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Der Stern von Yucatan

Der Stern von Yucatan

Titel: Der Stern von Yucatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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dazu trank. Wahrscheinlich hatte er dabei auch noch eine freundliche
Señorita
auf dem Schoß. Das Bild war so real und so glaubwürdig, dass sie sich einredete, es entspräche der Wahrheit.
    Vierzig Minuten hatte er gesagt. Jetzt war er schon über eine Stunde weg. Lorraine hielt es nicht mehr aus. Nicht nur, dass sie Jack von Herzen verabscheute, es gab auch keinen Grund, ihm zu trauen. Nach allem, was sie über ihren Vater und Azucena erfahren hatte, wie sollte sie da überhaupt noch Vertrauen haben?
    Wieder verdrängte sie die Gedanken an ihren Vater. Sie wollte nicht zugeben, dass Gary recht gehabt hatte. Sie hatte den größten Fehler ihres Lebens begangen, diesen Fremden aufzusuchen.
    Sie hatte die Kontrolle über die Situation verloren, als sie andere ihre Entscheidungen fällen ließ. Höchste Zeit also, das zu ändern. Sie hatte nichts mit diesem dummen Artefakt zu tun gehabt. Sobald sie den Behörden das erklären konnte, musste man ihr einfach glauben. Auf jeden Fall versuchte sie ihr Glück lieber bei der Polizei als bei Jack Keller. Und sie ertrug diese Hitze keine Minute länger.
    Als gewissenhafter Mensch nahm sie einen Zettel und schrieb Jack eine Mitteilung.
    Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe, möchte mich aber lieber an das amerikanische Konsulat wenden, damit sie für mich bei den Behörden vorsprechen.

Danke, Lorraine.
    Sie stellte die Mitteilung an den Salzstreuer gelehnt auf den Tisch und nahm ihre Tasche. Dann zögerte sie. Die meisten ihrer Travellerschecks waren in ihrem Koffer in El Mirador, und sie hatte nur noch wenig Bargeld. In diesem Kaff würde sie kaum einen Verkäufer bitten können, ihre Kreditkarte zu akzeptieren.
    Sie brauchte nicht lange, um zu entdecken, wo Jack sein Bargeld aufbewahrte. Allerdings fühlte sie sich schuldig dabei, seine Sachen zu durchwühlen. Es ist nur ein kleines Darlehen, sagte sie sich. Entweder sie zahlte es ihm selbst zurück, oder ihr Vater würde das übernehmen. Sie steckte sich einige Banknoten von dem Packen in die Tasche.
    Wieder zögerte sie, nahm dann ihre Armbanduhr ab und legte sie auf den Tisch. Ihr Wert überstieg bei Weitem den Bargeldbetrag, den sie sich genommen hatte. Dann ging sie rasch, ehe sie es sich anders überlegen konnte.
    Sobald sie die Doppeltüren zum hinteren Deck öffnete, sog sie gierig die frische Luft ein. Vorsichtig kam sie mit dem Kopf höher und sah sich um.
    Der Ort war klein, sogar noch kleiner als El Mirador. Direkt am Wasser standen eine Reihe verfallener Läden, und La Ruta Maya schien aus nicht viel mehr zu bestehen. Als Erstes musste sie jemand finden, der sie nach Campeche fuhr. In einer Stadt von der Größe konnte sie sich zweifellos mit der amerikanischen Botschaft in Verbindung setzen. Dann würde sie erklären, was geschehen war, wie Jason Applebee das Artefakt in ihrem Koffer versteckt hatte. Die amerikanische Regierung würde ihren Namen reinwaschen und sie sicher nach Hause bringen.
    Lorraine machte ihrem Vater keinen Vorwurf, dass er zu ihrem Wohle eingeschritten war. Aber seine Lösung war kurzsichtig gewesen. Sobald sie nicht mehr unter Verdacht stand, konnte sie in naher Zukunft nach El Mirador zurückkehren und einige Antworten von ihm verlangen. Andererseits war es vielleicht besser, heimzukehren und alles zu vergessen.
    Als sie von Jacks Boot kletterte, war ihr bewusst, dass sie ein Risiko einging, aber das ließ sich nicht ändern. In Wahrheit würde Jack wohl ziemlich froh sein, sie loszuwerden. Ihr Fortgehen schien die beste Lösung überhaupt zu sein.
    Wenige Minuten, nachdem sie das Dockgebiet verlassen hatte, bemerkte Lorraine, dass eine Gruppe von Kindern ihr folgte. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen, öffnete sie ihre Tasche, wollte jedem einen neuen Peso geben und sie dann fortschicken. Ihr Plan ging schief. Sobald sie nach ihrem Portemonnaie griff, war sie von Kindern jeder Altersstufe umringt. Sie bedrängten sie, und jeder wollte einige Pesos ergattern.
    Ein älterer Mann brüllte die Kinder im Befehlston an, und sie stoben auseinander. Lorraine dankte ihm mit einem Lächeln und ging weiter die Straße hinunter. Am Markt hielt sie kurz inne, um etwas Obst zu kaufen. Sie verschlang die saftigen Früchte und kaufte sich dann eine Tortilla mit Gemüse und Fleisch. Das Fleisch schmeckte nicht vertraut, aber sie wollte lieber nicht so genau wissen, was sie da aß. Soweit sie wusste, war Schildkröte eine beliebte Speise in dieser Gegend. Keine Vorstellung, die ihr sonderlich behagte. Im

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