Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stern von Yucatan

Der Stern von Yucatan

Titel: Der Stern von Yucatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
Vom Netzwerk:
Lorraine schließlich nach längerem Schweigen. “Aber ich weigere mich, den Fisch auszunehmen.” Sie drehte ihm den Rücken zu.
    Ihr Missfallen war so deutlich, dass man es nicht ignorieren konnte. Sie trägt die Nase so hoch, dachte er amüsiert, dass bestimmt bald ein Vogel darauf landet und sein Nest baut.
    “Haben Sie ein Problem damit, Ihren Teil zu unserer Reise beizutragen?”, fragte er. Nicht dass er auf einen Streit aus gewesen wäre, allerdings interessierte ihn, wie weit er gehen konnte.
    “Natürlich nicht. Selbstverständlich werde ich meinen Teil beitragen.”
    Es war zu früh am Morgen, um zu streiten. Außerdem hatte er verdammten Hunger. Ohne Morgenkaffee war er nicht in der Stimmung für einen ungebetenen Passagier, schon gar nicht für einen, der ihm Unannehmlichkeiten bereitete wie diese Frau. Sie schien ja nicht mal anzuerkennen, dass er ihren dummen kleinen Hintern vor dem Gefängnis rettete.
    “Ich möchte wissen, wie Sie uns aus unserer Notlage befreien wollen”, fragte sie als Nächstes.
    Ich muss schon sehr bitten.
Es fehlte ihm gerade noch, dass ihre Königliche Hoheit anfing, Befehle zu erteilen.
    “Ich sagte es Ihnen bereits.” Den Rücken zu ihr gewandt, bestückte er die erste Angelrute. Er befestigte den Köder – die Sardinen waren natürlich nicht für den eigenen Verzehr gedacht gewesen – und befestigte die Rute an Deck. Sobald er damit fertig war, machte er die zweite Angel bereit. Mit zwei Leinen im Wasser verdoppelten sich seine Chancen auf ein Frühstück. Zum Teufel, er hatte noch nicht mal einen Fisch gefangen, und Miss “Ich-werde-meinen-Beitrag-leisten” ließ bereits verlauten, dass sie sich ihre zarten Finger nicht blutig zu machen wünsche.
    “Der Anblick von Blut verursacht Ihnen Übelkeit, was?”, forderte er sie heraus.
    “Kaum”, entgegnete sie von oben herab.
    Er zog nur die Brauen hoch und war fertig mit der zweiten Angelrute.
    “Ich finde angeln eben barbarisch.”
    “Sie können sich ein Frühstück angeln, oder Sie verzichten, wie bereits erwähnt.”
    “Gut.”
    Im Gegensatz zu ihm hatte sie ein anständiges Dinner gehabt – eben jenes, das für ihn vorbereitet gewesen war. Ob sie frühstücken wollte oder nicht, blieb ihre Wahl. Es war ihm gleichgültig.
    “Hm, ich merke gerade, wie das klingt”, sagte sie und wollte offenbar einlenken. “Es ist nicht so, als würde ich Ihr Angebot nicht schätzen …”
    “He”, sagte Jack und ging nach vorn, “Sie können tun und lassen, was Sie wollen.” Er ließ die Motoren wieder an, und das Boot tuckerte langsam über die Wellen.
    Lorraine sah aus, als müsste sie sich gleich wieder übergeben. Ihre Gesichtsfarbe wechselte von gesundem Rosa nach Aschfahl, gefolgt von einem Stich ins Grünliche.
    Jack widerstand der Versuchung, sich zu erkundigen, wie es ihr gehe. Das war zu grausam, selbst für seine Verhältnisse. Ein Blick sagte alles.
    Ihre Hoheit stolperte zum Deckchair und ließ sich darauf fallen.
    Das Glück war ihm hold, und in weniger als zehn Minuten hatte er seinen ersten Fisch. Ein roter Schnapper, der ein exzellenter Speisefisch war.
    Lorraine regte sich nicht auf ihrem Thron, während er sein Frühstück an Bord zog. Sie nahm auch keine Notiz, als er den Fang hinuntertrug, ihn ausnahm, filetierte und in der Pfanne briet. Der Bratenduft ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Frischer konnte man Fisch nicht zubereiten. Er hätte in der Kombüse essen können und tat das auch häufig, aber heute nicht.
    Mit ziemlich viel Getue zerrte er einen zweiten Deckchair nach oben und stellte ihn neben Lorraines auf. Danach holte er seinen gefüllten Teller zusammen mit einem kühlen Bier und setzte sich. Sie warf einen Blick in seine Richtung, und Jack erkannte, dass sie Hunger hatte. Nach ihrer Behauptung, das Angeln sei ihr zuwider, gestattete ihr Stolz es nicht, nachzugeben und sich an einem delikaten Mahl zu beteiligen – obwohl er sie dazu aufforderte.
    “Ich will keine Last sein …”, sagte sie leise.
    “Es ist eine Gabe.”
    “Was?”
    “Eine Last sein zu können. Sie haben echtes Talent dafür.” Das ließ sie für einige Minuten verstummen, wie er beabsichtigt hatte.
    “Was werden wir wegen der fehlenden Vorräte unternehmen?”, fragte sie nach einer Weile.
    Jack merkte an der beherrschten, gleichmütigen Sprechweise, dass sie Mühe hatte, ihr Temperament zu zügeln. Er unterstellte, dass sie nicht häufig die Geduld verlor. Eine feine Südstaatenlady wie sie bekam

Weitere Kostenlose Bücher