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Der Sternengott

Der Sternengott

Titel: Der Sternengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl & Jack Williamson
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Sie um Ihrer selbst willen, nicht meinetwegen. Da Sie mein Kontaktpult vernichtet haben, kann ich die Maschine im Augenblick nicht erreichen. Vielleicht werde ich aber eines Tages ein anderes Pult finden, und dann werde ich es zu verhindern wissen, daß Sie es in die Hände bekommen.«
    Während dieses Gespräches hatte Maschinengeneral Wheeler scheinbar schlafend in einem Sessel gesessen. Plötzlich wurde sich Gann bewußt, daß der General gar nicht schlief, sondern aufmerksam zuhörte. Als Wheeler merkte, daß Gann ihn anblickte, setzte er sich auf und lachte rauh wie eine sehr alte, schlecht geölte Maschine.
    »Eine Närrin«, sagte er und warf dem Mädchen einen verächtlichen Blick zu. »Und Sie dürfen sich in dieses Kompliment mit einbeziehen, Gann. Sie sind beide nicht reif genug fürs Überleben. Das müssen Sie sich klarmachen.«
    »Ich werde überleben, wenn die Maschine es so will«, sang das Mädchen. »Ich werde vergehen, wenn die Maschine mich nicht mehr braucht.«
    Der General nickte kurz und wandte sich an Gann. »Sehen Sie? Und was hält Sie am Leben?« fragte er spöttisch.
    Gann erwiderte ernsthaft: »Ich weiß es nicht.« Er stand auf und ging rastlos in der kleinen Kabine auf und ab. Er sagte: »Draußen auf den Riffen sprechen sie ständig davon – von der Freiheit. Ich bin nicht sicher ... dennoch, ja, ich glaube, daß es die Hoffnung ist, die mich jetzt noch am Leben erhält, die Hoffnung, daß die Freiheit einst Wirklichkeit wird und gut ist.«
    Erneut lachte der General, leidenschaftslos, als spulte er in seinem Gehirn eine alte Tonbandaufnahme ab, und er sagte: »Der Planer, den ich leider Gottes auf dem Gewissen habe, wußte, was Freiheit war. Er nannte es ›das romantische Versagen‹. Freiheit ist etwas, das es den systemlosen Nomaden der Raumriffe gestattet, ihr verpfuschtes Leben zu führen. Sie ist ein Mythos.«
    »Ich habe glückliche Männer und Frauen auf den Riffen gesehen«, sagte Boysie Gann leise.
    »Sie haben Tiere gesehen. Und diese Tiere glauben, daß der Mensch gut ist. Sie glauben, daß einfache Menschen, die man irgendwo im Raum auf ihren kleinen Welten ihrem Schicksal überläßt, aus eigener Kraft in der Lage sind, in sich die natürlichen Quellen der Moral und des Intellekts zu erschließen. Sie haben unrecht.«
    Er blinzelte zu Gann hinüber. »Menschen sind böse«, sagte er. »Die Gesetzgeber haben zu allen Zeiten gewußt, daß der Mensch im Grunde schlecht ist. Man muß ihn zum Guten zwingen. Unser System wurde geschaffen, um diese klassische Philosophie zu verteidigen – den Grundstein jeglicher Zivilisation. Das System erkennt das Böse im Menschen. Es zwingt ihn zur Güte und zum Fortschritt. Es gibt keinen anderen Weg.«
     
    *
     
    Vor ihnen lag Merkur, der Höllenplanet.
    Das Steuergerät des System-Raumschiffes sandte seine Impulse aus, die den Planeten und die Sonne erfaßten; es suchte nach optischen Anhaltspunkten und bezog hierzu die Position einiger Fixsterne mit ein. Schließlich bestimmte es die Ausmaße und Pole des Merkur und stellte augenblicklich den genauen Punkt in der Dämmerzone fest, wo die Landung zu erfolgen hatte. Dann schloß das Gerät befriedigt – soweit man bei einer Maschine von Befriedigung sprechen kann – seine Landevorbereitungen ab.
    Das gewaltige offene Feuer der Sonne erglühte in weniger als sechzig Millionen Kilometern Entfernung. Ihre Oberfläche zeigte große, häßliche Flecke, die allerdings in der blendenden Lichtfülle kaum zu erkennen waren.
    Maschinengeneral Wheeler betätigte ärgerlich einen Hebel, und die Sichtschirme deckten den gewaltigen Lichtfleck in der Mitte des Schirmes gehorsam ab. Augenblicklich trat die scharlachrote Sonnen-Chromosphäre hervor, die gewaltigen Bögen der Protuberanzen, die sich wie langsam bewegende Schlangen in die Leere hinausschoben, und vor allem das weißflammende Schimmern der Korona.
    Auf der Sonnenseite des Merkur leuchtete die überhitzte, geschmolzene Oberfläche, während auf der Nachtseite Temperaturwerte erreicht wurden, die denen des eisbedeckten Pluto glichen. In der Dämmerzone des Planeten lag die Kette der Observatorien des Systems, für die auf diesem schmalen gemäßigten Streifen gerade noch ertragbare Bedingungen herrschten.
    »Da!« schnappte General Wheeler und zeigte auf den Schirm. »Station Sieben! Jetzt werden wir sehen, was an diesem Sternengott dran ist!«
    Das gewaltige Systemschiff, das unter dem Gegendruck seiner reaktionslosen Maschinen

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