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Der Stern von Yucatan

Der Stern von Yucatan

Titel: Der Stern von Yucatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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das Training schon vorüber war. Nein, es war halb zwölf, später als erwartet. “Hier drin.”
    “Das rätst du nie!”
    “Vermutlich nicht”, stimmte sie zu und zwang sich zu einem Lächeln.
    “Ich habe Gary draußen getroffen.”
    “Gary Franklin?”
    “Er saß in seinem Wagen und sah ziemlich erledigt aus. Habt ihr zwei gestritten oder so?”
    Marjorie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. “Eigentlich nicht.”
    “Ich habe ihn gebeten, mit hereinzukommen, aber er sagte, er könnte nicht. Ich dachte, er hätte etwas Zeit, wieder mit mir Ballfangen zu trainieren. Er sagte, er müsste nach Hause fahren. Und weißt du, was er dann getan hat? Kannst du’s erraten?” Brices Augen strahlten vor Freude. “Er hat mir seine Karte mit dem Autogramm von Kent Griffey jr. gegeben. Die von seinem ersten Spiel. Er hat sie mir geschenkt, Mom.” Er hielt sie hoch wie eine Schatzkarte. “Das ist das Coolste, was mir in meinem ganzen Leben passiert ist.”
    “Er hat sie dir wirklich geschenkt?”, vergewisserte sie sich.
    “Ja”, beteuerte Brice.
    “Hat … hat er gesagt warum?”
    “Nein, nur dass er wollte, dass ich sie bekomme.” Brice verstummte und fügte nach einem Moment hinzu: “Ich denke immer noch, wir sollten ihn heiraten. Ich habe Dad lieb gehabt und so, und er fehlt mir schrecklich, aber ich denke, er hätte Gary auch gemocht.”
    Marjorie hatte dieselben Gedanken gehabt.
    “Wirst du?” Brice sah sie hoffnungsvoll an. “Ihn heiraten, meine ich.”
    Glücklicherweise schellte das Telefon, ehe sie antworten musste. Brice rannte zum Apparat, als sei es lebenswichtig, den Hörer abzunehmen, ehe das zweite Klingelzeichen ertönte.
    Er lauschte einen Moment und sagte dann: “Ist für dich.” Er brachte ihr das schnurlose Gerät.
    “Hallo”, meldete sie sich und wünschte, Brice hätte sich nur die Nummer geben lassen, damit sie zurückrufen konnte. Ihr war jetzt nicht nach einem Plausch mit alten Freunden.
    Ihrer desinteressierten Begrüßung folgte Schweigen. Sie wollte schon prüfen, ob der Akku noch geladen war, als jemand sagte: “Hier ist Gary.”
    Jetzt schwieg sie vor Verblüffung.
    “Hör zu”, begann er, und sie bemerkte Verkehrsgeräusche im Hintergrund. Offenbar rief er aus seinem Wagen an. “Ich möchte nicht, dass du bei Med-X kündigst. Wenn du nicht weiter mit mir zusammenarbeiten möchtest, verstehe ich das. Du kannst dir einen anderen Vorgesetzten aussuchen. Ich werde …”
    “Das ist es nicht.”
    “Ich bitte Montagmorgen um meine Versetzung. Du wirst mich nicht wiedersehen müssen.”
    Marjorie hatte schon jetzt das Gefühl, einen Verlust zu erleiden. Sie wollte Gary wiedersehen. Die Vorstellung, bei Med-X zu arbeiten und mit ihren Problemen nicht zu ihm gehen zu können, war unerträglich. Niemand sonst war so geduldig und verständnisvoll. Nicht nur das. Sie hatte das Gebiet übernommen, das er vor seiner Beförderung bearbeitet hatte. Sein Rat im Umgang mit seinen früheren Kunden war unerlässlich. Ihren halben Erfolg verdankte sie seiner Unterstützung.
    “Tu das nicht, Gary”, flüsterte sie.
    Da er ein empfindsamer Junge war, verließ Brice das Zimmer.
    “Können wir reden?”, fragte Gary.
    “Ich … ich glaube nicht.” Ihrer Meinung nach würde ihnen das nichts nützen. Sie wünschte sich, wieder umarmt und geküsst zu werden, und bezweifelte, ihre Gefühle verbergen zu können, schon gar nicht außerhalb des Büros.
    “Ich bin ein Idiot, Marjorie. Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid mir alles tut.”
    “Es liegt nicht an dir, sondern an mir.”
    “Ich hätte dich nicht küssen dürfen.”
    Marjorie schloss die Augen. “Aber das wollte ich doch.” Seit Wochen bereits.
    “Du wolltest es?”
    “Ja, und deshalb hat es keinen Sinn, miteinander zu reden, außer bei der Arbeit. Es ist für uns beide besser, wenn wir diese Sache im Keim ersticken. Ich schreibe meine Kündigung über das Wochenende.”
    “Es ist dir ernst, Med-X zu verlassen?”
    “Ja.”
    “Auch dann, wenn ich um Versetzung bitte?”
    “Ja.” Die Versuchung, zu bleiben, war stark. Doch sie konnte nicht zulassen, dass er ihretwegen sein ganzes Leben auf den Kopf stellte. Er war sehr viel länger bei der Firma als sie. Es war eine faire Alternative, wenn sie ging. Sie erwog kurz, selbst um eine Versetzung zu bitten, doch dann würden sie sich auf den vierteljährlichen Verkaufskonferenzen und bei anderen Firmenereignissen begegnen. Außerdem konnte sie ihren Sohn nicht

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