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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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hatten Bösch und seine Leute das Kugelgerippe im Globussaal installiert. Die Tischler waren damit beschäftigt, die große hölzerne Horizontgalerie zu bauen. Ebenso waren erste Teile der hölzernen Innenauskleidung gebaut worden, die später den Sternenhimmel tragen sollte. Ein Kupferstecher hatte damit begonnen, silberne Sterne für das Sternentheater zu fertigen. Das äußere Gewand, die Kupferhaut, fehlte jedoch, denn die einzelnen Bleche mussten noch in die richtige Kugelkrümmung gebogen werden. Trotzdem hatte Olearius begonnen, feine und grobe Leinwand für die Bespannung des Globus zu kaufen, auf die schließlich die Meere, Kontinente und Länder eingezeichnet werden sollten. Inzwischen legte er das Geld für alle weiteren Anschaffungen einfach aus.
    In der Schmiedewerkstatt war ein Großteil der schweren Arbeiten erledigt, der Globusmeister hatte sich inzwischen ganz der kleineren Sphaera Copernicana zugewandt. Statt Hammer und Amboss waren nun Feilen sein wichtigstes Werkzeug. Mit ihrer Hilfe brachte Bösch die Einzelteile der Weltmaschine, Zahnräder, Zahnkränze und Wellen, auf Maß. »Uhrmacherarbeit«, so nannte er seine Tätigkeit, die er ebenso vollendet wie das Schmieden der großen Einzelteile beherrschte. An seiner Seite hatte Sophie begonnen, Entwürfe für den inneren Globushimmel zu zeichnen.
    Olearius trat an eines der Fenster, die nach Süden führten und blickte die Terrassen hinab in Richtung Herkulesbrunnen. Das Kläffen einer Hundemeute kündigte ihm die Ankunft des Herzogs und dessen Gefolges an, doch zwischen den Hecken war niemand zu sehen. Nervös ging er noch einmal die Eckpunkte seines Vortrages durch, den er dem Herzog und dessen Gast präsentieren wollte. Sein Ziel war es, von allen zeitlichen Verzögerungen des Globusbaus abzulenken.

    Auch der Hofgelehrte war älter geworden, trotzdem hatte er Adam Olearius sofort wiedererkannt. Rantzau hatte ihn zuletzt vor vielen Jahren gesehen, damals war der Herkulesbrunnen eingeweiht worden. Er erinnerte sich an das Gelage in den Gärten – und an seinen auflodernden Hass. Für einen Moment hatte er den Herzog damals töten wollen. Und wenn er nicht so betrunken gewesen wäre, vielleicht …
    Vielleicht hätte er sich sogar auf den Herzog gestürzt und seinen Degen gezogen, um im nächsten Augenblick selbst das Leben zu verlieren. Niemals wäre er lebendig davongekommen. Der Herkules wäre zu seinem Verhängnis geworden.
    Neugierig sah Rantzau sich im Globussaal um. Der Raum selbst war imposant, aber nicht gewaltig – etwa siebzig Fuß lang und mehr als dreißig Fuß breit bei einer Höhe von vielleicht fünfzehn Fuß. Großzügige Fensteröffnungen ließen das Licht von allen Seiten in den Saal strömen, die Innenwände waren weiß verputzt, Stuck schmückte die Decke. Ein fein geschnittener Drache bildete den Endpunkt der Globusachse, die den Saal durchschnitt.
    »Ich möchte Euch mit den Besonderheiten unseres Riesenglobus bekannt machen, Ritter Rantzau.«
    Der Hofgelehrte fasste ihn sanft am Arm und führte ihn näher an das seltsame Konstrukt heran, das in der Mitte des Globussaals heranwuchs. Wie Arme ragten zahlreiche eiserne Streben in den Raum, die zwar eine Wölbung beschrieben, doch eigentlich nichts als Luft umfingen. Rantzau dachte, dass er mit seinem Geld eine Illusion, eine Täuschung finanziert hatte. War der Herzog einem Hochstapler aufgesessen?
    Ungläubig zog er die Augenbrauen in die Höhe.
    Olearius bemerkte seinen Blick, er schüttelte den Kopf.
    »Wir befinden uns noch im Aufbau des Riesenglobus.«
    Aus seinem weiten Mantel fischte er einige Konstruktionspläne, die er auf einem Tisch ausbreitete. Mit geübten Worten erläuterte er Sinn und Zweck des Eisengerippes. Worte, die keinen Zweifel und keinen Widerspruch duldeten.
    Der Herzog lächelte entrückt, er strich versonnen über die Streben.
    »Wir werden hier ein Sternentheater erschaffen, eine göttliche Maschine. Wenn der Globus fertig ist, wird man in seinem Inneren sitzen und den Sternenhimmel betrachten können, so wie er sich über unseren Köpfen präsentiert.«
    Olearius fuhr fort: »Tatsächlich ist der Riesenglobus nur von außen ein Globus, wie wir ihn kennen. Eine Kugel also, welche die Gestalt der Erde im Modell darstellt und die sich, dank eines Wasserantriebs im Keller, wie die richtige Erdkugel einmal am Tag um die eigene Achse dreht. Aber in seinem Inneren …«
    Olearius machte eine kurze Pause, er zog eine fein gezeichnete Sternenkarte hervor.

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