Der Sternenwald
Orbitalvektoren der vielen Gesteinsbrocken durcheinander, aus denen Osquivels Ringe bestanden. Die Generatoren des Verstecks blieben in Betrieb, aber das Licht flackerte. Nach einem Moment der Dunkelheit zeigten die Schirme wieder schreckliche Bilder vom Kampfgebiet. Tausend neue Sterne funkelten in den Ringen: glühende Trümmer von TVF-Schiffen, Fragmente der Rumpfpanzerung.
»Shizz, dies ist schlimmer als unsere Niederlage beim Jupiter!« Die Frauenstimme klang vertraut. Zhett vermutete, dass die Worte von Tasia Tamblyn stammten – sie hatte die Werften vor der TVF-Kampfflotte gewarnt.
In General Lanyans Stimme vibrierten Enttäuschung und Schrecken. »Hiermit ordne ich den Rückzug an. An alle Staffeln, kehren Sie zu Ihren Mutterschiffen zurück. An alle Kommandanten: Bringen Sie Ihre Schiffe so schnell wie möglich fort von Osquivel.«
»Verdammt, ich hätte nie gedacht, einmal solche Worte von einem Tiwi zu hören«, sagte Del Kellum.
»Kannst du es ihm verdenken?«
»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Nicht im Geringsten. Dies ist eine echte Katastrophe!«
Auf den Bildschirmen ging der Kampf weiter. Viele TVF-Schiffe begannen damit, sich abzusetzen und vom Ringplaneten zu entfernen. Noch während Zhett das Geschehen beobachtete, zerstörten Energieblitze der Hydroger fünf weitere Raumschiffe der Terrani-schen Verteidigungsflotte.
»Ich benötige Berichte über Schäden und Verluste, sobald wir weit genug vom Planeten entfernt sind«, ertönte Lanyans Stimme.
»Und wenn uns die Droger folgen?«, erklang eine andere, fast schrille Stimme. »Was machen wir, wenn sie uns verfolgen?«
»Hör auf zu jammern und setz deinen verdammten Arsch in Bewegung«, sagte jemand anders.
Die Blicke von Zhett und Del Kellum blieben auf die Schirme gerichtet. Trümmer und Wracks glühten über Osquivel.
»Ich sag dir was, Schatz«, brummte Zhetts Vater. »Zuvor hatte ich Zweifel, aber die existieren jetzt nicht mehr. Beim Leitstern, ich werde nie wieder versuchen, eine Himmelsmine in Betrieb zu nehmen.«
88 ESTARRA
Stimmen erklangen und Kleidung knisterte – Estarra hatte fast das Gefühl, dass eine Art privater Party in ihrem Gemach stattfand. Aber es waren nur einige königliche Protokollminister und soziale Funktionäre gekommen, um ihr Hochzeitskleid zu präsentieren.
Estarra stand mit dem Rücken an einem Plüschsessel und fand inmitten so vieler Personen einfach keinen ruhigen Platz. In gut zwei Monaten würde sie als Peters Frau in die königlichen Gemächer umziehen, doch bis dahin stand ihr eine ebenfalls sehr luxuriöse Suite zur Verfügung: fürstliche Zimmer, übergroße Schränke, schwimmbeckenartige Wannen, sogar ein persönliches Treibhaus.
Königliche Schneider zeigten stolz das Ergebnis ihrer Arbeit, hoben das Gewand und erklärten den subtilen Symbolismus, von dem Estarra glaubte, dass ihn niemand bemerken würde. Vor einigen Wochen hatten die Schneider einen vollständigen und peinlich gründlichen dreidimensionalen Körperscan durchgeführt, um ein holographisches Modell zu schaffen und daran verschiedene Designs auszuprobieren, bevor die Anfertigung begann.
Bei der Hochzeit würde Estarra im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Sie war weder eitel noch mit ihrem Erscheinungsbild unzufrieden, aber sie fühlte sich von dem Versuch der Leute um sie herum verunsichert, sie in die schönste Frau des Spiralarms zu verwandeln. Nur vor wenigen Jahren war sie ein sorgloses Mädchen auf Theroc gewesen, auf Bäume geklettert und durch den Wald gelaufen.
Jetzt bemühte sie sich um ein majestätisches Gebaren, als sie sich an die eifrigen Schneider wandte. »Dies ist das unglaublichste Kleid, das ich je gesehen habe. Ich werde mich bemühen, seiner Schönheit gerecht zu werden.«
»Ihre Eleganz bringt das Gewand noch mehr zur Geltung«, sagte der Chefschneider und freute sich über das Kompliment.
»Wir haben sehr auf die richtige Mischung der Stoffe geachtet«, fügte ein anderer Schneider hinzu und strich über einen Ärmel des wundervollen Gewands. »Wir nahmen ein traditionelles weißes Kleid aus irdischem Satin und fügten ihm dieses prächtige Grün aus theronischem Kokonfaser-Gewebe hinzu. Die Perlen stammen aus den Riffminen von Rhejak.« Er hob andere Teile des langen Gewands. »Diese Spitze wurde von Hand genäht, von den acht besten Näherinnen auf Usk. Das Muster am Rand ist ein auf Ramah entwickeltes Ornament. Wir haben Möglichkeiten gefunden, alle Kolonialwelten der Hanse zu
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