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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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müsst mich zu ihr führen«, krächzte er heiser. »Ich muss sie unbedingt kennenlernen.«

ACHT
    Sophie war schon den ganzen Tag unruhig gewesen. Sie hatte sich nicht auf ihre Zeichnungen konzentrieren können. Immer wieder fiel ihr Blick durch die hohen Fenster der Schmiede hinaus auf den gepflasterten Vorplatz und die mächtige Eiche, die sich darüber wölbte. Im nächsten Moment sah sie zu Caspar hinüber, der ein Messingstück in den Händen hielt, das Bösch ihm überlassen hatte. Sie musste sich immer wieder versichern, dass ihr Sohn in ihrer Nähe war. Auch dem Globusmeister fiel ihre Unruhe auf, sie spürte seinen fragenden Blick in ihrem Nacken, wandte sich jedoch nicht nach ihm um. Was hätte sie ihm sagen sollen?
    Ritter Rantzau war um die Mittagszeit auf Schloss Gottorf eingetroffen. Von Kopenhagen kommend, war er mit seinem Gefolge durch die Stadt und weiter auf die Schlossinsel geritten. Olearius hatte berichtet, dass der königliche Gesandte zwei Tage in Schleswig bliebe, dann würde er gemeinsam mit der herzoglichen Familie nach Stockholm zur Königshochzeit aufbrechen. Ein Schiff, eine mächtige Fregatte, welche die Hochzeitsgäste über die Ostsee bringen sollte, wartete bereits im Hafen von Schleswig.
    »Der Herzog hat schon allerlei Geschenke an Bord bringen lassen«, hatte Catharina erzählt. »Kostbare Stücke aus der Kunstkammer, auch Uhrwerke und Gemälde sind darunter. Und die Herzogin ist noch immer untröstlich, dass sie ihre geliebte Tochter nun an Schweden verlieren wird. Auch wenn man Hedwig Eleonora zur schwedischen Königin krönt und sie an der Seite Karl Gustavs zu einer der mächtigsten Frauen Europas aufsteigt, kann sie sich nicht mit dem Verlust abfinden. Sie will ihr täglich Briefe schreiben.«
    Eigentlich war Sophie immer zu einer Plauderei über die herzoglichen Belange aufgelegt, doch am Morgen hatte sie nur stumm genickt, sodass Catharina achselzuckend davongezogen war. »Olearius soll Ritter Rantzau am Nachmittag den Riesenglobus zeigen«, hatte sie noch gemurmelt, dann war sie aus der Schmiedewerkstatt verschwunden.
    Am Nachmittag … Wieder ließ Sophie ihren Blick zum Fenster hinausgleiten. Nun war es Nachmittag. Die schräg stehende Herbstsonne rieselte durch das farbige Blätterdach der Eiche und malte Lichtpunkte auf das Pflaster. Bald würden sich die ersten Blätter von den Zweigen lösen und dürre Winteräste sich in den Himmel recken. Innerlich fröstelte es Sophie.
    Wo blieb Olearius? Der Gelehrte war schon vor mehr als einer Stunde von der Schmiede in Richtung des Globushauses aufgebrochen. Zuvor hatte er sich noch einige Skizzen von Sophie geben lassen, mit denen er seinen Vortrag illustrieren wollte. Er hatte ihr versprochen, die Blätter nach seiner Führung zurückzubringen. »Die Sache wird wohl nicht zu lange dauern«, hatte er hoffnungsvoll geseufzt. Es lag ihm nicht, sich vor den Gästen des Herzogs zu produzieren. Das Gerippe der Globuskonstruktion war zwar eindrucksvoll, aber immer noch mehr als lückenhaft. Und die Begeisterung des Herzogs für sein Welt- und Himmelstheater sprang nicht sofort auf jeden Besucher über. Olearius hasste es, in verständnislose Augen zu blicken.
    Sophie seufzte, sie versuchte sich wieder auf ihre Skizzen zu konzentrieren. Auf strahlend blauem Grund wuchsen ihr die Sternbilder der südlichen Halbkugel entgegen, Einhorn und Hase, Kranich und Pfau, Phönix und Schütze. Zaghaft setzte sie einzelne Farbtupfer, als Vorlage dienten ihr wieder die Karten von Joan Blaeu aus Amsterdam.
    Olearius war höchst zufrieden mit ihrem Werk, doch die endgültige Globusfassung sollten die Brüder Rothgießer aus Husum liefern, die sich der Herzog für den Riesenglobus wünschte. Sie würden anreisen, wenn die kupferne Globushaut mit Leinwand bezogen war. Vielleicht hatte sie Glück und sie könnte den Globusmalern als Gehilfin assistieren?
    Sophie dachte, dass es wunderbar wäre, Spuren auf dem Riesenglobus hinterlassen zu können. Sie stellte sich vor, wie die Gäste des Herzogs, Gelehrte aus aller Welt, unter einem ihrer Sternbilder säßen und sich in ferne Räume davontragen ließen. Ihre Bilder könnten Umstürze und Kriege, sogar Jahrhunderte überdauern. Sie wären für die Ewigkeit.
    »Olearius!«
    Sophie schreckte auf, für einen Augenblick hatte sie sich davongeträumt. Nun hatte Caspar den Gelehrten entdeckt. Sie sah, dass er auf Zehenspitzen stand und zum Fenster hinauswies. In der Hand hielt er das Werkstück, das Bösch

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