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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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erlebe«, flüsterte er. »Aber das, was ich immer begehrt habe, ist unsterblich.«

NEUN
    Hofmathematicus Olearius und Kanzler Kielmann saßen sich schweigend gegenüber. Die Sprachlosigkeit zwischen ihnen war von Misstrauen und der jahrelangen gegenseitigen Abneigung durchdrungen. Olearius erschien das Schweigen fast greifbar, geradezu körperhaft. Er dachte, dass Sophie es hätte zeichnen können. Es war wie ein dunkles, schwarzes Loch, das sich in der Kutsche ausdehnte.
    Draußen hatte es zu regnen begonnen. Schon am Morgen war es nicht besonders hell gewesen, nun verdunkelten Regenschleier den Himmel. Das Wasser kam vom Meer, der Wind peitschte die Schauer in heftigen Schüben über das Land. Die Welt verschwamm zu einem undurchdringlichen Sumpf aus Morast und Schlamm. Nur vereinzelt ragten die Schatten der Bäume aus dem Grau, dunkle Riesen und windschiefe Gestalten – Figuren wie aus einem nächtlichen Albtraum.
    Fast war es so, als reisten sie durch undurchdringlichen Nebel. Es war wie eine Konfrontation mit dem Nichts, die Welt verflüchtigte sich. Gleichzeitig erschien Olearius das undurchdringliche Grau wie eine Erfahrung von Grenzenlosigkeit und völliger Freiheit. Er atmete tief durch, versuchte die Gedanken von Scheitern und Trauer nicht zuzulassen.
    »Wann sind wir in Tönning?«
    Sophies Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Sie war bei ihm geblieben, als die Frauen des Hofstaats längst nach Tönning evakuiert worden waren. Er hatte nicht verstanden, warum sie nicht gehen wollte. Genauso wenig wie er begriffen hatte, warum sie den Globusmeister hatte ziehen lassen. Bösch war bereits vor Wochen aufgebrochen. Und er hatte ihren Sohn mit sich nach Dresden genommen.
    »Er wird ihn ausbilden«, hatte Sophie ihm auf seine Fragen geantwortet. »Es war Caspars Wunsch mit Bösch zu gehen.« Nach außen hin hatte sie sich stark gegeben, erleichtert sogar, dass ihr Sohn der Kriegsgefahr entronnen war. Doch Olearius hatte gespürt, dass ihr Mutterherz zerrissen war.
    Olearius zuckte mit den Schultern. »Wir müssten bald ankommen.« Die Entfernung zwischen Gottorf und Tönning betrug weniger als sechzig Meilen, doch die Straßenverhältnisse waren schlecht. Schlaglöcher und vom Regen aufgeweichte Partien machten den Pferden zu schaffen, es kam ihm so vor, als wären sie bereits seit Stunden unterwegs. Angestrengt starrte er in den Regen, aber es war hoffnungslos, draußen etwas zu erkennen.
    Kielmann schnaufte verächtlich durch die Nase. Schon als Sophie zu ihnen in die Kutsche gestiegen war, hatte er die Augenbrauen voller Verachtung in die Stirn gezogen. Seither hatte er sie mit Nichtachtung gestraft. In den Augen des Kanzlers schien sie nicht mehr als eine Dienstmagd zu sein.
    Unwillkürlich ballte Olearius die Hände. Plötzlich verspürte er Lust, dem Kanzler seine Faust zwischen die Rippen zu rammen.
    Was erlaubte Kielmann sich?
    »Euretwegen haben wir doch alles hinter uns lassen müssen …«, schnaubte er. Plötzlich waren die Worte in der Welt, unüberhörbar, dem Prasseln des Regens trotzig entgegengestellt. Sophie sah ihn erschrocken an.
    »Was genau habt Ihr denn hinter Euch lassen müssen, verehrter Mathematicus?«
    Kielmann hatte sich vorgeneigt, er stützte seine Hände auf die Knie, die Augen blitzten, sein Doppelkinn schlackerte. Auch er schien seine Affekte nicht mehr kontrollieren zu können.
    »Ihr habt die Pläne des Herzogs doch immer hintertrieben.«
    »Was meint Ihr? Die kostspieligen herzoglichen Fantastereien? Ich habe das Haus Gottorf vor dem Ruin bewahrt. Nach der Persischen Reise war nichts mehr da – nur noch Schulden. Ohne mich hättet Ihr den Riesenglobus niemals realisieren können …«
    »Und nun ist er den Angreifern schutzlos ausgeliefert. Er hätte das Gottorfer Fürstenhaus in der Welt bekannt machen können. Niemand hat etwas Ähnliches vorzuweisen. Ich prophezeie Euch, der Sieger wird den Globus für sich fordern.«
    »Unsinn, Olearius. Wer sollte dieses Ungetüm freiwillig mit sich nehmen wollen? Wer sollte damit durch Europa rollen? Ein Wahnsinn ist das, mehr nicht. Ich versichere Euch, dass wir den Globus bei unserer Rückkehr unversehrt vorfinden werden. Der Kurfürst von Brandenburg hat mir sein Wort gegeben.«
    »Ach ja …« Olearius lachte laut auf. Er sah, dass Sophie die Hände vors Gesicht geschlagen hatte, als wollte sie den beschämenden Hahnenkampf nicht weiter verfolgen. »Wie viele Vereinbarungen dieser Art sind denn bereits gebrochen worden? Wenn es

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