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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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hätte er selbst um eine Unterredung im Schloss bitten wollen. Die Pläne für den Globusbau waren in ein erfreuliches Stadium getreten. Und so präsentierte sich sein Arbeitszimmer zwar als chaotisches, aber doch beeindruckend schöpferisches Abbild seiner Visionen. Pläne und Skizzen bedeckten Tische und Wände. Staub fand sich nirgends.
    »Ich sehe, Ihr seid vorangekommen.«
    Herzog Friedrich hatte den Kaffee nicht angerührt und war wieder aufgesprungen. Er zeigte auf eine auffällige Skizze, die zuoberst auf einem Stapel Folianten lag.
    Olearius nickte, die Zeichnung verdeutlichte das Prinzip des Gottorfer Globus, so wie er ihn sich erdacht hatte. Sie war ein Kondensat seiner Gedanken. Fast zehn Jahre des Nachdenkens verdichteten sich auf diesem Bogen Papier, das mit Linien und Formeln bedeckt war.
    »Für welches Weltensystem habt Ihr Euch nun entschieden?«
    Der Herzog beugte sich tief über die Skizze, seine lange Nase schien den Bogen fast zu berühren. Olearius dachte, dass er den Geruch von Papier, Tinte und Gelehrsamkeit in sich aufnehmen wollte – das Aroma von Weisheit und Wissenschaft.
    »Ich muss weiter ausholen, Durchlaucht, um das Modell zu erklären.«
    Olearius bat seinen Herrn, wieder Platz zu nehmen. Dann rieb er die plötzlich feuchten Hände an seinem Rock trocken und zog ein Bündel Papiere zwischen den Büchern hervor. Eins nach dem anderen legte er dem Herzog vor.
    »Beginnen wir damit.«
    Er wies auf die Skizze, die das von ihm erdachte Globushaus in zentraler Stellung in den Neuwerk-Gärten zeigte.
    »Wie von Euch gewünscht bildet die Friedrichsburg den Mittelpunkt des Neuen Werks. Der Standpunkt des Lusthauses, das den Globus beherbergt, liegt also im Scheitelpunkt der halbkreisförmigen Mauer, welche den unteren Teil des Neuwerk-Gartens nach Norden hin abschließt und gleichzeitig das ansteigende Gelände abstuft.«
    Der Herzog nickte verständig.
    »Das Gebäude bildet somit ein Bindeglied zwischen dem unteren Teil und dem oberen Bereich des Gartens mit den terrassierten Hängen.«
    »Richtig, Durchlaucht.«
    Olearius zog das nächste Blatt hervor, das einen Aufriss der Friedrichsburg zeigte.
    »Ich habe das Globushaus nach orientalischer Fasson gestaltet.«
    Er wies auf den quaderförmigen Baukörper, das Flachdach und den zwiebelförmigen Turmhelm. Das Gebäude war eine Verbeugung vor der Persischen Reise und der fremden Architektur, die er damals kennengelernt hatte.
    »Siebzig mal vierunddreißig Fuß im Ganzen und vier Stockwerke hoch. Im Hauptgeschoss befindet sich der Globussaal, und im Obergeschoss seht Ihr einen Festsaal und einige Räume von privatem Charakter samt Kabinett und Schlafgemach. Das Dach ist begehbar.«
    »Und zwei Kellergeschosse?«
    Der Herzog runzelte zweifelnd die Stirn.
    »Sie sind notwendig. Ich komme später dazu.«
    Olearius zog eine grob kolorierte Ansicht des Globussaals hervor, Sophie hatte ihm dabei geholfen. Der Saal nahm fast die gesamte Grundfläche des Hauptgeschosses ein. Insgesamt siebzehn Fenster erhellten den Raum. In seiner Mitte prangte der Riesenglobus, funkelnd wie ein riesiges Schmuckstück. Er stand in einem hölzernen, galerieartigen Horizontring und war von einem Meridianring umgeben. Die Achse des Globus führte oben und unten durch den Meridianring und war, den Gottorfer Verhältnissen entsprechend, um etwa 56 Grad nach Norden geneigt. Die Horizontgalerie selbst war außen zwölfeckig und so breit angelegt, dass man auf ihr umhergehen konnte, um die nördliche Hälfte des Globus genau betrachten zu können.
    Begierig nahm der Herzog das Blatt in die Hand. Olearius sah, dass die Adern an seinen Schläfen pochten.
    »Der von mir erdachte Globus sprengt alle uns bekannten Maßstäbe – ich habe ihn auf einen Durchmesser von zwanzig Fuß angelegt. Außen soll er die Welt mit ihren vier Erdteilen zeigen, im Inneren bildet er den Sternenhimmel und die Bewegung des jährlichen Sonnenlaufs ab. Wie von Euch gewünscht, ist die Kugel begehbar und bietet wohl zwölf Personen Platz.«
    »Der erste begehbare Himmel der Welt!«
    Ein Lächeln malte sich auf das Gesicht des Herzogs, er strahlte plötzlich wie ein Kind.
    »Natürlich soll sich diese künstliche Welt, genau wie die richtige, in vierundzwanzig Stunden einmal um ihre eigene Achse drehen können. Als Antrieb dafür …«
    Olearius legte eine kleine Pause ein und suchte nach dem nächsten Blatt. Dann fuhr er fort zu erklären.
    »Als Antrieb soll eine kleine Wassermühle im Keller des

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