Der Sternenwald
repräsentieren.«
»Theroc ist ein unabhängiger Planet, keine Kolonie der Hanse«, sagte Estarra.
»Man hat deine Abstammung beim Entwurf dieses herrlichen Kleids berücksichtigt und dich dadurch geehrt. Betreibe keine Haarspalterei.« Sarein runzelte die Stirn, als sie ihre jüngere Schwester ansah, strich dann mit einer Hand so übers Gewand, als hätte sie es am liebsten selbst getragen. Estarra wusste um Sareins Ehrgeiz. Sie wäre sicher bereit gewesen, Königin zu werden, nicht aus Liebe zu Peter, sondern weil sie Gefallen daran fand, wichtig und mächtig zu sein. »Diese Ehe wird zwei Kulturen vereinen und zu einer Partnerschaft zwischen Theronen und der Hanse führen.«
Die Vorbereitungen gingen in einem atemberaubenden Tempo weiter. Die Medien hatten damit begonnen, rührende Geschichten über die »sprießende Liebe« zwischen dem König und seiner erwählten Königin zu erzählen, was zweifellos auf hinter den Kulissen stattfindende Initiativen von Hanse-Beamten zurückging. Festessen wurden geplant. Tänzer probten spezielle Choreographien. Musiker komponierten eine Hochzeitssymphonie. Alles diente dazu, das Volk zu erfreuen.
Wächter erschienen mit König Peter an der Tür und es kam zu einem plötzlichen Durcheinander, als die Schneider versuchten, das Kleid zu verbergen. Estarra und ihre Schwester drehten sich gleichzeitig um. Nicht nur eine Ehrenwache begleitete den König, sondern auch mehrere grüne Priester sowie Idriss und Alexa.
Mit einem Freudenschrei lief Estarra los und umarmte ihre Eltern. »Ich habe euch erst in einer Woche erwartet!«
In seiner Rolle als Gastgeber trug König Peter eine elegante Uniform und führte die früheren theronischen Regenten in Estarras private Suite. Sarein begrüßte ihre Eltern förmlicher.
»Wir kommen besser zu früh zur Hochzeit unserer Tochter als zu spät«, sagte Idriss. Er trug eine bunte Weste aus mit Farbe besprühten Blumenblättern und Insektenflügeln. »Es ist so viel geschehen, dass wir beschlossen, den Kurs eines zur Verfügung stehenden Schiffs zu ändern, und hier sind wir.«
Alexa sah Peter an und lächelte. »Vielen Dank, dass Sie uns begleitet haben, König Peter. Sie sind ein eindrucksvoller junger Mann. Sie und Estarra… Ihr passt wundervoll zueinander.« Alexa trug traditionelle theronische Kleidung, die aus den Rückenschilden von Insekten und schimmernder Kokonseide gefertigt war. »Sarein hat uns viel vom Flüsterpalast erzählt und wir dachten, sie übertreibt ein wenig. Aber er ist wirklich großartig.«
»Und ganz anders als alles auf Theroc.« Idriss strich sich über den dichten Bart. Estarra wusste nicht, ob er sich über den Luxus um ihn herum freute oder von seiner Fremdartigkeit verunsichert war. »Vielleicht hat Reynald gut daran getan, andere Welten zu besuchen. Ich verstehe jetzt, warum er jene Erfahrungen für so wichtig hielt. Natürlich haben wir nicht erwartet, dass er auf seinen Reisen durch den Spiralarm eine besondere Person kennen lernt…«
»Wir sind so stolz auf dich und Reynald«, warf Alexa ein. »Wie könnten sich Eltern mehr erhoffen? Zwei spektakuläre Hochzeiten in einem Jahr!«
»Wie könnten wir mehr überleben?«, stöhnte Idriss.
»Zwei Hochzeiten?«, wiederholte Sarein. »Hat Reynald eine Partnerin gewählt? Aus welchem Dorf stammt die Braut?«
Alexas Gesicht zeigte Überraschung. »Oh, das habe ich ganz vergessen, Sarein. Die Verlobungsschiffe kamen, als du und Estarra schon auf dem Weg zur Erde wart. In all der Aufregung haben wir vergessen, Nahton eine entsprechende Mitteilung zu schicken. Reynald hat Cesca Peroni, Sprecherin der Roamer-Clans, gebeten, ihn zu heiraten. Sie ist eine schöne und sehr talentierte Frau.«
»Eine Roamerin?«, brachte Sarein erstickt hervor. »Aber wie konnte er? Reynald hat sich gerade zu diesem Bündnis mit der Hanse bereit erklärt…«
Alexa richtete einen tadelnden Blick auf sie. »Die Roamer haben eine sehr lebendige Kultur und viel anzubieten. Dein Vater und ich sind einverstanden. Dies ist ein weiterer Schritt bei dem Bemühen, die Menschen wieder zu einer Familie zu vereinen.«
Sie lächelte und nahm die Hand des neben ihr stehenden Idriss, ohne die Skepsis der anderen Person im Zimmer zu bemerken. Estarra hätte am liebsten laut gelacht; doch sie hoffte, dass ihr Bruder mit Cesca Peroni glücklich wurde.
89 JESS TAMBLYN
Während all seiner Reisen von Plumas nach Rendezvous, von der heißen Welt Isperos zu den Wolkenmeeren von Golgen, war Jess
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