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Der Sternenschwarm

Der Sternenschwarm

Titel: Der Sternenschwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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er wieder einmal gezeigt wird! Ausgesprochen lehrreich, was?«
    »Das kann man wohl sagen. Drehbuchautor und Regisseur sind zwei Tage – nur zwei Tage! – hier auf Kakakakaxo gewesen, haben mit Dangerfield gesprochen und haben ›die Atmosphäre in sich aufgenommen‹. Dann sind sie nach Droxy zurückgeflogen, um ihre eigenen Ideen zu verfilmen; weitere Nachforschungen wurden nicht angestellt.«
    Barney lachte. »Wer bekommt das Mädchen?«
    »Natürlich kommt ein Mädchen im Film vor, und Dangerfield bekommt es. Das Mädchen ist eine kurvenreiche Blondine, die sich in seinem Raumschiff versteckt hat. Du kannst dir vorstellen, wie alles abläuft.«
    »Das kann ich natürlich – aber ich möchte wissen, in welcher Beziehung der Film lehrreich war.«
    »Alles spielt sich nach dem bekannten Rezept ab. Nach der üblichen Einleitung – das Raumschiff macht eine Notlandung, geht dabei in Flammen auf und so weiter – wird ein tarzangleicher Dangerfield gezeigt, der von einer Bärenrasse gefangengenommen wird, deren Angehörige einsachtzig groß sind und Blechhelme tragen. Dangerfield kann nicht fliehen, weil die Blondine sich bei der Notlandung den Knöchel verstaucht hat. Du weißt ja, wie Blondinen in Filmen sind.
    Die Katzen tauchen der Einfachheit halber überhaupt nicht auf. Die Bären haben Held und Heldin an den Marterpfahl gebunden, als die Krokodilmenschen ihre Siedlung überfallen und die beiden in letzter Sekunde befreien. Die Krokodilmenschen sollen natürlich unsere häßlichen Freunde dort draußen sein.«
    »Hör endlich mit der Vorrede auf«, drängte Barney. »Ich möchte wissen, was aus der Blondine wird.«
    »Die Krokodilmenschen sind gerade noch rechtzeitig gekommen, um sie vor einem Schicksal zu bewahren, das schlimmer als ein verstauchter Knöchel gewesen wäre. Und dann kommt eine interessante Stelle – im Film sind die Krokodilmenschen Nachkommen einer stolzen Rasse von Kriegern, die nur durch widrige Umstände so degeneriert ist. Als Dangerfield in ihrem Dorf am Fluß ankommt, sind sie keineswegs von ihm begeistert. Sie wollen ihn und die Blondine ebenfalls an den Marterpfahl binden, aber Dangerfield heilt den Sohn des Häuptlings, der an Fußpilz oder etwas Ähnlichem leidet. Von diesem Augenblick an verehrt ihn der Stamm wie einen Gott, baut ihm einen Palast und betrachtet ihn als seinen obersten Herrscher.«
    »Daß ich das nicht gesehen habe! Das muß ein großartiger Film sein!« rief Barney aus. »Vielleicht gibt Dangerfield morgen eine Matinee. Ich kann mir vorstellen, daß diese Heldenverehrung ihm aus der Seele gesprochen ist.«
    »Das Ganze war eigentlich fast traurig«, berichtete Craig. »Alles war irgendwie unecht – gekünstelte Dialoge und Kulissen aus Pappe. Sogar die Blondine war nicht sehr attraktiv.«
    Barney schwieg eine Minute lang, starrte aus dem Fenster und zupfte nachdenklich an seinem Bart. »Ist es nicht ein seltsamer Zufall, daß dieser Unsinn aus den Filmstudios auf Droxy fast genau der Zusammenfassung entspricht, die Dangerfield dir gestern abend gegeben hat?«
    »Richtig«, stimmte Craig zu. »Siehst du ein, was das bedeutet, Barney? Dangerfields Wissen oder angebliches Wissen stammt aus einem Schundfilm, der auf Droxy gedreht worden ist – nicht umgekehrt, wie man glauben könnte.«
    Barney schüttelte ungläubig den Kopf und grinste dann.
    »Jetzt wissen wir auch, weshalb er anfangs nichts mit uns zu tun haben wollte«, fuhr Craig fort. »Er besitzt fast keine Informationen aus erster Hand über die hiesigen Verhältnisse. Er hat sich nie die Mühe gemacht, sie selbst zu sammeln, und hat wahrscheinlich nie den Mut dazu besessen. Angesichts dieser Tatsache war er bereit, Filmleute von Droxy freundlich zu empfangen, die nur auf eine gute Story Wert legten – aber nicht Wissenschaftler, die von ihm Tatsachen hören wollten. Sobald ich ihn in die Enge getrieben hatte, mußte er natürlich mit seinem kümmerlichen Wissen herausrücken und konnte nur hoffen, daß wir es als die Wahrheit ansehen und damit zufrieden sein würden.«
    Barney nickte langsam. »Wahrscheinlich weiß er gar nicht mehr, was Erfindung und was Wahrheit ist. Nach neunzehnjähriger Einsamkeit muß der alte Knabe ziemlich übergeschnappt sein, ohne daß man es ihm sofort anmerkt.«
    »In all diesen Jahren hat er ununterbrochen Angst gehabt. Er fürchtet sich vor Menschen und hat natürlich Angst vor den Krokodilköpfen, die für ihn ›Krokodilmenschen‹ sind. Deshalb flüchtet er sich in

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