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Der Sternenschwarm

Der Sternenschwarm

Titel: Der Sternenschwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Männer und Frauen zu erdulden hatten? Was gibt es in den Wüsten und dunklen Wäldern für warmblütige Menschen? Nichts! Nicht einmal Tiere, die man erlegen könnte. Auf unserem Planeten entwickeln sich die Säugetiere erst, denn sie treten nicht auf, bis Blütenpflanzen kalorienreichere Nahrung bieten.
    Frühe Reptilien sind die einzigen Tiere – langsam, träg, faul und vor allem Kaltblüter . Natürlich gab es auch Amphibien, Fische und Schalentiere, die als Nahrung dienen konnten.«
    Corbis machte eine nachdenkliche Pause, als wolle sie Slen-Katers Reaktion abwarten. Sie wurde jedoch enttäuscht, denn er lächelte nur freundlich und forderte sie mit einem Nicken zum Weitersprechen auf.
    »Diese Menschen – unsere Vorfahren – mußten sich irgendwie ernähren, als ihre Vorräte zur Neige gingen. Das war nicht einfach, kann ich Ihnen sagen! Sie hatten Getreide an Bord, aber die Saat ging nicht auf, denn der Boden war einfach nicht fruchtbar genug. Die Menschen mußten also von den kalorienarmen Nahrungsmitteln leben, die zur Verfügung standen.
    Das war eine gewaltige Umstellung ihrer Ernährungsweise. Wissen Sie, was nun geschah? Sie starben nicht aus. Sie paßten sich an. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sie ausgestorben wären – dann säßen wir jetzt nicht hier. Die Anpassung bedeutete nämlich, daß sie Kaltblüter wurden. Das Leben auf einem Planeten beginnt stets in Form von Kaltblütern; unter bestimmten Umständen kann diese Eigenschaft zum Überlebensfaktor werden – haben Sie das gewußt, Slen-Kater? Auf diese Weise lebt der Organismus langsamer und kommt mit weniger Nahrung aus. Sehr viel später entwickeln sich bedecktsamige Pflanzen, die energiereichere Nahrung liefern, mit deren Verzehr die Körpertemperatur allmählich zu steigen beginnt.
    Aber die Evolution hat unsere Vorfahren hereingelegt. Sie hat ihnen den falschen Weg gewiesen, der eine Rückentwicklung bedingt. Sie wurden – wir sind – Reptilien.«
    »Unsinn«, widersprach Saton. »Wir sind trotzdem Menschen geblieben – nur eben als Kaltblüter.«
    Corbis lachte.
    »O ja, es gibt natürlich andere, die sich noch mehr verändert haben. Unsere unglücklichen Vorfahren wurden zu Höhlenbewohnern, als ihr Blut kälter wurde. Sie kamen jahrtausendelang nur nachts an die Oberfläche. Etwa fünfzig Männer und Frauen sonderten sich ab und begannen im Assh-hassis-Delta ein Leben als Amphibien zu führen. Sie sollten ihre Nachkommen sehen, Slen-Kater! Sie sind nicht einmal mehr lebendgebärdende Säugetiere! Ich bin vielleicht sehr verschieden von Ihnen, aber ich lege immerhin keine Eier!«
    Sie begann wieder zu lachen und hörte erst auf, als Saton einen Arm um ihre Schulter legte.
    Slen-Kater schwieg nachdenklich. »Ich nehme an, daß Sie die Geschichte von Dansson kennen«, sagte er dann. »Wir – die Menschen – haben siebenundsechzig Staaten der zweibeinigen Danssonianer vernichtet, um diesen Planeten für uns zu gewinnen. Ich finde unsere Geschichte abstoßender als Ihre, wenn wir uns schon darum streiten, wer die abstoßendere aufzuweisen hat.«
    Corbis hob den Kopf und sah ihm mit neuem Interesse ins Gesicht.
    »Ich hoffe sehr, daß Sie sich jetzt etwas besser fühlen«, meinte er. »Wir müssen nämlich gleich aussteigen.«
    Der Wagen hatte inzwischen mehrmals gehalten, und als er in die nächste Station einfuhr, standen sie auf und gingen auf den Bahnsteig hinaus. Als sie wieder die Oberfläche erreichten, sahen sie ähnliche Gebäude wie zuvor, aber die Architektur wirkte etwas konservativer in den Umrissen und noch strahlender in den Farben.
    Slen-Kater blieb stehen und wies auf einen scharlachroten Wolkenkratzer in ihrer Nähe.
    »Das ist Klein-Istino. Dort finden Sie Leute von Ihrem Heimatplaneten, in deren Gesellschaft Sie sich wohlfühlen werden – aber vergessen Sie nicht, daß wir im Grunde genommen alle gleich sind.«
    »Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen, weil ich vorhin so unhöflich war«, sagte Corbis. »Ich kann Ihnen keinen Grund nennen ... ich war einfach zu verwirrt und unglücklich. Jetzt bin ich viel zufriedener.«
    »Ich seltsamerweise auch«, fügte Saton hinzu. »Das muß Ihre Gesellschaft bewirkt haben!«
    Slen-Kater lachte herzhaft. »Nein, daran liegt es nicht. Vielleicht begleite ich Sie noch bis zur Tür. Ich bin nicht leicht loszuwerden, finden Sie nicht auch? Daß Sie jetzt glücklich und zufrieden sind, hat einen bestimmten Grund.«
    Sie gingen wortlos neben ihm her und starrten ihn

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