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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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auf sich. Sie, ganz in Schwarz, glitt so
vornehm die Stufen hinab, als würde sie schweben. Aschure hielt Caelum auf ihrem Arm, und der Kleine betrachtete
die Menge vor sich mit den blauen Augen, die er von seiner Mutter geerbt hatte. Auch wenn dem Knaben bereits
Haare wuchsen und kleine schwarze Löckchen sein Gesicht umrahmten, erkannte der alte Reinald doch trotz
seiner schwachen Augen die ikarischen Züge, die Caelum
von seinem Vater mitbekommen hatte.
    Der Sternenmann trat vor den großen Kamin, wo die
Flammen seine goldene Aura noch heller erstrahlen ließen,
und ließ alle zu sich kommen, die mit ihm zu sprechen
wünschten. Rivkah stand neben ihm und lachte und scherzte mit den Gratulanten. Aschure hingegen mischte sich mit
dem Kind auf einem Arm und einem Glas Wein in der
Hand des anderen unter die Gäste. Sie schien nun heiter
und gelöst. Von den Zweifeln und Gefühlsausbrüchen war
ihr nichts mehr anzumerken. Als sie zusammen mit ihrem
Liebsten die Große Halle betreten hatte und oben auf dem
Treppenabsatz erschienen war, hatte sie rasch feststellen
können, wie sehr alle Anwesenden bewundernd zu ihnen
hoch sahen. Viele zollten ihnen Achtung, in manchem
Blick waren aber auch Neid oder Eifersucht zu erkennen
und in einigen sogar Liebe. An diesem Ort war sie willkommen, beruhigte sich die junge Frau. So sehr sie auch
nach höhnischen Mienen oder Spott Ausschau hielt, sie
fand nichts davon. Der Krieger hatte kurz zu ihr hinübergesehen und gelächelt, und dann vernahm sie seine Stimme in
ihrem Kopf: Ihr könntet von ihnen verlangen, was Ihr
wollt. Sie würden Euch jeden Wunsch erfüllen, wie mir
auch. Und ich Euch. Unterschätzt nie Eure Fähigkeiten
oder die Macht Eurer Ausstrahlung.
    Die junge Frau spürte in diesem Moment, wie seine
Liebe und auch die ihres Sohnes sie durchdrangen. Und
als Caelum in ihren Gedanken sprach: Ihr seid Aschure.
Das weiß ich – da wußte sie, Vater und Sohn verliehen
ihr beide Stärke, und in diesem Augenblick erhielt sie die
Gewißheit, daß sie immer überleben würde, ganz gleich,
was die Zukunft für sie bereithielt. Lächelnd und strahlend schön konnte sie nun der Menge begegnen.
»Roland?« Aschure entdeckte den kranken Herzog
von Aldeni und trat zu ihm.
    Als der Herzog mit den Rabenbundern hier eingetroffen
war, war er dem Tod näher gewesen als dem Leben. Die
Krankheit, die ihn von innen auffraß, hatte ihn bereits
deutlich geschwächt. Nach dem anstrengenden Ritt zur
weiter nördlich gelegenen Burg hatte er gleich das Bett
hüten müssen und vier Tage lang nicht verlassen können.
    Nachdem es Roland wieder etwas besser ging, wollte
Axis von ihm erfahren, warum er Bornheld verlassen
hatte, nachdem er ihm so lange die Treue gehalten hatte.
Roland antwortete, daß ihm nur noch wenig Zeit bleibe
und er mit reinem Herzen und ruhigem Gewissen sterben
wolle. »Ich habe sehr lange auf der Seite gestanden, die
ich für die richtige hielt«, meinte der Herzog dann, »aber
als der König Gautier befahl, die drei Rabenbunder ans
Kreuz zu nageln, wurde mir endgültig bewußt, daß ich
dem Falschen die Treue hielt. Deswegen möchte ich
wenigstens in Ehren aus diesem Leben scheiden. Laßt
mich bitte bei Euch bleiben.« Wie hätte der Krieger ihm
diesen Wunsch abschlagen können?
    Reinald überredete den Herzog schließlich, doch einmal die Anstrengung auf sich zu nehmen und zum See
des Lebens zu gehen. »Mir hat das Wasser sehr bei meiner Gelenkentzündung geholfen«, versicherte er ihm.
Und tatsächlich, das Bad im See tat Roland außerordentlich gut. Das bösartige Gewächs in seinem Bauch ging
zurück, und neues Leben durchströmte ihn.
    Dennoch vertraute Axis seiner Liebsten an, daß der
Herzog immer noch vom Tod gezeichnet sei. Roland
würde zwar nicht mehr in diesem Monat sterben und
wahrscheinlich sogar das nächste Jahr erleben. Aber
mehr als zwei Jahre habe er sicher nicht mehr vor sich.
    Während die beiden sich nun unterhielten, betrachtete
der Herzog die junge Frau genau. Man sah ihr deutlich
an, daß ihre Mutter aus Nor gestammt hatte, aber da war
noch etwas anderes an ihr, das Roland nicht genau
bestimmen konnte. Kein Wunder, daß der Krieger Faraday beinahe vergessen hatte, dachte er, während er zu
Aschures witzigen Bemerkungen über die ikarischen
Musikanten lächelte. Außerdem hatte diese überaus anziehende Frau ihm einen Sohn geschenkt. Der Kleine
wirkte für einen Säugling ungewöhnlich wach und aufnahmefähig.

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