Der Sternenwald
nicht einfach fügen wollte.
Nicht alle begriffen, dass sich die Spielregeln geändert hatten.
83 ROSSIA
Als die eindrucksvolle TVF-Streitmacht über den Ringen von Osquivel erschien, wurden Sonden und Scoutschiffe ausgeschleust, um das Sonnensystem zu erkunden und die Operation zu planen. Man wusste bereits, dass es Hydroger in den Tiefen des Gasriesen gab; die TVF musste sie nur irgendwie aufscheuchen.
An Bord des riesigen Flaggschiffs Goliath sagte General Lanyan: »Dies ist kein Test. Eine gefährliche Mission hat begonnen. Ich hoffe, Sie sind alle bereit.« Er schob entschlossen das Kinn vor und in seinen Augen blitzte es.
Für den grünen Priester Rossia war die Gefahr immer sehr real gewesen. Seit er von dem langen Konflikt zwischen den Hydrogern und dem Weltwald wusste, hatte die Bedrohung noch mehr Gewicht bekommen. Jetzt näherten sie sich einer Heimstatt jener unheilvollen Wesen. Der alte Feind.
Vor vielen tausend Jahren hatten die Hydroger fast alle Weltbäume vernichtet und dem Weltwald lag nichts an einem neuen Kampf. Nur widerstrebend waren die Bäume bereit gewesen, sich an dieser Aktion zu beteiligen, in der Hoffnung, mit dem Feind kommunizieren zu können. Aber Rossia blieb skeptisch.
Auf Theroc isoliert war der Wald passiv geblieben, aus Furcht vor einem neuen Konflikt. Aber inzwischen suchten die Hydroger ganz offensichtlich nach ihm und verheerten alle bewaldeten Welten, die sie fanden. Rossia fühlte Unruhe im Weltwald. Zehntausend Jahre lang hatten sich die überlebenden Weltbäume vor den Hydrogern versteckt. Seit zweihundert Jahren dehnte der Wald sich wieder aus und wuchs auch auf anderen Planeten.
Vielleicht erreichte Staffelführer Brindle, was er sich erhoffte. Aber Rossia bezweifelte es.
Der grüne Priester saß auf einem kalten Kunststoffstuhl, umgeben von hartem Metall. Der Topf mit seinem geliebten Schössling stand in unmittelbarer Nähe. Der kleine Baum wirkte wie ein sonderbarer Anachronismus in der von moderner Technik bestimmten Umgebung, aber ironischerweise funktionierte Rossias Telkontakt-Verbindung besser als alle Systeme der Goliath.
Auf der Brücke des Moloch gab sich Lanyan alle Mühe, Zuversicht und Optimismus zu zeigen. »Wir unternehmen einen letzten diplomatischen Versuch. Wenn er fehlschlägt, setzen wir die neuen Soldaten-Kompis ein und erteilen den Drogern eine Lektion.«
Lanyan sah Rossia an. »Der Echtzeit-Kontakt mit dem Vorsitzenden Wenzeslas und unseren Strategen auf dem Mars gibt uns einen wichtigen Vorteil. Wir stehen kurz davor, den größten Sieg in diesem Krieg zu erringen.«
»Und wenn sich Ihre Erwartungen nicht erfüllen?«, fragte Rossia.
»Dann dürfte kaum jemand von uns imstande sein, es zu bereuen.«
Rossia beobachtete die militärischen Vorbereitungen, spürte die Stimmung der Soldaten und erkannte: Zwar wollten sie verhandeln, aber sie rechneten mit einem Kampf. Sie hofften sogar darauf, begriff der grüne Priester erschrocken.
Die gelblichen Wolken von Osquivel wirkten wie Lachen verschütteter Buttermilch und ließen sich mit nichts vergleichen, das Rossia jemals auf Theroc gesehen hatte. Dort unten, in den unglaublich dichten Tiefen des Gasriesen, gab es Geschöpfe, die weitaus gefährlicher waren als Wyvern.
Rossia strich über den schuppigen Stamm des Schösslings. Durch den Telkontakt, der ihn mit den Bäumen verband, fand er seine Kollegen an Bord der TVF-Kampfschiffe, verteilt über die zehn Gitter, die grünen Priester auf Theroc und Yarrod, der die Aktivitäten von der Mars-Basis aus überwachte. Er schickte seine Gedanken aus und empfing Bestätigungen.
»General, Yarrod meldet Bereitschaft auf dem Mars. Der Vorsitzende Wenzeslas ist eingetroffen und wartet darauf, von uns zu hören.«
Lanyan nickte, dankbar für den Beweis einer direkten Antwort. »Halten Sie sie über die hiesigen Ereignisse auf dem Laufenden.«
Mit knappen, klaren Worten beschrieb Rossia, was er sah, malte ein verbales Bild von dem ungewöhnlichen Planeten mit den wunderschönen Ringen. Das Selbst des Weltwaldes nahm die Beschreibungen auf und gab die Informationen an alle Bäume weiter, wo auch immer sie wuchsen.
Rossia rieb sich die Arme, an denen sich eine Gänsehaut gebildet hatte. Grüne Priester trugen traditionell nur wenig Kleidung, ließen ihre Haut gern von den Blattwedeln der Weltbäume berühren. Doch hier an Bord des Flaggschiffs trug er eine dem Standard entsprechende kurzärmelige TVF-Uniform, damit er es warm genug hatte, um seine
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