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Der Sternengott

Der Sternengott

Titel: Der Sternengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl & Jack Williamson
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erzitterte, senkte sich langsam auf die Oberfläche hinab und kam schließlich im Schatten einer silbernen Kuppel zum Stillstand, deren Teleskope und Meßinstrumente sich der Sonne zugewandt hatten.
    Boysie Gann starrte General Wheeler ausdruckslos an. Schwester Delta Vier schwieg ebenfalls. Aus der Kuppel wuchsen dem Schiff tunnelförmige Laufstege entgegen, die sich selbsttätig mit der Schiffshülle verbanden.
    Die Luken schwangen auf.
    Gann erhob sich. »Gehen wir.«
    Er wartete, und General Wheeler schritt unternehmungslustig an ihm vorüber. Schwester Delta Vier näherte sich ebenfalls, zögerte jedoch kurz vor der Luftschleuse und sah zu ihm auf.
    Sie sang einige Tonsymbole. Ihre Stimme war rein wie eine Glocke.
    Gann erwiderte zögernd: »Ich ... verstehe dich nicht. Wie du gesagt hast, habe ich meine Ausbildung nicht vollendet ... Etwas über einen ... einen Bruder ... Einen Verwandten?«
    Schwester Delta Vier sagte in Englisch: »Ich bat Sie, vorsichtig zu sein, Major Gann. Er hat ein überschäumendes Temperament und ist unberechenbar.«
    »Ich verstehe noch immer nicht«, sagte Gann. Das Mädchen schwieg und betrat den Verbindungsgang, der direkt in die Station führte.
    Als Gann ihr folgte, vernahm er bereits General Wheelers Stimme: »Hallo! Ist da jemand? Ist denn niemand hier?«
    Der General stand vor einem Stahltisch und blickte sich nach allen Seiten um. Hinter ihm erstreckten sich Reihen von elektronischen Instrumenten, die auf den ersten Blick wie Kleiderschränke im Umkleideraum einer Turnhalle aussahen; sie summten, und ihre Lämpchen leuchteten in wildem Rhythmus. Der Tisch war Teil eines kleinen Büros, das jedoch verlassen war.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte der General. Er wandte sich um, nahm einen Telefonhörer auf und tippte wahllos mehrere Nummern. Er lauschte kurz und ließ den Hörer wieder fallen.
    »Hier ist niemand«, sagte er, und runzelte verwirrt die Stirn. »Ein Witz? Würde es dieser Sternengott wagen, sich mit mir einen Witz zu erlauben?«
    Gann sagte: »Was ist mit der übrigen Station, General?«
    »Durchsuchen!« bellte Wheeler. »Sie auch, Schwester! Hier muß doch jemand sein! Das Tor zu den Riffen – der Schlüssel zur Creeria – das dürfen wir nicht übersehen!«
    Gann blickte Schwester Delta Vier an, doch sie erwiderte seinen Blick nicht. Gehorsam verließ sie den Raum, wobei ihre Finger mit den Saiten ihrer Tonapparatur spielten. Gann zuckte die Achseln und erwählte sich ein anderes Suchgebiet.
    Eine Vielzahl von Geräuschen schlug an sein Ohr – das Surren, Heulen und Klicken der automatischen Geräte des Observatoriums, die die Instrumente auf bestimmte Punkte des Sonnenglobus' gerichtet hielten und die Meßergebnisse registrierten. Er vernahm das entfernte Heulen der Pumpen, das Seufzen der Luft in den Ventilationsschächten.
    Verdächtige Geräusche waren nicht zu hören.
    Gann durchquerte einen Archivraum, wo die Bänder mit den Ergebnissen endloser Sonnenbeobachtungen aufgereiht standen, warf einen Blick in eine Art Freizeitraum und befand sich plötzlich in der Beobachtungszentrale.
    Nichts bewegte sich. Keine Stimme rief ihn an.
    »Hallo!« brüllte er. Keine Antwort.
    Die durchschnittliche Besatzung einer derart automatisierten Station war nur klein – etwa sechs Leute, vielleicht sogar weniger. Und doch war es kaum vorstellbar, daß die Männer durch irgendein Unglück gleichzeitig aus der Station vertrieben worden waren ...
    Als er sich umwandte, sah er sie.
     
    *
     
    Es waren drei – drei Männer, die hinter einem Schreibtisch lagen, vor einer schmalen, geschlossenen Tür.
    Sie waren zweifellos tot.
    Der eine Mann, dessen stumpfe gelbe Augen sich anklagend zur Decke richteten, war ein grauhaariger, älterer Mann in der Uniform eines Technicaptains. Von den anderen beiden konnte Gann nicht viel erkennen, abgesehen von den Rangabzeichen. Ein Techtnant und ein Kadett.
    Gann beugte sich vor und berührte die Leichen. Kein Puls. Kein Atem. Und doch schienen die Körper noch warm zu sein.
    Vielleicht spielte ihm seine Phantasie einen Streich, überlegte er. Oder es lag an der Hitze, die in diesem Raum herrschte.
    Er vernahm ein leises Geräusch und fuhr zusammen.
    Es waren eigentlich zwei Geräusche. Das eine identifizierte er sofort. Es handelte sich um die leisen Klänge der Tonapparatur des Mädchens. Sie schien sich der Beobachtungszentrale zu nähern.
    Doch was war das andere Geräusch? Es schien irgendwo aus der Nähe zu kommen und klang

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