte sie sich auf den einzigen Stuhl an Deck und presste kräftig die Arme auf den Magen. Das schien nicht zu helfen. Sie fröstelte und schwitzte gleichzeitig.
    Nicht lange, und sie sprang vom Stuhl und rannte zur Reling. Was sie im Haus ihres Vaters gegessen hatte, ehe die Polizei kam, war bald heraus. Immer wieder würgend, schloss sie die Augen. Schließlich schien es vorüber zu sein. Sie richtete sich auf und stöhnte laut, gleichgültig, ob Jack es hörte oder nicht. Sie fühlte sich zu elend, um eine Rolle zu spielen.
    “Fühlen Sie sich besser?”, fragte er.
    “Nein. Schlechter.” Sie hätte schwören mögen, der Mann klang belustigt. Ich werde ihn ignorieren, schwor sie sich und wischte sich den Mund mit dem Handrücken.
    “Gehen Sie und legen Sie sich hin. Ich würde allerdings nicht vorschlagen, das unter Deck zu tun.”
    Sie hatte nicht die Absicht, in diesem grässlichen Bett zu schlafen, und einen anderen Platz zum Hinlegen gab es nicht. Darauf hätte sie ihn hingewiesen, wenn ihr nicht so sterbenselend gewesen wäre.
    Jack verschwand und kam kurz darauf mit einer Decke und einem Kissen zurück. Er warf es ihr in den Liegestuhl.
    “Danke”, presste sie leise hervor. Immer wieder rollte sie den Kopf von rechts nach links und fürchtete zu sterben.
    Jack ging neben ihr in die Hocke,

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