Der Sternenwald
sich trotz der Schmetterlinge zu konzentrieren. Sie hätte fast laut gelacht und bemühte sich weiter, OX zuzuhören. Peter trachtete danach, seine Freude zu verbergen, aber er wusste, dass sie sich in seinem Gesicht zeigte.
Als der Lehrer-Kompi eine Frage wiederholte, ohne etwas von Estarras Faszination zu bemerken, die einem besonders schönen Schmetterling galt, sagte der König: »OX hält nichts von langweiligen Klassenzimmern. Aber ihm ist auch nicht klar, wie leicht sich Schüler ablenken lassen. Als ich jünger war, glaubte OX, ich könnte mich beim Schwimmen mit Delphinen auf den Unterricht konzentrieren.«
Estarras Miene erhellte sich. »Ich schwimme gern. Was sind Delphine?«
»Ich zeige es dir eines Tages«, sagte Peter. »Versprochen.«
»Ein anderes Mal«, warf OX ein. »Wir müssen hier etwas erreichen und dazu ist Konzentration erforderlich.«
Doch bevor der Lehrer-Kompi den Unterricht fortsetzen konnte, trat der gerade vom Mars zurückgekehrte Basil Wenzeslas auf die Terrasse. Er war sehr aufgeregt. »Es ist verdammt gut, dass die Wächter Ihren Weg verfolgen, Peter. Ich habe keine Zeit, Sie überall im Flüsterpalast zu suchen.«
Estarra sah auf und der Ernst im Gesicht des Vorsitzenden überraschte sie. Der König runzelte die Stirn, von der Rüge verärgert. »Ich helfe Estarra dabei, sich an die hiesigen Gepflogenheiten zu gewöhnen, Basil. Das ist kein Grund, mich so anzufahren. Wenn Sie mir Bescheid gegeben hätten, wäre ich gern bereit gewesen, Sie an einem geeigneteren Ort zu treffen.« Er zögerte kurz. »Moment mal. Sollten Sie nicht auf dem Mars sein? Was ist bei Osquivel geschehen? Warum habe ich nichts erfahren?«
»Weil ich dem Hauptquartier der Hanse den Befehl übermittelt habe, dafür zu sorgen, dass die Medien keine Berichte über die Krise bringen – bis ich entschieden habe, welche Maßnahmen es jetzt zu ergreifen gilt. Aber durch die verdammten grünen Priester ist die Sache bereits allgemein bekannt geworden. Es gibt keine sichere Kommunikation mehr, nicht einmal bei einem solchen militärischen Notfall.
Es kam zu einer Katastrophe«, fuhr Basil Wenzeslas aufgebracht fort. »Wir haben mindestens einen Moloch, über dreihundert Remoras und Dutzende von Mantas und Thunderheads verloren. Das genaue Ausmaß der Verluste steht noch nicht fest. Tausende haben ihr Leben verloren. General Lanyan hat den Rückzug angeordnet – andernfalls hätten die Hydroger unsere ganze Flotte aufgerieben.«
Estarra stand besorgt auf. Der König wirkte sehr beunruhigt. Die Schmetterlinge flogen unpassend friedlich umher.
»Es gibt noch keine offiziellen Verlautbarungen der Hanse, aber wir können eine Stellungnahme nicht mehr lange hinausschieben«, sagte der Vorsitzende und atmete tief durch. »Wählen Sie dem Ernst der Situation angemessene Kleidung, Peter. In einer knappen Stunde müssen Sie sich an die Öffentlichkeit wenden. Die Rede wird gerade geschrieben. Sie sollten sie vor einem Spiegel einüben, damit Sie angemessen bestürzt aussehen.«
Es blitzte in Peters blauen Augen. »Wenn unsere Flotte besiegt ist und tausende, vielleicht sogar zehntausende von Soldaten ums Leben kamen, so brauche ich nicht vorzugeben, bestürzt zu sein.«
Zusammen mit dem Vorsitzenden verließ der König die Terrasse. In der Tür drehte er sich noch einmal um, sah Estarra an und lächelte zuversichtlich. »Keine Sorge, es wird alles gut.«
Dann folgte er Basil Wenzeslas zum Thronsaal.
94 KOTTO OKIAH
Auf Isperos war die Hölle los. Eine Katastrophe folgte auf die andere und die Probleme vermehrten sich schneller, als Kotto Okiah Lösungen finden konnte. Zum ersten Mal in seinem Leben stand er dicht davor aufzugeben.
Reparatur oder Neubau des Katapults würden mindestens sechs Monate dauern – in dieser Zeit häuften die an der Oberfläche aktiven Schürfmaschinen große Metallvorräte an und mussten schließlich ihre Arbeit einstellen. Die normale Wartung war weit hinter den Zeitplan zurückgefallen und selbst die optimistischsten Techniker sahen, dass die Basis langsam vor die Hunde ging. Kotto fühlte, wie ihm alles durch die Finger glitt.
Er wagte sich auf die Oberfläche, gekleidet in einen reflektierenden Schutzanzug, der ihn wie ein wandelnder Spiegel aussehen ließ. Die von der lodernden Sonne kommende Strahlung prallte zum größten Teil von dem dünnen Film ab.
Wachsam und besorgt trat Kotto ins offene Gelände. Die Felsen waren unangenehm weich, dem Schmelzpunkt so nahe, dass sie die
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