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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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ihm gegeben hatte. Mit einer Feile, so wie es ihm der Globusmeister vorgeführt hatte, versuchte er seit dem Morgen, ein Zahnrädchen nachzuarbeiten. Die einzelnen Zähne waren krumm und unterschiedlich groß geraten, ein rührendes Zeugnis seiner kindlichen Unbeholfenheit. Dennoch wirkte Caspar sehr zufrieden mit seinem Werk.
    »Wer ist der andere?«
    Sie sah Caspar fragend an.
    »Der Herr neben Olearius.«
    Sie blickte auf, sah zum Fenster hinaus. Olearius eilte auf die Schmiede zu, in seinem Rücken folgte …
    »Ritter Rantzau …« Beinahe wollte sie schreien. Die Männer waren schon unter der Eiche, sie würden die Schmiede im nächsten Moment betreten. Sie packte Caspar am Arm, sah sich um. Wo könnte sie ihren Sohn verstecken?
    »Komm!«
    Sie zog ihn mit sich, hinüber zur Esse, dann stockte sie, wich vor der Glut zurück. Nein, das wäre zu gefährlich. Sie wirbelte herum, ihr Blick irrte durch die Schmiede. Sie hatte nicht mehr viel Zeit. Das Kind sah sie erschrocken an.
    »Hier, bleib da unten, bis ich nach dir rufe!«
    Sie stieß Caspar unter den Arbeitstisch und zog ein Stück Leinwand, das sie zur Probe grundiert hatte, wie einen Vorhang über das Holz. Als sie sich schon abgewandt hatte, fiel ihr noch etwas ein. Am Morgen hatte sie Johannas Schutzamulett eingesteckt, nun drückte sie es Caspar in die Hand und gab ihm noch einen Kuss.
    Als sie aufblickte, sah sie, dass sie keine Zeit mehr hatte, sich selbst zu verstecken. Soeben betraten Olearius und Ritter Rantzau die Schmiede. Verzweifelt beugte sie sich über ihre Zeichnungen und versuchte, ihr Gesicht vor dem Ritter zu verbergen.
    In ihrem Rücken hörte sie, wie die Männer einige Worte mit dem Globusmeister wechselten. Es ging um die Kupferbleche für die Globushaut und um das Gegenstück zum Riesenglobus, die kleinere Sphaera Copernicana , die Bösch nun konstruierte. Sie war sein Meisterstück. Dann hörte sie, dass sie näher kamen. Panik kroch ihren Nacken empor, sie musste sich beherrschen, um nicht davonzulaufen. Ihr ganzer Körper zitterte, die Zeichenfeder fiel ihr aus der Hand.
    »Sophie …«
    Eine Hand legte sich auf ihren Arm, drückte sie. Sie erkannte Olearius’ weiße Spitzenmanschetten.
    »Das ist Sophie, sie hat die Zeichnungen gemacht.«
    Olearius zog sie mit sich, drehte sie um, Ritter Rantzau entgegen. Sophie dachte, dass sie sterben müsste. Sie bekam keine Luft, wagte nicht aufzuschauen.
    »In der Tat, das ist sie …«
    Rantzaus Stimme, wie eine schreckliche Erinnerung, dunkel und kalt. Wieder schien sie ihren Körper wie ein Schwerthieb zu treffen, sie bohrte sich in ihr Herz. Abwehrend hob sie die Arme, dann sah sie Olearius’ Blick.
    »Habe ich dich nicht schon einmal in den Gärten gesehen?«
    Christian Rantzau trat noch einen Schritt näher heran, sie roch seinen Atem, er hatte Wein getrunken.
    »Damals wart Ihr noch ein Gartenbursche, richtig?«
    Sie konnte nichts sagen, ihm nicht antworten. Im Stillen betete sie, dass er Caspar nicht entdecken möge.
    »Ihr kennt Sophie?« Olearius fuhr dazwischen. Er schien zu spüren, dass sie sich nicht wohlfühlte. Sanft zog er sie ein Stück zu sich herüber, als ob er sie in Schutz nehmen wollte.
    »Wir sind uns schon einmal begegnet, vor langer Zeit.«
    »Ich war noch ein Mädchen …« Plötzlich konnte sie wieder sprechen, ihre Stimme zitterte vor Empörung. »Ein Mädchen, das an die ritterliche Ehre glaubte.«
    Olearius sah sie an, für einen Moment blitzte etwas in seinen Augen auf. Verstand er, was sie ihm sagen wollte? Dass sie um Hilfe schrie?
    »Na …«, Olearius wedelte hilflos mit den Armen, als wüsste er nun nicht weiter. »Neben dem Globusmeister ist sie meine wichtigste Gehilfin. Sie versteht es, meine Ideen und Skizzen in verständliche Bilder umzusetzen. Und sie arbeitet …«
    Er beugte sich über ihren Arbeitstisch und zog einige der Blätter hervor. »Sie hat auch die Skizzen der Sternbilder angefertigt, die Ihr vorhin so bewundert habt.«
    »Sie versteht also etwas von den Sternen. Kann sie auch darin lesen?«
    Ritter Rantzau nahm Olearius die Blätter aus der Hand und trat einige Schritte zurück. Er legte die Zeichnungen auf Caspars Arbeitstisch ab und beugte sich darüber. Sophie fragte sich, was er darauf suchte.
    Auch Olearius lachte unsicher auf, wieder schien er nicht weiterzuwissen. »Vielleicht sollten wir gehen, Ritter Rantzau, der Herzog erwartet uns im Schloss?«
    »Einen Augenblick noch …« Rantzau wedelte mit den Armen, er beugte sich

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