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Der Stern von Yucatan

Der Stern von Yucatan

Titel: Der Stern von Yucatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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nach dir suche.”
    “Der Stern von Yucatán gehört Ihnen nicht.”
    “Er gehört mir sehr wohl. Dir hat er nicht gehört, aber du hast ihn trotzdem weggegeben. Dazu hattest du kein Recht.”
    Carlos sprang auf den Fahrersitz und ließ den Motor aufheulen. Die Männer wechselten ein paar schroffe Worte auf Spanisch, ehe Jason zögernd auf dem Beifahrersitz neben Carlos Platz nahm. Er hatte kaum die Tür zugeschlagen, als der Wagen auch schon davonschoss. Lorraine wurde von einer Ecke in die andere geworfen, als der Wagen um Kurven driftete.
    Der Verkehr war mörderisch. Das Hotel lag am Rande der City, näher zum Flughafen. Da sie ständig herumgestoßen wurde, sah Lorraine lediglich die Dächer der Hochhäuser, etliche mit Neonreklamen.
    Als sie sich einmal aufrichtete und aus dem Fenster spähte, glaubte sie, Jack entdeckt zu haben. Sofort keimte Hoffnung in ihr auf und erstarb gleich wieder. Sie hatte wohl lediglich einen Mann im selben Hemd wie Jack gesehen. Die schwache Hoffnung, dass er zu ihrer Rettung eilte, erlitt einen plötzlichen Tod. Das Wunder würde nicht eintreten. Woher sollte Jack wissen, in welcher Lage sie war? Wenn sie diese Tortur überstand, dann aus eigener Kraft. Gnadenlos auf dem Rücksitz eines schnell fahrenden Autos hin- und hergeschleudert, die Hände gefesselt, hatte sie nicht viel Handlungsspielraum. Ihre missliche Situation hinderte sie jedoch nicht daran, ihre Flucht wenigstens zu planen.
    “Gibt es noch Verhandlungsspielraum, wie ich mich aus dieser Lage befreien kann?”, fragte sie Jason und appellierte an den Funken Anständigkeit, den er vielleicht besaß. Einen Versuch war es allemal wert. Sie waren etwa dreißig Minuten auf der Straße. “Ich habe keinen Streit mit Carlos”, fügte sie hinzu.
    “Du hast ihn beleidigt.”
    “Nicht absichtlich. Sag ihm, wie leid es mir tut.”
    Jason gab ihre Botschaft weiter, auf die Carlos mit herzhaftem Lachen reagierte.
    “Das Einzige, was Carlos will, ist Rache.”
    “Wohin bringt er mich?” Sie sah, dass sie die besseren Gegenden der Stadt verlassen hatten und meilenweit durch ärmliche Slums fuhren. Mindestens eine Stunde verging, ehe sie einen zweispurigen Highway erreichten, der direkt in den Dschungel zu führen schien. Da sie annahm, dass Jason über Carlos’ Absichten informiert war, hatte sie die Frage an ihn gerichtet.
    “Ich weiß es nicht”, erwiderte Jason, als sei das völlig unwichtig und belanglos.
    “Aber ich weiß, wer den Stern hat.”
    “Zu spät, Lorraine”, fügte er gelangweilt hinzu. “Die Zeit für Verhandlungen ist längst vorbei!”, fuhr er sie wütend an. “Du hast meinen Stern weggegeben. Er gehörte mir!”
    “Jason, bitte!”
    Carlos bog von der Hauptstraße auf eine Lehmpiste ab. Eine Staubwolke folgte ihnen. Nach wenigen hundert Metern trat er auf die Bremse. Das plötzliche Manöver katapultierte Lorraine nach vorn, dass sie mit dem Gesicht gegen den Vordersitz prallte. Schmerz explodierte in ihrem Gesicht, und ihre Nase begann zu bluten.
    Jason schrie Carlos an – offenbar ging es um seine mangelnden Fahrkünste – und Carlos schrie zurück. Lorraine verstand das meiste nicht, jedoch war
bastardo
ein Wort, das keiner Übersetzung bedurfte.
    Blut tropfte ihr aus der Nase. Carlos stieg aus, schob den Vordersitz zurück und zerrte sie aus dem Wagen. Da sie ihre Balance nicht halten konnte, strauchelte sie und fiel zu Boden. Das ärgerte Carlos offenbar. Er riss sie hoch und gab ihr eine Ohrfeige. Der neuerliche Schmerz verblüffte sie. Da sie frisches Blut im Mund schmeckte, wurde ihr klar, dass ihre gerade erst zugeheilte Lippe wieder geplatzt war.
    “He!”, schimpfte Jason, bückte sich und half ihr auf.
    Lorraine presste ihre Zunge in den Mundwinkel. “Bitte!”, flüsterte sie und sah ihn flehentlich an. Eine blutige Nase und eine gespaltene Lippe waren Kleinigkeiten verglichen mit dem, was die beiden für sie geplant hatten. Da war sie sicher. “Ich helfe Ihnen auch, den Stern zurückzubekommen”, fügte sie rasch hinzu, vor Angst zitternd. Jason war ihre einzige Hoffnung, das hier zu überstehen.
    Carlos schubste Jason beiseite und ging wieder auf sie los. Die Wucht seines nächsten Schlages schickte sie erneut zu Boden. Verdammt!, dachte Lorraine. Sie hatte nicht vor, sich von ihm als Punchingball missbrauchen zu lassen. Mit einer Geschmeidigkeit, die sie selbst nicht für möglich gehalten hatte, sprang sie auf und rammte ihn wie ein Linebaker beim Football seine

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