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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Rauch zu schützen.
    »Sie werden das Feuer bekämpfen«, sagte der Dobro-Designierte mit befehlender Stimme. »Legen Sie Schneisen an, damit es sich nicht über die Hügel hinweg ausbreitet und unsere landwirtschaftlichen Bereiche sowie dieses Lager bedroht.«
    Udru’h erwartete von den menschlichen und ildiranischen Arbeitern, dass sie seine Anweisungen befolgten und schufteten, bis sie aus Erschöpfung zusammenbrachen oder in den Flammen starben. Nira hatte die harte, ermüdende Arbeit schon einmal geleistet und wusste, welche Bedeutung ihr zukam. Sie war auch jetzt dazu bereit, um der Pflanzen willen.
    Bodenfahrzeuge und Schwebeplattformen brachten Gruppen von Arbeitern zu den Bränden in den Hügeln. Gleiter kreisten über der Feuerzone, warfen Chemikalien und Wasser ab.
    Die heiße Luft war voller Rauch. Der Wind wurde heftiger, pfiff über steinige Grate, wirbelte Glimmer- und Kieselschieferpartikel auf, die sich wie Wespenstiche anfühlten, wenn sie Niras Haut trafen. Sie rückte das Tuch vor Mund und Nase zurecht, aber ihre Augen blieben ungeschützt und brannten. Weil sie eine grüne Priesterin war, reagierte sie mit tiefem Entsetzen auf den Rauch. Trotzdem zog sie den Kopf ein und trat zusammen mit den anderen vor.
    Das Feuer breitete sich in Windeseile übers trockene Gras aus und verbrannte dornige Bäume. Erneut dachte Nira voller Kummer an den Weltwald und stellte sich die Agonie vor, die das Feuer für die hier verbrennenden Pflanzen bedeutete. Feuer ist der schlimmste Albtraum, schlimmer noch als Vergewaltigung…
    Einer der ildiranischen Wächter reichte ihr ein spatenartiges Werkzeug und zusammen mit den anderen Arbeitern begann Nira damit, eine Schneise anzulegen. Vielleicht konnte sie hier Gutes tun und einige Bäume schützen, auch wenn sie nur sehr ferne Verwandte des Weltwaldes waren. An diesem Gedanken hielt Nira fest.
    Die Arbeiter hoben Gräben aus, rissen das trockene Gras fort und setzten Gegenfeuer ein, um Bereiche zu schaffen, in denen sich die Brände nicht weiter ausbreiten konnten. Nira beobachtete, wie das Feuer über die Hänge kam und ein kleines Tal voller dunkler, niedriger Bäume erreichte. Zwar war sie nicht mehr mit dem Weltwald verbunden, aber Nira glaubte fast, ein Zittern des Schreckens und der Verzweiflung zu spüren, als die Flammen den kleinen Wald erfassten.
    Bei den anderen Gruppen sah Nira junge Arbeiter und auch Kinder, deren sonderbare Körperformen darauf hinweisen, dass sie Mischlinge waren. Furchtlos traten sie vor, bis ganz dicht an den Brand heran, sprühten dort Feuerhemmer.
    Nira beobachtete die Halbblut-Kinder und versuchte, ihr Alter zu schätzen. Tränen strömten ihr aus den großen Augen, nicht nur wegen des Rauchs. Der Dobro-Designierte war erbarmungslos; er benutzte alle Personen so, wie er es für richtig hielt. Einige jener Jungen und Mädchen konnten sogar ihre Söhne und Töchter sein – sie würde es nie erfahren. Und für den Designierten spielte das alles keine Rolle.
    Die Kinder taten Nira Leid und sie wünschte sich, ihnen irgendwie helfen zu können. Aber sie war vollkommen machtlos.
    Feuer wüteten in den Dobro-Hügeln und zusammen mit den anderen kämpfte Nira gegen die Brände an, verlor dabei jedes Zeitgefühl.

93 ESTARRA
    Ein unsichtbarer Fadenschirm spannte sich über der als privates Unterrichtszimmer dienenden Terrasse auf dem Dach des Flüsterpalastes. Ganze Schwärme von bunten Schmetterlingen flogen umher, landeten auf jeder Oberfläche. Nach Aussage des Lehrer-Kompi OX war dies einer der Orte, an dem Peter am liebsten gelernt hatte. Aber Estarra spürte immer wieder Schmetterlinge auf den Armen und im Haar und unter solchen Umständen fiel es ihr schwer, sich auf den Unterricht zu konzentrieren.
    OX lehrte sie die Etikette des Flüsterpalastes, das Protokoll und die Feinheiten der Diplomatie. Er wies sie auf die richtigen Verhaltensweisen hin und erklärte ihr, wie man offizielle Repräsentanten empfing. Auf Theroc hatte sich Estarra mit der Geschichte ihrer Heimatwelt befasst und jetzt bestand der Lehrer-Kompi darauf, sie mit dem historischen Hintergrund der Terranischen Hanse vertraut zu machen. Man erwartete von ihr, dass sie lernte, obgleich in einem fernen Sonnensystem eine Offensive stattfand und die Hanse auf Nachrichten wartete.
    An diesem Tag hatte auch König Peter die Dachterrasse aufgesucht – der Unterricht gab ihm einen Vorwand, mehr Zeit in Estarras Gesellschaft zu verbringen. Er lächelte über ihren Versuch,

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