Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)
die Hochzeit der ältesten Herzogtochter Sophie Auguste mit Fürst Johann VI . von Anhalt-Zerbst aus dem Hause der Askanier auf Gottorf stattfinden. Gleichzeitig wollte Herzog Friedrich die Feierlichkeiten mit einem Friedensfest verbinden, so wie es derzeit auch in anderen deutschen Residenzen gefeiert wurde. Immer wieder berief er seinen Hofgelehrten zu neuen Sitzungen über Ablauf und Programm der Festivitäten ein.
»Was hat er dir nun wieder aufgetragen?«
Catharina war noch wach. Sie hatte ihn nach der mehrstündigen Unterredung im herzoglichen Kabinett mit einem Abendmahl aus ihrer Küche empfangen. Auch Sophie war noch nicht zu Bett gegangen. Gespannt warteten die Frauen auf seinen Bericht.
»Der König und die Königin von Dänemark haben ihr Kommen nun endgültig zugesagt, sie werden wohl die bedeutendsten Gäste sein.«
Catharina zog die Augenbrauen in die Höhe. Nach dem Tod das alten Königs Christian IV . im vergangenen Jahr hatte dessen dritter Sohn, König Friedrich III ., den dänischen Thron bestiegen. Er war mit der Welfen-Prinzessin Sophie-Amalie von Braunschweig-Calenberg verheiratet, die für ihre verschwenderische Hofhaltung bekannt war.
»Ich dachte, man wollte sich stärker nach Schweden orientieren?«
Olearius nickte, er ließ sich von Sophie noch ein wenig Wein nachschenken.
»Kielmanns Pläne gehen auf. Ich hörte, dass man sich auch auf schwedischer Seite an einer Annäherung interessiert zeigt. Die Allianz bietet den Schweden vor allem in strategischer Hinsicht Vorteile: Die Gottorfer Gebiete könnten ihnen als Aufmarschfeld an der Südgrenze Dänemarks dienen. Außerdem können sie die gottorfischen Ämter im Süden als Brückenland zu den sonst nur auf dem Seeweg um Dänemark herum zu erreichenden schwedischen Besitzungen Bremen und Verden nutzen. Im Hintergrund …«
Mit einem auf die Lippen gelegten Zeigefinger bedeutete Olearius den beiden Frauen, das er ihnen nun geheimes Wissen anvertraute. Bedeutsam flüsternd fuhr er fort: »Im Hintergrund wird mit der schwedischen Königin bereits über eine Hochzeit zwischen Friedrichs Tochter Hedwig Eleonora und einem hochstehenden schwedischen Würdenträger verhandelt. Aber die Gespräche brauchen noch etwas Zeit. Zunächst wird man deshalb wohl die nächste Tochter nach Hessen-Darmstadt vermählen. Dem Herzog geht es jedenfalls darum, feste familiäre Verbindungen zu den wichtigsten protestantischen Höfen in Nordeuropa aufzubauen.«
»Aber welche Rolle wird Dänemark in Zukunft für Gottorf spielen?«
Sophie wagte sich vor. Das Leben im Haus des Hofgelehrten hatte nicht nur ihr malerisches Können weiter geschult, sondern auch ihren Wissensdurst geweckt. Sie scheute sich nicht mehr, Fragen zu stellen und Olearius dachte, dass sie Catharina in vielem nacheiferte. Er schätzte sich glücklich, dass Gott ihn mit so ungewöhnlichen und lebhaften Frauen in seinem Haushalt gesegnet hatte.
»Herzog Friedrich strebt trotz allem nach einer guten Nachbarschaft zu Dänemark. Er ist froh, dass der dänische König zugesagt hat und wird das Fest ihm zu Ehren nun wohl auf zehn Tage verlängern.«
»Dann musst du das Programm erweitern.«
Catharina hatte recht, er würde die bislang geplanten Belustigungen ausweiten müssen.
»Komödien und Ballette, Feuerwerke, Kanonendonner, Ringrennen und Turniere, Weinbrunnen und Ochsen am Spieß«, zählte er die bislang geplanten Glanzlichter der Feierlichkeiten auf. Dazu kamen die mehr oder weniger verbindlichen Programmpunkte einer Hochzeit wie die Einholung der Braut, die Einsegnung des Paares in der kirchlichen Trauung, das Festmahl, der Gratulationschor und die Übergabe der Geschenke, die symbolisch öffentlich zu vollziehende Copulatio carnalis , also die fleischliche Vereinigung, sowie die Absegnung das Paares – wieder im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes.
»Alles vor der Kulisse der herrlichen Gärten. Besonders das Ballett – es wird Szenen von Glück und Unglück, Laster und Tugend, Krieg und Frieden zeigen – liegt dem Herzog am Herzen. Es soll den endlich wiedererlangten Frieden feiern.«
»Du wirst Tag und Nacht arbeiten müssen.«
Catharina schüttelte besorgt den Kopf. Seitdem der Herzog das Fundament für den Bau der Friedrichsburg hatte legen lassen, war Olearius rund um die Uhr mit den Planungen für den Globusbau beschäftigt gewesen. Dazu kamen die Verpflichtungen auf der Baustelle im Neuen Werk. Der am geplanten Standort stark durchnässte Boden hatte die Arbeiter zu
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