Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
Vom Netzwerk:
der Last des Regierens zu erholen?
    Fragend sah er Kielmann an, doch der hob abwehrend die Hände. »Schleierhafte Ideen, vage Skizzen, der Hofmathematicus brütet seit Jahren darüber«, stieß er hervor. »Wenn Ihr mich fragt, ist das Projekt zum Scheitern verurteilt. Die derzeitige Lage in den Herzogtümern, die fehlenden Steuereinnahmen …« Er schüttelte den Kopf. »Der Herzog scheint endlich zu begreifen, dass das Geld nicht sinnlos abfließen kann. Seine Schatullen sind kein endlos sprudelnder Quell.«
    »Das dürfte in Eurem Sinne sein …« Rantzau folgte dem Kanzler auf einen versteckten Weg zwischen zwei Hecken. Er hatte das Gefühl, dass sie endlich auf das zu sprechen kamen, was Kielmann schon seit ihrem Aufbruch am Schloss bewegte und was er vorher nicht hatte ansprechen wollen. Ahnte er etwas von seinem Spiel, von seinem Pakt mit Gott?
    Kielmann ging vor ihm, doch auf einmal drehte er sich um und fixierte ihn. »Die Sache mit der Vollmondbande …«, begann er, wobei er die Stimme senkte. Rantzau fuhr ein kalter Hauch über den Rücken. Er straffte die Schultern.
    »Ihr habt das alles im Griff, Rantzau?«
    »Kanzler …« Rantzau schluckte trocken, dann räusperte er sich. Die Hitze schien plötzlich wie ein Lauffeuer auf ihn zuzurasen. »Wie ich dem Herzog bereits berichtete …«
    »Mich interessiert nicht, was Ihr dem Herzog aufgetischt habt, verehrter Rantzau. Das war Theater, eine Komödie … Mir geht es um das Land, um das Wohl des Landes. Um unser aller Wohl!«
    »Kanzler, ich schwöre bei Gott …«
    »Versündigt Euch nicht, Rantzau!« Kielmanns Stimme hatte nun einen gefährlichen Unterton.
    »Der Bursche ist da draußen, Kanzler. Ich habe vor ihm gestanden.«
    »Rantzau, ich habe Euch für das Amt des herzoglichen Sonderermittlers vorgeschlagen.« Kielmann hatte ihn nun an den Armen gepackt, sein Griff war fest und überraschend schmerzhaft. Rantzau musste sich beherrschen, um nicht zusammenzuzucken. »Wenn Ihr versagt, dann fällt Euer Versagen auf mich zurück. Und wenn Ihr untergeht, dann zieht Ihr mich mit.«
    »Ich werde nicht untergehen, Kanzler.« Mit einem Ruck befreite Rantzau sich aus Kielmanns Griff. »Noch nie ist ein Rantzau …«
    »Wir brauchen Ergebnisse, Rantzau.«
    »Der Teufel wird sich nicht ewig in den Wäldern verstecken können. Sein Gesicht ist überall in den Herzogtümern bekannt, seine Taten sind allen verhasst. Niemand wird ihm helfen wollen. Wir kreisen ihn ein, irgendwann wird er aus seinem Fuchsbau hervorkriechen müssen.«
    »Gut …« Der Kanzler sah ihn noch einmal prüfend an. »Der Teufel also …«, murmelte er, doch er hatte sich bereits abgewandt. »Gnade seiner Seele …«
    Auf dem Weg zurück schwiegen sie. Der Kanzler war damit beschäftigt, seinen schweren Leib die Terrassen hinunterzubewegen. Rantzau hing seinen Gedanken nach. Hatte Kielmann ihm gedroht? Abwesend ließ er seinen Blick durch die Hecken streifen. Es war inzwischen früher Abend, doch die Gartenjungen schienen noch nicht ans Aufhören zu denken. Dutzende Gesichter tauchten in seinem Blickfeld auf und verschwanden wieder im Labyrinth der Gartenräume – nichtssagende Mienen mit tumben Zügen, Burschen, die ihn an das eigene Gesinde erinnerten. Pack.
    Plötzlich stutzte er. Da war etwas gewesen, ganz kurz, ein Gesicht, das … Wie konnte das sein? Er blieb stehen, der Schweiß brach ihm aus allen Poren.
    Kielmann bemerkte sein Zögern, er drehte sich nach ihm um. Unter hochgezogenen Augenbrauen blickte er ihn an. »Was ist?«
    Rantzau schüttelte den Kopf, er trat einige Schritte zurück und sah den Weg hinunter. »Der Teufel …«, flüsterte er. Am anderen Ende des Weges blitzte ein blonder Schopf auf und verschwand um die Ecke.
    Der Kanzler sah ihn noch immer an, er schwieg, doch dann verzog sich sein Mund zu einem breiten Lachen. »Rantzau«, prustete er und schlug ihm auf die Schulter. »Ihr seid ein Gauner! Für einen Moment hatte ich wirklich geglaubt … Aber nun kommt, ich rieche die herzogliche Küche.« Lachend wandte er sich ab und setzte den Weg fort. »Nun kommt!«
    Rantzau starrte noch immer in die Hecken. Er war sich sicher, das Gesicht gesehen zu haben. Das Gesicht …! Was trieb der Teufel in den herzoglichen Gärten? Seine Hand lag auf seinem Degen, weiß traten die Knöchel hervor.
    »Rantzau!«
    Also gut, er hob die Faust und schüttelte sie drohend gegen das Nichts. Er war bereit. Wenn der Teufel ihn tatsächlich holen wollte, würde er kämpfen. Ein Rantzau

Weitere Kostenlose Bücher