Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
Vom Netzwerk:
schnaufte Friedrich III . beim Gehen. Der Kontrast zwischen den lebhaften Bracken und ihrem erschöpften Herrn war augenfällig. Rantzau musste sich zwingen, langsam zu gehen, um den Herzog nicht bloßzustellen. Er dachte daran, dass Friedrich III . in seinem siebenundfünfzigsten Lebensjahr stand. Wie viel Zeit bliebe dem Herrscher noch?
    »Ich habe die alten Gärten im Osten der Breitenburg nach dem Vorbild meiner Ahnen wieder instand setzen lassen«, erwiderte er höflich. »Und im Westen und Norden hinter dem Schloss gibt es nun einen herrschaftlichen Winkelgarten, der dem Geschmack unserer Zeit entspricht.«
    »Ein Winkelgarten …« Der Herzog schürzte anerkennend die Lippen. »Gemeinhin wird die Gartenkunst unterschätzt, findet Ihr nicht?« Er blieb stehen, atmete schwer und beschirmte die Augen. Sein Blick glitt über die glitzernd glatte Schlei zurück zur Schlossanlage. »Gärten reizen nicht nur das Auge, sondern alle Sinne.«
    »Ihr habt recht.« Rantzau schwieg einen Moment, plötzlich dachte er an Oss und dessen Zwilling. Das knabenhafte Mädchen, das ihm vor Jahren am Herkulesbrunnen begegnet war, kam ihm wieder in den Sinn. Der Rausch, der ihn damals angetrieben hatte. Der göttliche Rausch und das Gefühl, in diesem Moment unverwundbar, ja unsterblich zu sein.
    »Der Garten spiegelt den Denker und der findet umgekehrt im Garten seine Ideen gespiegelt«, fuhr der Herzog fort. Er schien von einer höheren Bedeutung seines Gartenwerks besessen zu sein. »Alle unsere Ideen, auch die der Schönheit, so wie sie sich im Garten zeigt, entspringen doch unserem Verstand. Und die Mathematik ist ihre Leitwissenschaft.«
    Worauf wollte der Herzog hinaus? Rantzau versuchte, seinen verwinkelten Gedanken zu folgen.
    »Wie ich hörte, ist Euer Hofmathematicus auch für die Anlage des Lusthauses verantwortlich.«
    Die Antwort des Herzogs ging in einem Rauschen unter. Der Herkulesbrunnen … Die Terrassen zogen Rantzau nun magisch an. Wieder trat das nackte Mädchen vor seine Augen, es lag im Staub am Brunnenrand. Er musste sich beherrschen, um nicht vorauszueilen, nach seinem Abdruck zu suchen.
    »Die Mathematik symbolisiert die Freiheit unserer Gedanken.«
    Herzog Friedrich schien sich in einem eigenen Kosmos zu bewegen, seine Worte waren immer schwerer verständlich. Und doch wirkte er zufrieden, fast ausgelassen und heiter.
    »Wasserfontänen, Lichtspiele, das Unnachahmliche – alles kühne Gedanken, verehrter Reichsgraf. Ein großer Geist verlangt nach einem großen Garten.«
    Rantzau beschränkte sich darauf, verständig zu nicken. Inzwischen hatten sie den Herkulesbrunnen passiert. Der Wasser speiende Riese erschien ihm nicht mehr so groß wie bei seiner Enthüllung. Der Brunnenplatz war mit seinen Erinnerungen gepflastert, er spürte ein Kribbeln in den Lenden.
    »Wir haben hier der Kühnheit ein Denkmal gesetzt.«
    Der Herzog wies nun die Terrassen hinauf zu seinem Lusthaus.
    Interessiert betrachtete Rantzau die seltsame Architektur und den vergoldeten Turmhelm. Das Gebäude wirkte fremd und faszinierend zugleich, wie eine Schatztruhe, die ein kostbares Geheimnis in sich barg.
    »Ihr habt von dem Riesenglobus gehört?« Friedrich III . sah ihm in die Augen, sein Blick war schwärmerisch, wie erleuchtet. Etwas Fernes, Jenseitiges schwang darin.
    Rantzau nickte. Die Gelder für das neue Land und den Reichsgrafenstand – auch er hatte die Schatullen des Herzogs wieder aufgefüllt und schließlich weitere Kredite bewilligt. Das Globushaus und dessen Schatz, alles, was der Herzog ihm in den Gärten präsentierte, war auch durch sein Vermögen möglich geworden.
    »Der Riesenglobus ist noch im Aufbau begriffen«, fuhr Herzog Friedrich fort. Seine Augen leuchteten nun wie Fackeln und sein Atmen ging noch schneller. »Wollt Ihr ihn sehen?«

SIEBEN
    Der Herzog hatte ihn in den Globussaal bestellt. Olearius wartete auf Friedrich III . und auf Ritter Rantzau. Unruhig umrundete er den Globusrohbau. Inzwischen hatte man im Keller mit dem Einbau des Wasserantriebs für den Mechanismus beginnen können. Das Messinggetriebe war aufwendig und der Einbau ging nicht ohne Schwierigkeiten voran. Immer wieder mussten die Mühlenbauer das Rad umarbeiten, auch die Wasserleitung für den Antrieb war noch nicht installiert. Wieder lagen die Arbeiten hinter allen Zeitplänen zurück und in seinem Haus türmten sich die Rechnungen der Handwerker. Er hatte sich noch nicht getraut, sie Kielmann zu präsentieren.
    Vom Globus selbst

Weitere Kostenlose Bücher