Der Stern von Yucatan
leise, dass er sie kaum verstand. “Aber du bist verlobt.”
“Ich weiß.” Daran musste sie ihn nicht erinnern. Er hatte weiterhin nichts von Lorraine gehört, und als er sich heute Morgen endlich zu einem Anruf bei ihrem Vater durchgerungen hatte, war das Gespräch sehr verwirrend gewesen. Ihr Vater schien zu glauben, er habe bereits am Vortag angerufen. Doch das hatte er nicht und sagte es ihm. Danach war Thomas Dancy sehr aufgeregt gewesen und hatte ihn gebeten, sofort die Leitung frei zu machen.
“Gary, dein Besuch hier ist keine gute Idee.”
“Auch das weiß ich”, erwiderte er leise. “Ich hätte nicht herkommen sollen, aber ich konnte nicht anders.”
“Meine Lasagne ist gut, Gary, aber so gut nun auch wieder nicht.”
Er lächelte, und die Spannung löste sich ein wenig. Er griff über den Tisch nach ihrer Hand. “Marjorie, du bist wunderbar.”
Sie entzog sich ihm, ging zum Spülbecken und sah aus dem Fenster.
“Marjorie?”
Sie fuhr herum. “Du bist mit einer anderen verlobt, Gary. Ich mag dich – mehr als ich sollte, aber …”
“Du magst mich?” Sein Herz machte schier einen Hüpfer.
“Sag mir nicht, das hättest du nicht gewusst.”
“Ich wusste es nicht.” Er hatte es gehofft, aber das war nicht dasselbe. Sie schloss die Augen und schüttelte leicht den Kopf.
Gary nutzte die Gelegenheit und kam zu ihr. Er war es leid zu reden. Der unglaubliche Kuss, den sie sich gegeben hatten, war wie ein Traum gewesen. Er hatte so viel Sinnlichkeit noch nicht erlebt, nicht mal mit Lorraine. Er musste Marjorie wieder küssen und feststellen, ob sich die Gefühle wiederholen ließen.
“Gary?” Sie riss die Augen auf, als er sie in die Arme zog.
“Noch einmal”, sagte er nur und neigte den Kopf.
Sie stöhnte leise. Mehr Zustimmung brauchte er nicht. Sie küssten sich mit einer Innigkeit, die normalerweise fürs Schlafzimmer reserviert war.
Gegen das Spülbecken gelehnt, klammerte Marjorie sich Halt suchend an Gary. Nach dem Kuss waren ihnen die Knie weich, und sie starrten sich nur an.
Ihre Lippen waren geschwollen von dem Ausbruch an Leidenschaft. Gary ließ ihr einen Finger über Wange und Mund gleiten. Er wusste nicht, ob es eine Art Entschuldigung oder eine Aufforderung zu einem weiteren Kuss sein sollte.
Sie lächelte zögerlich, aber sanft. Das war sein Untergang. Diesmal küsste er sie so zärtlich wie zuvor leidenschaftlich, was noch sinnlicher war.
“Nein nicht …” Marjorie brach den Kuss ab und lehnte die Stirn gegen seine Brust.
Er wollte etwas einwenden, hatte jedoch nicht genügend Atem. Wenn ihre Küsse schon so umwerfend waren, wie würden sie dann erst im Bett sein? Das fragte sie sich vermutlich auch.
Ihren schwachen Protest ignorierend, öffnete er ihr Bluse und BH. Lorraine stöhnte leise auf, als er eine Brustspitze in den Mund nahm.
Als er hinabgriff, ihre Jeans zu öffnen, hielt sie jedoch seine Hand fest. “Nein.”
Es war ein Nein, das mehr nach einem Ja klang. Er sah sie zweifelnd an. “Das ist nicht dein Ernst.”
“Es ist mein Ernst.” Entschlossen knöpfte sie ihre Bluse wieder zu. “Ich denke, du solltest jetzt gehen.”
Er stutzte, überzeugt, sich verhört zu haben. Als sie jedoch zur Haustür eilte und sie ihm aufhielt, gab es keinen Zweifel mehr.
“Marjorie?”
Sie schien den Tränen nahe zu sein.
“Es tut mir leid.”
“Mir auch, Gary, mehr als du ahnst.”
“Wir müssen miteinander reden.” Er wollte jetzt nicht gehen.
“Ich kann nicht.” Reden hatte keinen Sinn.
“Das sehe ich anders.” Vor einigen Minuten hatte das doch richtig gut geklappt.
“Bitte geh.” Sie öffnete die Fliegendrahttür.
Ihm blieb keine Wahl, als ihrer Aufforderung zu folgen. Auf der Türschwelle stehend, wollte er es noch einmal mit Vernunft versuchen.
“Mein Kündigungsschreiben liegt Montagmorgen auf deinem Schreibtisch”, kam sie ihm unter Tränen zuvor.
Dann schloss sie leise die Tür.
15. KAPITEL
D er mörderische Blick in Carlos Caracols Augen verriet Lorraine, mit welchem Vergnügen er ihre Ermordung erwartete. Sie wusste mit Sicherheit, dass er sie zuvor foltern und vergewaltigen würde.
Jason hatte sie auf den Rücksitz eines Wagens geschoben und ihr die Hände gefesselt, ehe sie wusste, was geschah. “Bitte nicht!”, flehte sie. “Tun Sie mir das nicht an.”
Jason zuckte gleichgültig die Achseln. “Du hast es dir selbst eingebrockt, als du meinen Stern weitergegeben hast. Komm schon, du wusstest doch, dass ich
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