Der Sternenwald
getarnt werden konnte. Roamer hatten Erfahrung darin, ihre Zelte abzubrechen – sie würden zusammenarbeiten und alle Hinweise auf die Existenz der Werft verschwinden lassen.
Doch im Bereich der marsianischen TVF-Basis herrschten strenge Sicherheitsbestimmungen und Roamer-Schiffen war es verboten, sich der militärischen Zone zu nähern. Ein direkter Kontakt kam für Tasia nicht infrage und sie durfte auch keine Nachricht schicken, die jemand abfangen konnte. Sie dachte daran, Heimaturlaub zu beantragen oder sich zur Mondbasis versetzen zu lassen, die gelegentlich von Handelsschiffen angeflogen wurde.
Mit gerunzelter Stirn sah sie sich die verschiedenen Zeitpläne an und stellte fest, dass während der nächsten Wochen nicht einmal kurzzeitige Versetzungen möglich waren. Die TVF brauchte Monate, um eine ausreichend große Kampfflotte zusammenzustellen sowie Robbs Druckkapsel zu planen und zu bauen. Trotzdem: Die Evakuierung der Roamer von Osquivel war eine komplizierte Angelegenheit und musste so schnell wie möglich beginnen.
Tasia fragte sich, wie sie eine Warnung übermitteln sollte.
Nach einigem Nachdenken fiel ihr ein, dass sie bereits den perfekten Nachrichtenüberbringer hatte. Sie rief ihren persönlichen Kompi, der daraufhin seine militärischen Routinearbeiten unterbrach und in ihr Quartier kam.
»EA, ich habe eine Mission für dich, die wichtigste, mit der du jemals beauftragt worden bist.«
»Ja, Tasia Tamblyn. Wie lautet der Auftrag?« Der Zuhörer-Kompi schien überhaupt nicht verunsichert zu sein.
Tasia lächelte und erklärte den Plan. »Du musst den Mars verlassen und Rendezvous erreichen. Überbring Sprecherin Peroni eine Mitteilung von mir.«
56 DD
Auf einem dunklen, kalten Mond am Rand eines nicht kartographierten Sonnensystems setzten die Klikiss-Roboter ihre Arbeit fort. Niemand sah sie; niemand schöpfte Verdacht.
Der Himmel war schwarz, die Atmosphäre des Monds zu Schnee und Eis gefroren. Die Klikiss-Roboter gruben und richteten ihren Außenposten ein. Das Vakuum machte ihnen nichts aus. Ihre externe Panzerung und die Abschirmung der Systeme hatte sie zehntausend Jahre lang geschützt. An diesem für organische Geschöpfe lebensfeindlichen Ort konnten die schwarzen Maschinen ungestört ihren Angelegenheiten nachgehen.
DD hoffte inständig, dass jemand ihre verräterischen Aktivitäten bemerkte. Dann hätte man ihn vielleicht gerettet.
Im Gegensatz zu den Klikiss-Robotern konnten DDs Systeme Schaden nehmen, wenn sie zu lange solchen extremen ambientalen Bedingungen ausgesetzt waren. Kompis, insbesondere Freundlich-Modelle wie er, sollten sich bei Menschen aufhalten, in einem gemäßigten Klima, nicht auf einer eiskalten und so weit von ihrer Sonne entfernten Welt. Aber DDs Entführer hatten seine Systeme modifiziert und verbessert, sodass er sie begleiten konnte.
Sirix übermittelte ihm einen binären Befehl. »Folge mir.«
Es blieb DD keine andere Wahl als zu gehorchen. Zwar begriff er, dass die alten Roboter eine große Gefahr für ihn darstellten, aber zu seiner Ausstattung gehörten keine Programme, die ihn befähigten, sich zu verteidigen oder Widerstand zu leisten. Während der vergangenen Jahre hatten die Klikiss-Roboter ihn zu vielen ihrer verborgenen Stützpunkte im Spiralarm gebracht. Er konnte ihnen nicht entkommen; DD musste sich fügen.
Sirix führte ihn in eine große Grabungshöhle. Schnee und Eis verdampften zwischen Felsritzen, verwandelten sich in Atmosphärengas zurück. Die Klikiss-Roboter rejustierten ihre scharlachroten optischen Sensoren, um trotz der Gase klar sehen zu können. DD bemerkte Arbeitsgruppen aus schwarzen Robotern, die vor langer Zeit sorgfältig positionierte Eis- und Gesteinsschichten abtrugen.
»Die letzte Bergungsphase beginnt in einer Stunde«, sagte Sirix. »Wir haben die richtige Tiefe erreicht und rechnen damit, viele unserer Artgenossen zu finden.«
»Aber ihr habt behauptet, ihr hättet all diese Dinge vergessen«, erwiderte DD. »Woher wisst ihr, wo es zu graben gilt?« Angeblich waren die Erinnerungen der schwarzen Roboter bei einer Katastrophe gelöscht worden, die zum Aussterben der Klikiss geführt hatte. Aber inzwischen wusste der Kompi um die Lüge: Sirix und die anderen erinnerten sich an viel mehr, als sie jemals zugegeben hatten.
»Wir besitzen präzise Informationen über die Hibernationsorte. Die Bergung wurde schon vor Jahrhunderten eingeleitet.«
»Wissen die Ildiraner davon?«
»Niemand weiß davon.«
Eine
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