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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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zurück. Sie holte tief Luft, betrachtete ihre beiden Söhne
und sah sich dann in dem Saal um.
Die Prophezeiung. Ihr Leben und das ihrer Söhne war
seit jeher von der Weissagung bestimmt und gelenkt
worden. Jedes Mal, wenn sie sich frei wähnte, mußte sie
feststellen, daß die Prophezeiung nur Atem schöpfte für
den nächsten Zug und sie weiterhin wie eine Schachfigur
hin und her schob.
Axis’ Begleiter begaben sich schweigend zu den
Wächtern, die an den Säulen Aufstellung genommen
hatten. Auch Faraday bewegte sich vom Podium fort, um
für die beiden Brüder Platz zu schaffen. Sie schenkte
dem Krieger ein Lächeln, aber er beantwortete es nur mit
einem sehr kurzen Blick. Seine ganze Aufmerksamkeit
war auf den König gerichtet.
Der Saal hallt wider von den wilden Beschuldigungen
von Mord und Verrat.
»Der wahre Verräter sitzt auf dem Thron!« rief Axis
jetzt. »Bornheld, ich beschuldige Euch des Mordes an
Freierfall Sonnenflieger. Ich beschuldige Euch weiterhin
des Mordes an unserem Onkel Priam. Und ich beschuldige Euch der Ermordung Tausender unschuldiger Männer,
Frauen und Kinder in Skarabost. Ihr habt genug Blut
vergossen, Bruder, und nun sollen die Götter über Eure
Untaten richten.«
Der König erhob sich. »Ihr wollt einen Kampf, Bruder, ein Gottesurteil?« rief er. »Und dennoch erscheint
Ihr mit Eurer Magie und Eurem Zauber. Ich bin ein artorfürchtiger Mann, Axis, ein einfacher Soldat. Wie könnte
ich es mit Eurer Zauberei aufnehmen?«
»Ich stehe hier als Euer Bruder vor Euch, Bornheld,
und nicht als ikarischer Zauberer. Nur mit meinem
Schwert trete ich Euch gegenüber. So stehen wir als
Gleiche unter Gleichen voreinander, auf daß die Götter
und die Weissagungen unbeeinflußt darüber entscheiden
mögen, wer von uns das Recht erhält, weiterzuleben, und
wer verurteilt wird zu sterben.« Mit einer raschen Bewegung zog der Krieger den Zaubererring von seinem Finger und warf ihn seinem Vater zu.
Als Faraday den roten Reif durch die Luft fliegen sah,
verließ sie aller Mut, und sie schrie laut: »Nein!« Die
Vorstellung, daß Axis nur mit dem Schwert Bornheld
gegenübertreten sollte, erschreckte sie zutiefst. Wieder
sah sie das Blut, das von seinem Haupt tropfte und langsam über ihre Brüste rann. Sie setzte schon dazu an, zu
ihm zu laufen und ihn abzuhalten von seinem Tun, als
ein starker Arm sie zurückhielt.
»Laßt ihn«, gebot Jorge. »Die beiden müssen das allein unter sich austragen. Hier und jetzt.«
»Nein, nein«, klagte Faraday laut und wehrte sich gegen den Griff des Grafen. Die Vision der Bäume überwältigte sie jetzt, und sie geriet in Panik. Das, was die Bäume
ihr einst gezeigt hatten, führten sie ihr jetzt wieder vor,
und sie fürchtete sich, fürchtete sich so schrecklich. Denn
die Bilder zeigten ihr die Wirklichkeit. Axis würde hier in
dieser Nacht sterben, und sie konnte nichts dagegen tun.
»Nein«, flüsterte Faraday tonlos. »Nein, Axis, tut das
nicht!«
Sie sah Bornheld, wie er von der Empore herunterschritt.
Der König trat vor den Thron und hob sein Schwert.
Langsam knöpfte der Krieger sein goldenes Langhemd
auf, zog es aus und warf es Belial zu. Er wollte nicht, daß
es beim Kampf zerrissen oder mit Blut befleckt werde.
Danach krempelte er sich die Ärmel des weißen Hemds,
das er anhatte, auf und zog dann so schnell, daß man
seiner Bewegung kaum folgen konnte, sein Schwert aus
der Scheide.
»Bornheld«, sagte er nur, und der König schritt die
Empore herunter und bewegte sich auf den Krieger, das
Schicksal und die Vision zu.
Die Zeit verrann, und ihr Verrinnen war begleitet vom
Klirren des Stahls im Mondsaal.
    Unverrückbar, unentrinnbar und ohne eigenen Willen
fanden sich die beiden Brüder im Schicksal gefangen,
und ihr Kampf verlief genau so, wie die Vision vom
Wald der Schweigenden Frau ihn gezeigt hatte. Faraday
drohten vor Entsetzen die Knie nachzugeben. Sie kämpfte immer noch gegen Jorges Arm an, um sich von ihm zu
befreien und in die Mitte des Saals zu gelangen, aber er
erwies sich als zu stark für sie.
    In dieser Mitte umkreisten sich die beiden Männer.
Beide hatten bereits leichte Verwundungen davongetragen. Ihre Schwerter bewegten sich oder warteten ab,
während ihre Gesichter sich vom lange aufgespeicherten
Haß in Fratzen des Zorns verwandelten. Wie lange
kämpften sie bereits gegeneinander? Wie viele Hiebe und
Streiche hatten sie ausgetauscht? Wie oft war schon der
eine in die Knie gegangen oder

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