Der Sternenschwarm
weiter«, wies Craig seine Kameraden an. »Dangerfield muß irgendwo stecken, der Himmel sei ihm gnädig.«
Die drei Männer gingen in Begleitung der aufgeregt klappernden Pygmäen auf die Siedlung zu. Die Eingeborenen schienen nicht damit einverstanden zu sein, wichen jedoch zurück, als die Menschen sich nicht davon abbringen ließen.
Die Siedlung lag unterhalb der Felswand zwischen Bäumen. In den Zweigen dieser Bäume hatte eine Kolonie bunter Vögel ein Gewirr aus Lianen, Ranken, Blättern und kleinen Stöcken zu einem dichten Dach verwoben. Unter diesem Schutz hatten die Pygmäen ihre Hütten aufgestellt, die nur aus Schilfgeflecht bestanden, das mit Stöcken hochgestellt wurde, so daß ein Eingang entstand.
Vor diesen Behausungen waren Pelztiere angebunden, die am Ende ihrer Leinen enge Kreise beschrieben und einander anschrien. Ihre klagenden Laute, die abgehackten Vogelrufe und das Geklapper der Krokodilwesen ergaben eine betäubende Geräuschkulisse. Und über allem lag der Gestank von verfaulendem Fisch.
»Prächtiges Lokalkolorit, was?« stellte Barney fest. »Die angeleinten Tiere sind eigentlich merkwürdig, findet ihr nicht auch?«
In starkem Gegensatz zu den kümmerlichen Behausungen der Eingeborenen stand die Felswand, deren sichtbare Fläche mit stilisierten Blättern und geometrischen Ornamenten verziert war. Die aus Stein gehauenen Verzierungen reichten bis zu einer Linie, die zehn oder zwölf Meter über dem Boden lag, und waren originell und wohlproportioniert. Die Ökologen stellten später fest, daß die Details nicht allzu gut herausgearbeitet waren – aber aus dieser Entfernung hoben sich die Verzierungen deutlich vom sonstigen Niveau des Pygmäendorfes ab. Als die drei Männer näherkamen, sahen sie auch, daß die dekorierte Fläche die Vorderfront eines Gebäudes bildete, das aus dem Felsen herausgehauen war. An Türen und Fenstern standen Pygmäen und beobachteten die Fremden, die langsam herankamen.
»Allmählich bin ich doch beeindruckt«, sagte Tim und warf einen Blick auf die Felswand. »Wenn die kleinen Teufel das fertigbringen, besteht vielleicht noch Hoffnung für sie.«
»Dangerfield!« rief Craig, als ein zweiter Verständigungsversuch mit den Pygmäen fehlgeschlagen war.
Barney deutete auf die gegenüberliegende Seite der Lichtung. Dort stand eine größere Hütte unter den Bäumen; sie bestand aus dem gleichen Material wie die Hütten der Eingeborenen, war jedoch besser konstruiert und stabiler gebaut.
Während die Ökologen noch in diese Richtung sahen, erschien eine hagere Gestalt in der Tür – ein alter Mann. Er humpelte auf die Besucher zu und stützte sich dabei auf einen Stock.
»Das ist Dangerfield!« rief Barney aus. »Das muß er sein. Soviel wir wissen, ist er der einzige Mensch auf diesem Planeten.«
Tim sah dem Alten aufgeregt entgegen. Daddy Dangerfield war bereits zu Lebzeiten eine Legende in den Augen der meisten Jugendlichen von Sternenschwarm. Er hatte damals vor neunzehn Jahren auf Kakakakaxo notlanden müssen und war der erste Mensch gewesen, der diesen unwirtlichen kleinen Planeten besucht hatte.
Kakakakaxo war zwar nur sechsundachtzig Lichtjahre von Droxy entfernt, das zu den größten Handels- und Vergnügungszentren der Galaxis gehörte, aber der Planet lag weit außerhalb der interstellaren Handelsrouten. Deshalb hatte Dangerfield zehn Standardjahre lang allein bei den Pygmäen leben müssen, bevor ein anderes Schiff landete, dessen Captain bereit war, den Schiffbrüchigen an Bord zu nehmen.
Aber dann war es bereits zu spät: Das Gift der Einsamkeit war sein eigenes Gegengift geworden. Dangerfield schlug das Angebot aus und wollte um keinen Preis wieder fort. Die Pygmäen brauchten ihn, behauptete er steif und fest. Deshalb blieb er, wo er war: König der Krokodilwesen oder Daddy der Kleinen Leute, wie es die Boulevardzeitungen auf Droxy ausdrückten, deren Redakteure eine Vorliebe für Schlagworte dieser Art hatten.
Als Dangerfield sich dem Team näherte, wichen die Pygmäen vor ihm zurück. Der klapprige Alte, der sie aus wäßrigen blauen Augen neugierig betrachtete, hatte kaum Ähnlichkeit mit dem sonnengebräunten Athleten, als der Dangerfield in den Comics dargestellt wurde. Das schmale Gesicht mit der Adlernase war eine Karikatur seiner selbst geworden. Das war Dangerfield, aber sein Aussehen suggerierte, daß die Legende den Mann überleben würde.
»Kommen Sie von Droxy?« fragte er und sprach dabei Galingua. »Sind Sie
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