Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
Vom Netzwerk:
einer raschen Handbewegung warf der Krieger das
Pergament ins Feuer. Es färbte sich schwarz und ging in
Flammen auf. Rivkah sah ihn fragend an, aber er wagte
nicht, ihr vom Inhalt des Briefes zu berichten oder ihr
auch nur zu verraten, wer der Absender war. Judith hatte
eine Menge gewagt, diesen Brief viele hundert Meilen
weit in den Norden zu schicken. Er suchte mit seinen
Blicken in der Menge, doch waren die beiden Händler
spurlos verschwunden. Vermutlich saßen sie längst auf
ihren Pferden und ritten auf den Sperrpaß zu.
    Ein dunkler Mann humpelte auf die Brücke zu und hielt
mit einer Hand fest einen zerschlissenen Umhang vor
seiner Brust zusammen.
    »Seid Ihr reinen Herzens?« fragte der Steg zögernd,
weil er sich von dem Treiben in der Großen Halle hatte
ablenken lassen.
»Ja, das bin ich«, antwortete der Fremde.
     
»Dann überquert mich, auf daß ich feststellen kann, ob
    Ihr die Wahrheit sprecht.«
»Wie Ihr wünscht«, entgegnete er und setzte sich wie
der in Bewegung.
    Die ikarischen Zauberer wechselten von leichter Hintergrundmusik zu Liedern und Rhythmen, bei denen
einem das Tanzbein zuckte und in deren Takt man sich
wiegen mußte. Sieben oder acht Paare hatten sich bereits
zum Hey-de-Guy aufgestellt, einem Ländler, bei dem
sich Männer und Frauen jeweils in einer Reihe gegenüberstanden. Die anderen Gäste machten ihnen bereitwillig Platz und lachten und klatschten, als die Tänzer sich
zu der Musik bewegten, die von der Decke herabströmte.
    Rivkah drehte sich um, als jemand seine Hand auf ihre
Schulter legte.
»Es ist schon lange her, Prinzessin«, sagte Magariz,
»aber ich frage mich, ob Ihr Euch noch erinnern könnt.«
»Alle wichtigen Dinge sind fest in meinem Gedächtnis
verankert, Fürst, und der Hey-de-Guy gehört doch wohl
zu den wichtigsten Dingen des Lebens, oder?«
Magariz lächelte und reichte ihr galant die Hand.
»Dann frage ich mich doch, Prinzessin, ob Ihr mir wohl
die Ehre erweisen wollt, Euch ein weiteres Mal meinen
ungelenken Füßen auszusetzen und mit mir zu tanzen.«
Rivkah nahm seine Hand. »Es wäre mir ein großes
Vergnügen, Fürst.«
Axis trank einen Schluck und sah den beiden beim
Tanz zu. Für jemanden mit einem lahmen Bein bewältigte Magariz die teilweise schwierige Schrittfolge doch
mit einiger Eleganz und Bravour. Wo mochte sich nur
Aschure gerade aufhalten? Er suchte nach ihr und entdeckte sie, wie sie mit Caelum auf dem Arm auf ihn zu
kam.
Er küßte sie auf die Wange und entdeckte dann zwei
weitere Vertraute. »Oh, da kommen ja auch Belial und
Abendlied.« Er lächelte seinen Freund warm und seine
Schwester fragend an. Die junge Ikarierin errötete, und
Axis und Aschure tauschten einen wissenden Blick aus.
»Sternenmann«, begann der Leutnant, »ich habe eben
mit Roland über Burdel gesprochen. Das rief mir ins
Gedächtnis zurück, daß wir bald zur Tat schreiten müssen.«
Der Krieger wurde augenblicklich ernst. Ja, ganz
recht, höchste Zeit, daß sie aufbrachen. Gorgrael wartete,
und die Torwächterin zählte schon an ihren dürren Fingern die Tage ab, die Axis zur Erfüllung seines Teils des
Paktes noch blieben, bis das Jahr vorbei war. Wie lange
hielt er sich schon hier in Sigholt auf? Er rechnete rasch
nach. Mindestens fünf Monate.
»Ja, bald«, stimmte er dem Freund zu und verbannte
die Torwächterin aus seinen Gedanken. Der Zerstörer
bildete jetzt die weit größere Gefahr. »Meine Freunde,
mich bedrückt die Vorstellung, Gorgrael könnte wieder
losschlagen, während ich in Tarantaise oder Arkness im
Schlamm feststecke. Womöglich erreicht er Karlon noch
vor mir!«
Axis verstummte plötzlich, als ihm bewußt wurde, was
er gesagt hatte. Gorgrael sollte vor ihm die Hauptstadt
erreichen? Vor ihm bei Faraday sein? Zum ersten Mal
fragte sich der Sternenmann, wer mit der Geliebten gemeint sein könnte, von der die Weissagung in ihrer dritten Strophe sprach. Faraday oder Aschure? Ja, welche
von beiden?
»Auch die Nachrichten von Jervois bedeuten nicht viel
Gutes«, warf Ho’Demi ein, der eben zu ihnen getreten
war. Die anderen vier sahen ihn mit großen Augen an.
»Nein, gewiß nicht«, gab Axis zu.
Seine Späher und ikarischen Fernaufklärer hatten übereinstimmend berichtet, daß Bornheld schon seit Tagen
damit beschäftigt sei, seine Truppen zu ordnen und seine
Armee zu verstärken. Seit die Angriffe der Skrälinge
endgültig zurückgeschlagen waren, schien der König zu
einem Feldzug gegen Sigholt zu rüsten.

Weitere Kostenlose Bücher