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Der Sternengott

Der Sternengott

Titel: Der Sternengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl & Jack Williamson
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spezialisiertes Wissen und Training haben – abgesehen natürlich von einem Platz in der Verwertungsstelle.«
    »Ich verstehe, und ich lebe dem Dienst«, sang er und meisterte diese einzelne schwierige Tonfolge.
    »Dann wird der Test beginnen«, tschirpte das Pult. »Sie werden jede Frage klar und erschöpfend beantworten, in korrektem Mechanesisch. Jede Verzögerung in Millisekunden und jeder Tonfehler wird Ihnen angerechnet. Das System kann keine Zeit verschwenden. Sind Sie fertig?«
    Hastig sang er den Ton: »Ich bin bereit.«
    »Ihre Antwort erfolgte mit neun Millisekunden Verzögerung über den Höchstpunkt«, heulte das Kontaktpult. »Ihr Eröffnungston war zwölf Zyklen zu hoch. Ihr tonaler Ausdruck ist zu abrupt und unregelmäßig. Die Dauer Ihrer Äußerung ist eine Millisekunde zu lang. Diese Fehler werden Ihnen angerechnet.«
    »Ich verstehe.«
    »Diese Antwort war nicht von Ihnen gefordert«, surrte das Kontaktpult. »Sie werden sich nun auf die erste Prüfungsfrage vorbereiten. Wie lautet das erste Prinzip mechanisierten Lernens?«
    Als er zum erstenmal zur Antwort ansetzte, war seine Stimme zu heiser und zu tief. Das Kontaktpult hatte ihm bereits weitere Strafpunkte vorgerechnet, noch ehe er seine Tonapparatur berühren konnte, um sich einzustimmen und es erneut zu versuchen.
    »Lernen ist Handeln«, brachte er schließlich unsicher hervor. »Das ist das erste Prinzip der mechanisierten Schulung. Es muß augenblicklich für eine richtige Antwort gesorgt werden. Falsche Antworten sind unverzüglich aufzuzeigen. Die erste Gleichung der mechanisierten Schulung besagt, daß die Wirksamkeit des Lernens unmittelbar von der Zeit abhängt, die zwischen Antwort und Belohnung vergeht.«
    »Ihre Gesamt-Strafpunktzahl beläuft sich inzwischen auf vierhundertneunundachtzig«, schnarrte das Pult. »Es folgt die nächste Frage. Wie lautet das zweite Prinzip der mechanisierten Schulung?«
    Er schwitzte, als er sich auf dem harten Sitz zusammenkauerte. Der Raum war ihm plötzlich viel zu klein. Die Wände schienen auf ihn einzudringen. Es war, als würde er erwürgt, und er mußte regelrecht nach Luft schnappen, um seine nächste Antwort herauszubringen.
    »Lernen ist Überleben«, sang er und bemühte sich diesmal um möglichst korrekte Tonbildung. »Erfolgreiches Lernen ist ein anpassungsfähiger Weg zum Leben. Erfolgloses Leben bedeute individuellen Tod. Die zweite Gleichung der mechanisierten Schulung besagt, daß die Geschwindigkeit des Lernens in direktem Zusammenhang mit Größe und Umfang von Belohnung und Bestrafung steht.«
    Die Zahl seiner Strafpunkte stieg. Mehrmals äußerte sich die Maschine so schnell, daß er ihr nicht zu folgen vermochte und um Wiederholung bitten mußte. Ein Prinzip nach dem anderen wurde durchgenommen, bis schließlich die Maschine das Ende des Tests verkündete.
    »Ihre Strafpunkte belaufen sich auf fünftausendneunhundertundvierzig. Sie werden diese Zahl Ihrem Trainingsleiter aufgeben.«
    Es war spät, als er seine Baracke erreichte und seine Punkte in den Gruppencomputer eintippte. Er war eine halbe Minute zu spät gekommen – ein Verbrechen gegenüber der Maschine.
    Als er sich schließlich in die Kantine begab, war er zu erregt, um seine Ration aufzuessen. Die verschwendeten Nahrungsmittel brachten ihm zwei gelbe Strafpunkte ein.
    Als er dann in seiner Koje lag, ließ er sich den Verlauf der Prüfung noch einmal durch den Kopf gehen, und die Erregung ließ ihn nicht zur Ruhe kommen.
    »Kandidat Gann!«
    Er hatte die dunklen Gestalten, die sich seinem Bett näherten, nicht bemerkt. Er setzte sich zitternd auf. Ein schmaler Lichtstrahl huschte über seine Uniform, seine Stiefel und sonstigen Sachen. Jemand flüsterte ihm heiser zu, sich anzuziehen. Einen Augenblick später wurde er bereits durch den schattigen Gang zwischen den Betten seiner schlafenden Kameraden geführt, den Beutel auf dem Rücken.
    Das war es also?
    Einen Augenblick lang zitterten seine Knie. Dann fühlte er sich seltsamerweise erleichtert.
    Er sehnte sich jetzt geradezu nach der Erlösung in der Verwertungsstelle; er war beinahe hungrig auf den Tod. Denn es würde dort keine Kontaktpulte geben. Er würde sich keine unmöglichen Skalen mehr einprägen müssen und keine weiteren semantischen Lehrsätze mehr zu lernen haben.
    Er hatte das alles hinter sich.
    Seine schwarzgekleideten Begleiter ließen ihn mit sich am Tisch des beinahe verlassenen Freizeitraumes sitzen. Das Z-Mädchen, das die Männer bediente,

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