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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Aschure erinnerte sich daran, wie Sternenströmer damals auf der Großen Versammlung, als sie gerade erst eine Woche im Krallenturm
lebte, vor den Vogelmenschen gesungen hatte. Damals
hatte sie seine Stimme als unfaßbar schön und magisch
empfunden. Die junge Frau hatte auch schon Axis singen
hören, aber damals nur leise zur Begleitung seiner Harfe
am Lagerfeuer. Aber nichts von dem, was sie jemals aus
dem Munde eines Ikariers vernommen hatte, ließ sich mit
dem vergleichen, was der Krieger nun sang. Caelum saß
ganz ruhig und staunend auf ihrem Schoß. Er konnte den
Blick nicht von seinem Vater wenden, und sein kleiner,
offenstehender Mund bildete ein rundes »O«. Sogar die
beiden heranwachsenden Kinder in ihrem Leib regten
sich, als sie zum ersten Mal die Stimme ihres Vaters so
machtvoll hörten. Kein Zweifel, sie regten sich daraufhin
stark!
Axis sang von Tencendor. Woher er soviel über das
alte Land wußte, konnte Aschure sich nicht erklären. Er
besang dessen Schönheit und Musik. Die Städte, die seit
damals verloren, die Wälder und die Parklandschaften,
die vor tausend Jahren dem Erdboden gleichgemacht
worden waren. Er beschrieb die Spiele, die einst zwischen den drei Völkern abgehalten worden waren, und
die Himmelsrennen, welche die Ikarier zur Freude der
Menschen und Awaren durchgeführt hatten.
Er sang von der Wißbegier und der Weisheit, die Tencendor hervorgebracht hatte, von den Schulen und den
Akademien, vom Studium der Sterne und der Mysterien.
Aber auch von der Lösung der mehr weltlichen Probleme, die dann allen das Leben erleichtert hatten. Axis
sang von den Abenteuern, die alle erwarteten, vom Leben, von der Liebe, von der Musik, von der Harmonie,
von den Blumen und von den Blättern.
Danach veränderte sich seine Stimme: Traurig berichtete er, wie das Mißtrauen die Eintracht zwischen den
Völkern zerstört hatte. Wie die Achariten eines Tages die
Ikarier beneidet und die Awaren gefürchtet hatten. Aber
auch wie die Ikarier nicht erkennen konnten, daß sie die
Mehrzahl der Ämter und Würden im alten Land Tencendor einnahmen und die anderen ausschlossen. Oder daß
sie manchmal heimlich oder auch offen über die Ungeschicklichkeit der Menschen lachten, nicht ungern und
allzu selten aber ihre Frauen verführten.
»Die Ikarier beherrschten die alte Gesellschaft!«, rief
der Krieger jetzt und beendete sein Lied. Doch auch seine Sprechstimme besaß soviel Melodie, als würde er
weitersingen. »Und irgendwann rief das immer mehr
Schwierigkeiten hervor. Ich will nun Tencendor wiederbegründen, das ist wahr, doch ein neues Tencendor, in
dem die Ikarier nur ein Volk unter anderen darstellen, wo
alle drei sich gemeinsam die Herrschaft, den Reichtum
und die Freuden der Neuen Welt gerecht teilen.
Mein Volk, ich bin der Sternenmann, und mir obliegt
es, dieses neue Land seiner Bestimmung zuzuführen. In
mir ist das Blut der Königshäuser von Achar und Ikar
vereint.« Der Krieger beschrieb der Menge nun, obwohl
die meisten diese Geschichte bereits kannten, wie Mitglieder beider Herrscherhäuser ihn gezeugt und empfangen hatten. »Deswegen bin ich Ikarier und auch Acharite.
Ich verbinde die Leidenschaft der Achariten mit den
Künsten der Ikarier. Als halber Acharite und halber Ikarier vereint meine Aufgabe beide Völker miteinander.«
Faraday runzelte die Stirn. Vereint? Er meinte doch sicher, daß seine Aufgabe beide Völker vereinen sollte.
»Mein Haus wird es sein, das dieses neue Land führen
wird. Nicht das Haus Sonnenflieger und nicht das Haus
von Achar, sondern …« er legte eine Kunstpause ein »…
das Haus der Sterne.«
Alle, ob Vogelmensch, Rabenbunder oder Acharit,
starrten ihn mit offenem Mund an.
»Meine Freunde«, fuhr Axis jetzt fort, »viele von
Euch kennen mich noch nicht, aber sehr viele von Euch
haben mich bereits erlebt. Sie sind mit mir in die
Schlacht gezogen, sei es damals als Axtschwinger oder
später in meiner Armee. Und diejenigen, die mich kennen, wissen, was für ein Mensch ich bin.«
»Mein Volk«, und er winkte ihnen wieder mit jener
lockenden Geste zu, »wollt Ihr Euch hinter mir versammeln und mit mir gemeinsam das neue Tencendor aufbauen? Werdet Ihr mich als Euren Herrscher anerkennen,
der Euch zu dem zurückführt, was einmal war und wieder sein soll? Werdet Ihr mit mir reiten, um den Zerstörer
zu besiegen? Werdet Ihr mir helfen, Gorgrael aus diesem
Land zu vertreiben, damit wir danach gemeinsam das
neue Tencendor errichten

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