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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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diffusen Licht überzogen, die Keule in seinem Nacken war kaum zu erahnen. Dunkel und unbewegt stand das Wasser in seinem Becken. Sophie schlüpfte aus ihren Hosen und stieg in den Brunnen, sie tauchte die Hände in das Nass, schloss die Augen und schöpfte sich Wasser ins Gesicht und über die Haare.
    »Teufel!«
    Die fremde Stimme drosch wie ein Schwerthieb durch ihren Leib. Entsetzt riss sie die Augen auf und fuhr herum.
    Der Unbekannte stand hinter ihr, in der Hand hielt er einen Degen, die kalt schimmernde Spitze zielte auf ihr Herz.
    Etwas Zähes saß in ihrer Kehle, sie konnte nicht schreien. Langsam hob sie die Arme.
    »Was treibst du hier, Oss?«
    Der Fremde betrachtete sie mit kaltem Triumph, etwas an seiner Kleidung und an seinem Gebaren verriet ihr seinen hohen Stand.
    »Herr …« Demütig neigte sie den Kopf, sie zitterte am ganzen Körper.
    »Wo sind die anderen? Los, sag schon!«
    Die Degenspitze bohrte sich durch ihr Hemd und ritzte ihre Haut, der Schmerz verstärkte ihre Angst. Was hatte sie getan? Sie stolperte einen Schritt zurück.
    »Deine verdammte Visage hängt überall in den Herzogtümern aus, Oss. Alle Welt kennt deine Schuld, dein Verbrechen. Und jetzt werde ich …«
    Oss. Der Steckbrief. Sie versuchte zu begreifen, schneller zu begreifen, als ihr Gegenüber handeln konnte. Als er sie töten konnte.
    »Christian …« Plötzlich war ihre Stimme zurück, sie schrie den Namen ihres Bruders hinaus in die Nacht. »Christian …«
    Der Fremde zuckte zusammen und starrte sie an, als ob der Leibhaftige nach ihm riefe.
    »Ich bin nicht Christian. Ich bin auch nicht Oss. Ich bin noch nicht einmal ein Junge.« Sie tat noch einen Schritt zurück, ihre Füße tasteten sich über den morastigen Grund.
    »Du wagst es!« Er schien sich wieder zu fassen, doch sie bemerkte, dass sein Degen zitterte.
    »Mein Name ist Sophie, Herr …«
    Der Fremde starrte ihr ins Gesicht und begann, heiser zu lachen. Wie Wolfsgeheul durchstieß seine Stimme die Dunkelheit.
    »Du bist Oss. Du hast mir mein Pferd genommen, du Teufel, und meinen Plan …«
    »Ich arbeite hier in den Gärten. Bitte Herr … Fragt Meister Friedrichs nach Sophian. Ich bin noch nie von Schleswig fort gewesen.«
    »Sophie, Sophian …« Höhnisch grinsend setzte er ihr nach. »Wie kann es zwei Menschen geben mit diesem Gesicht und diesem Haar? Das ist nicht möglich.« Sein Degen schwang über ihrem Kopf und streifte ihr Ohr. Sie spürte Blut, das warm ihre Wange hinunterlief und auf ihr Hemd tropfte.
    »Vielleicht sprecht Ihr von meinem Bruder, Herr. Er heißt Christian …« Sie tat noch einen hastigen Schritt zurück, doch auf dem rutschigen Beckenboden verlor sie den Halt. Rücklings fiel sie ins Wasser. »Herr …«, flehte sie. »Bitte …«
    Er stand nun über ihr und blickte auf sie hinab. Wieder zielte sein Degen auf ihr Herz, doch etwas in seinem Blick hatte sich verändert. Es war, als ob er auf eine Stimme hörte, die ihm etwas zuzuflüstern schien. Eine Stimme, die sie nicht hören konnte. Schließlich nickte er.
    »Steh auf!«
    Er trat einen Schritt zurück und ließ sie aufstehen, dann trieb er sie vor sich her zum Beckenrand und bedeutete ihr, aus dem Wasser zu steigen. Triefend stand sie vor ihm, ihr nasses Hemd zeichnete die Konturen ihres Körpers nach. Würde er sie jetzt töten?
    »Ich kann es Euch beweisen, Herr.«
    Ihre Gedanken überschlugen sich, sie wartete seine Antwort nicht ab. Zitternd öffnete sie das Hemd und schlug es auseinander. Die Spitzen ihrer Brüste reckten sich dem Fremden entgegen.

    Das war sein Traum! Christian Rantzau wich zurück, für einen Moment wusste er nicht, ob er wachte oder schlief. Doch dann spürte er einen Luftzug an der Schläfe, die nassen Stiefel an seinen Füßen, das schwere Leder. Er roch die Nacht und witterte die Todesangst seines Gegenübers. Wer war dieses Wesen?
    Das, was er eben noch für Oss gehalten hatte, zeigte ihm plötzlich seine Brüste und eine mädchenhafte Scham. Eine köstliche, goldene Scham.
    Mit dem Degen zupfte er dem Wesen das Hemd von den Schultern, bis es nackt vor ihm stand. Schweigend umrundete er den bloßen Körper, die Haut schimmerte sanft und reizte ihn. Sein Atem ging noch schneller, stoßweise atmete er ein und aus. Mit der Linken tastete er nach dem Zopf in seiner Jacke. Jonnas Zopf.
    Ein Mädchen, dachte er plötzlich, eine junge Frau. Sein.
    Das Wesen senkte den Kopf. Es zitterte am ganzen Körper. Von irgendwoher hörte er Engelsstimmen. »Oss«,

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