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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Amtssitz des Seneschalls in
Wahrheit um den Narrenturm handelte, eine der zauberkräftigen Burgen des alten Tencendor und magische Versammlungsstätte des uralten Landes.
Der Sternenmann beabsichtigte nun, den Narrenturm
endgültig von seinen Henkern und Folterknechten zu
befreien.
Wie schon seit Ewigkeiten erhob der Turm sich in
makellosem Weiß über einhundert Meter in die Höhe.
Seine sieben Seiten schimmerten leicht im Schein der
untergehenden Sonne. An seiner Seite funkelte fröhlich
das silbrig blaue Wasser des Gralsees – einem der vier
magischen Seen Tencendors –, so als wisse er, daß sein
jahrtausendelanger Gefährte nach langer Versklavung
endlich befreit werden sollte.
Was verbirgt sich hinter deinen Mauern? fragte Axis
in Gedanken, als er auf den Turm zuritt. Welche Geheimnisse befinden sich in deinen Kammern und Verliesen? Was werde ich in dir finden, wenn ich den
Seneschall schließlich zur Tür hinausgejagt habe?
Doch ein näherliegendes Problem beschäftigte ihn
jetzt mehr. Wie würde die Abteilung Axtschwinger ihn
empfangen, die sich jetzt in breiter Formation vor dem
Turm aufgebaut hatte? Der Krieger gab seiner Bedeckung das Zeichen, zurückzubleiben und ritt langsam auf
die Elitesoldaten zu. Zehn Schritt vor ihnen hielt er Belaguez an. Kenricke, ihr Befehlshaber, saß hoch zu Roß vor
der letzten Kohorte Axtschwinger.
Ergraut, groß und hager erwartete er seinen alten Axtherrn mit undurchdringlicher Miene. Axis’ Blick fiel
unwillkürlich auf das Zeichen der gekreuzten Axt auf der
Brust des Mannes. Wie lange hatte er dieses Emblem
selbst voller Stolz getragen! Heute trug er ein hellgraues
Langhemd mit der flammenden Sonne auf der Brust. Die
Welt hatte sich ebenso verändert wie der ehemalige General der Axtschwinger.
»Kenricke«, grüßte er den Kohortenführer, »wir haben
uns lange nicht mehr gesehen.«
Der Mann sah ihn für einen Moment nur an und tat
dann etwas, womit der Krieger wirklich nicht gerechnet
hatte. Nach Art der Axtschwinger schlug er sich mit der
Faust an die Brust und verbeugte sich tief. »Axis …«
begann er, schwieg verlegen und fuhr dann fort: »Herr,
ich weiß nicht, mit welchem Titel ich Euch anreden
soll.«
»Nennt mich ruhig Axis, das ist immer noch mein
Name.«
»Warum erscheint Ihr jetzt hier? Aus welchem Grund
seid Ihr zum Turm des Seneschalls zurückgekehrt?«
»Ich will die Welt wiedererstehen lassen, welche der
Seneschall so lange zu vernichten und zu unterdrücken
suchte. Dieses Gebäude hier, in der alten Welt der Narrenturm, stellt für die neue Ordnung einen wesentlichen
Bestandteil dar. Ich bin daher heute hier erschienen, um
den Narrenturm vom Seneschall zu befreien.«
»Viele Worte für eine einfache Absicht«, entgegnete
Kenricke. »Ihr wollt also nur die Brüder hinauswerfen.«
»Ihr habt es immer schon verstanden, Kohortenführer,
Euch sehr deutlich auszudrücken. Wollt Ihr mir also noch
Widerstand leisten?«
Kenricke saß lange schweigend da und studierte seinen ehemaligen Axtherrn. Dann gab er unvermittelt seinem Roß die Sporen und zog die Axt aus dem Gürtel.
Der Krieger erstarrte, wich aber nicht. Als Axis als Jugendlicher zu den Axtschwingern gekommen war, hatte
Kenricke ihn an den Waffen ausgebildet. Damals hatten
sie sich angefreundet, und heute glaubte er nicht, daß
dieser Mann darauf aus war, ihn zu erschlagen.
Als sein Pferd neben Belaguez stand, hielt der Offizier
es an, faßte die Waffe an der Schneide und reichte sie
dem Krieger mit dem Griff voran. »Ich überreiche Euch
meine Axt, Axis, und damit auch meine Einheit. Seit Ihr
uns verlassen habt, stellen wir nur noch eine traurige
Erinnerung dar, die darauf wartet, eines Tages von ihrem
General erlöst zu werden. Nehmt meine Waffe und mit
ihr meine Treue.«
Der Sternenmann war sich der besonderen Bedeutung
dieses Augenblicks durchaus bewußt. Mit seiner Übergabe beendete Kenricke die tausendjährige Geschichte der
stolzen und traditionsbewußten Axtschwinger.
»Ich nehme sowohl Eure Axt als auch Eure Treue an,
Kenricke, und heiße Euch in meiner Streitmacht willkommen. Belial erwartet Euch im Lager«, er nickte in
Richtung der Zelte am Ufer des Sees, »und wird Euch
unterbringen und einteilen. Aber, Kenricke, Ihr alle werdet die Äxte abgeben müssen. Im neuen Tencendor ist für
solche mit düsteren Schicksalen belasteten Waffen kein
Platz.«
»Verstehe«, nickte der Offizier.
Nun nickte Axis in Richtung des Turms. »Ist Jayme
noch da

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