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Der Sternenkavalier

Titel: Der Sternenkavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Branstner
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groß wie der Berg von Gefahren, die ihnen drohten, wenn sie ihre bisherige Lebensweise beibehielten. As blickte voll Stolz auf sein Werk und rechnete sich eine gehörige Anerkennung dafür aus, daß er den Rosigen rechtzeitig alle vor ihnen stehenden Fährnisse eröffnet hatte. Doch als er sich von dem Berg abwandte, konnte er keine Rosigen mehr sehen, denn die waren allesamt ganz und gar bleich geworden. Sie blickten von einem Berg zum anderen, und da sie beide gleich groß fanden, kam zu ihrem Schrecken vor der Gegenwart ein gleich großer Schrecken vor der Zukunft, weshalb sie wie gelähmt zwischen beiden standen und nicht daran dachten, sich bei As zu bedanken.
    „Dann eben nicht“, brummte As ärgerlich, stopfte seinen Automaten in den Rucksack und buckelte davon.

    Er hatte aber kaum drei Schritte getan, als ihn ein harter Schlag am Hinterkopf traf. As blickte sich verwundert um, was ihn davor bewahrte, ein weiteres Mal am Hinterkopf getroffen zu werden, denn jetzt traf es ihn an der Stirn. Die Lähmung der Rosigen hatte sich unversehens in rasende Wut über das Dilemma, in das die Geomanen sie gebracht hatten, verwandelt, und da Eto außer Reichweite war, mußte As den Undank für beide entgegennehmen, und ungekürzt dazu. Dieser Undank traf ihn in Gestalt der Riesennüsse, die von den Rosigen in ihrer verzweifelten Wut von den Zweigen gerissen wurden und jetzt wie ein Hagelwetter auf As niederprasselten. Er lief um sein Leben, und er hätte es gewiß eingebüßt, wäre den Rosigen von der ungewohnten, weil unästhetischen Beschäftigung nicht endlich die Kraft erlahmt. As hingegen hatte gerade noch genug, um die Rakete zu erreichen. Er zog schnell die Tür hinter sich zu und warf sich auf die Pritsche, wo er im Handumdrehen einschlief. Daran konnten ihn auch die Nüsse nicht hindern, die von den indessen wieder zu Kräften gekommenen Rosigen gegen die Rakete geworfen wurden. Im Gegenteil war ihm das Geräusch der anprallenden Nüsse das Zeichen dafür, daß sie ihn nicht mehr erreichen konnten, was ihm das wohlige Gefühl der Geborgenheit verschaffte und ihn auf eine noch angenehmere Weise in den Schlaf geleitete als der liebliche Gesang am vergangener Abend
    Als As aufwachte, konnte er feststellen, daß er gut geschlafen, aber den Kopf voller hühnereiergroßer Beulen hatte, was Eto veranlaßte, das Kinn in die Hand zu stützen und darüber nachzudenken.
    „Wie es scheint“, sagte Eto schließlich, „scheiden wir in Unfrieden von diesem Stern.“
    As tastete über seinen hügeligen Kopf. „Als ob wir jemals auf andere Art von einem Stern geschieden wären.“
    „Ein Abschied ist immer schmerzlich“, tröstete Eto seinen Gefährten, „und der Abschied in Frieden ist der schmerzlichste, denn er trennt verbundene Menschen voneinander. Daher soll man ihn kurz machen. Der Abschied in Unfrieden hingegen trennt Menschen, die ohnehin nichts miteinander zu tun haben, weshalb er geradezu natürlich ist und selbst im schlimmsten Falle nur einen äußerlichen Schmerz hinterläßt.“
    „Da sind wir ja die reinen Glückspilze“, stellte As fest, „und ich bin gewiß, daß uns auch der Abschied von den kommenden Sternen nichts als einen äußerlichen Schmerz hinterlassen wird. Nur möchte ich gern wissen, wie es kommt, daß ich ihn stets allein davontrage.“
    „Das ist eine Frage der Verteilung“, erklärte Eto.
    „Was sollte es sonst sein“, meinte As, „nur folgt daraus nicht, daß die ungeteilten Prügel immer ich beziehe.“
    „Jeder Mensch“, fuhr Eto unbeirrt fort, „hat im Leben eine Rolle zu spielen, und die Ästhetik verlangt, daß er sie ganz oder gar nicht spielt.“
    „Im Falle der Prügel“, entgegnete As, „ist dieses ,ganz‘ durchaus unbillig, was erklärt, daß mancher es vorzieht, lieber gar keine Rolle zu spielen.“
    „Jedenfalls weißt du jetzt“, sagte Eto, „daß auch die Verteilung von Prügel nur als ästhetische Frage verstanden werden kann. Allerdings weiß ich noch immer nicht, weshalb du welche bezogen hast.“
    „Das möchte ich selber gerne wissen“, meinte As. „Ich hatte der rosigen Gesellschaft nach den Gefahren ihres gegenwärtigen Lebens, um sie nicht wie die blinden Hühner in ihr Unglück rennen zu lassen, auch die Gefahren ihres zukünftigen Lebens errechnet. Und beide ergaben einen gleichhohen Berg.“
    „Da hast du allerdings zu Recht Prügel erhalten“, sagte Eto. „Wer die Zukunft als einen Berg von Gefahren darstellt, verdient

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