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Der Sternengott

Der Sternengott

Titel: Der Sternengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl & Jack Williamson
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Bildschirm.
    Das Raumschiff näherte sich inzwischen den gewaltigen Sonnenprotuberanzen.
    Sie war nach draußen gegangen, berichtete Quarla Snow, und hatte ihren Raumling gerufen. Dann hatte sie den kleinen Pyropoden Harry Hicksons aus seinem Käfig befreit und hatte ihn fliegen lassen. Auf ihrem Raumling war sie dann dem kleinen Wesen gefolgt.
    »Nach Ihrem Verschwinden, Boysie, und dem Tod Colonel Zafars schien der Baby-Pyropode verrückt geworden zu sein«, sagte sie. »Er raste wild im Haus herum, als ob er nach Ihnen Ausschau hielte. Und da ich annahm, daß er mich vielleicht zu Ihnen führen würde, ließ ich ihn frei.«
    »Der Sternengott!« dröhnte General Wheeler. »Kommen Sie endlich zur Sache! Haben Sie ihn gefunden?«
    Quarla zögerte.
    »Ich glaube, ja«, entgegnete sie schließlich. »Ich glaube, ich bin dem Sternengott im Zentrum des Riffstrudels begegnet.«
     
    *
     
    Der Riffstrudel war weder Planet, noch Sonne, noch Komet. Er war auch kein Riff im eigentlichen Sinne. Vielmehr vereinigte er von allem etwas in sich.
    Zweifellos hatte er seine Entwicklung vor Urzeiten als Riff begonnen. Er umkreiste die Sonne wie ein Planet, und wie bei einem Kometen bestand ein Großteil seiner Masse aus Gasen. Und in seinem Herzen fand der Prozeß der Helium-Wasserstoff-Verschmelzung statt, wie bei einem Stern.
    Der Riffstrudel wurde zusammengehalten von einer Kraft, die stärker war als bloße Gravitation. Die Riffe, aus denen er bestand, waren irgendwie anders als die gewöhnlichen Riffe und beherbergten seltsame Abarten von Pyropoden. Der Mensch war bis jetzt noch nicht in sein Zentrum vorgedrungen.
    Der Riffstrudel war ein Ort des Schreckens und der Legenden. Das Leben, das er beherbergte, war über Jahrmillionen seinen eigenen Weg gegangen.
    Pfeilgerade hielt der Baby-Pyropode, der einmal Harry Hickson gehört hatte, auf den Riffstrudel zu – und Quarla Snow ließ ihn gewähren. Der Raumling war manchmal kaum in der Lage, die Geschwindigkeit des Raketenwesens mitzuhalten, doch es gelang Quarla irgendwie, den blauweißen Schweif des Pyropoden nicht aus den Augen zu verlieren.
    »Ich hatte Angst«, gestand sie. »Wir gerieten in einen riesigen Schwarm von Pyropoden, die sich begatteten. Es mußten mehr als zehntausend gewesen sein, die sich hier zu einem einzigen gewaltigen Körper vereinigt hatten. Wenn sie uns gesehen und verfolgt hätten, wären wir niemals mit heiler Haut davongekommen. Aber für derartige Überlegungen war es zu spät – und meine Angst vor dem Riffstrudel war eigentlich noch viel größer.«
    »Nun berichten Sie endlich über den Sternengott, Mädchen!« brüllte General Wheeler. Sein ärgerlicher Blick richtete sich auf den Bildschirm. Das Raumschiff näherte sich der Sonne immer mehr. Eine der Protuberanzen schien ihre Feuerarme bereits nach dem Schiff auszustrecken.
    »Schließlich erreichten wir den Riffstrudel«, berichtete das Mädchen unbeirrt, »und hier verlor ich Hicksons Pyropoden schließlich doch noch aus den Augen. Aber Bella – das ist mein Raumling – schien zu wissen, wohin er entschwunden war. Wir begaben uns in das Innere des Strudels.«
    Aus der Nähe betrachtet, wirkte der Riffstrudel wie eine kleine, eigenständige Galaxis, deren einzelne Riffe sich von dem schwarzen Hintergrund des Himmels wie Sterne abhoben. Der Rand des Strudels war dunkel und bestand aus toten Felsen und sonstigen Materiefragmenten. Hier vermutete Quarla die Brutnester der Pyropodenschwärme. Sie spürte die wachsende Erregung des Raumlings, der sich mit furchtsam aufgerissenen Augen umblickte.
    Doch sie setzten die Expedition fort.
    »Bella schien nichts dagegen machen zu können«, sagte Quarla Snow. »Er mußte einfach weiterfliegen. Ob uns am Ende das Verderben erwartete, konnte ich nicht sagen.«
    »Wie die Narren in unserem Raumschiff«, warf General Wheeler bitter ein. »Sind Sie nun dort dem Sternengott begegnet. Im Riffstrudel?«
    Quarla Snow zögerte. »Ich weiß es nicht. Wirklich, General Wheeler, ich weiß es nicht, was ich eigentlich im Riffstrudel erlebte. Jedenfalls weiß ich, daß ich eine Menge Dinge sah, die es dort eigentlich gar nicht geben konnte.«
    »Illusionen?« fragte der General. »Halluzinationen?«
    Sie nickte unsicher.
    »Ja ... nein. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß ich Dinge sah, die es dort nicht hätte geben dürfen. Zum Beispiel sah ich Harry Hickson, von dem ich wußte, daß er bereits länger tot war. Und ich sah Colonel Zafar und andere Männer –

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