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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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spiegelte sie die bittere Realität des terranischen Militärs wider: Die TVF konnte kaum Schiffe erübrigen. Der Admiral musste mit dem zufrieden sein, was er bekam.
    Als sie sich der neuen Sonne näherten, ließ Stromo die Sensorstationen doppelt besetzen und schickte eine Remora-Staffel zum Rand des Sonnensystems, mit der Anweisung, dort nach eventuellen Kugelschiffen Ausschau zu halten. Er wusste, dass er mit seinem lächerlich kleinen Verband keine Chance gegen die Hydroger hatte. Er war bereit, sofort den Rückzug anzuordnen, wenn der Feind erschien – die TVF konnte es sich nicht leisten, noch mehr Schiffe zu verlieren.
    Er litt noch immer an der demütigenden Niederlage beim Jupiter und hatte die letzten Jahre damit verbracht, Paraden zu leiten und Schreibtischarbeit zu leisten, anstatt seine Kommandopflichten für Gitter 0 wahrzunehmen. Er wusste, dass ihn die Soldaten hinter seinem Rücken spöttisch Bleib-zu-Hause-Stromo nannten. Jetzt wollte er seine Ehre und hoffentlich auch sein Rückgrat zurückgewinnen.
    Der weiß strahlende Gasriese Oncier hing vor ihnen im All. Glitzernde Fels- und Eisbrocken von den vier zerstörten Monden bildeten ein breites Band, das sich noch nicht zu einem Ring geformt hatte. An diesem Ort waren Menschen bestrebt gewesen, vier neue Welten zu erschließen, durch das Licht und die Wärme einer neuen Sonne bewohnbar zu machen.
    Stromo beobachtete den Glutball und stellte sich vor, wie es den Hydrogern in der Tiefe des Gasriesen ergangen sein mochte, als sich ihre Welt plötzlich in eine Sonne verwandelt hatte. Er brachte den Fremden kein Mitgefühl entgegen, nicht nach ihrer gnadenlosen Vergeltung sowohl an Menschen als auch an Ildiranern. Vielmehr stellte er sich Oncier als ein Grab für die schlimmsten Feinde der Menschheit vor. Sie hatten es nicht anders verdient!
    »Alle Sonden starten. Nehmen wir eine gründliche Sondierung der neuen Sonne vor.«
    Automatische Satelliten verließen wie metallene Bienen die beiden Mantas und schwenkten hoch über Oncier in den Orbit. Einige von ihnen tauchten ins Plasma ein und sendeten Daten, bis sie verbrannten; andere glitten durch die schimmernde Korona.
    Inzwischen hätte den Wissenschaftlern der Hanse ein im Lauf von sechs Jahren gewachsener Datenberg zur Verfügung stehen müssen, der Auskunft gab über Geburt und Entwicklung einer von Menschen geschaffenen Sonne. Terraforminggruppen hätten damit fertig sein sollen, die vier Monde für die ersten Kolonisten vorzubereiten…
    Stromo stand auf der Brücke des Moloch und fühlte die Unruhe der Crew. Die ausgeschickten Remoras meldeten, dass weit und breit keine Kugelschiffe der Hydroger in Sicht waren. Der Admiral holte tief Luft und ließ den Atem langsam entweichen. Eine Routinemission, um wichtige Informationen zu sammeln – weiter nichts.
    Stromo hatte sich mit klugen politischen Entscheidungen hochgearbeitet, mit geschickt durchgeführten Manövern und bürokratischen Erfolgen. In Friedenszeiten waren solche Dinge wichtig, aber jetzt bedeuteten sie kaum mehr etwas. Niemand hatte einen Feind wie die Hydroger erwartet.
    Dem Admiral wurden die Knie weich bei der Vorstellung, es erneut mit den Fremden zu tun zu bekommen, und eine solche Furcht geziemte sich nicht für den vielfach ausgezeichneten Helden, der den Ramah-Aufstand beendet hatte.
    Damals war Stromo erst Major gewesen. Die Kolonisten auf Ramah hatten ihre Unabhängigkeit von der Hanse erklärt, die Charta zerrissen und alle Außenwelt-Vermögenswerte beschlagnahmt. Sie hatten Handelsschiffe und ihre Fracht konfisziert, sie als Ressourcen für die »unabhängige Welt Ramah« beansprucht. Die Anführer der Aufständischen waren selbstgefällig und naiv gewesen, wirklich von der Unabhängigkeit ihres Planeten überzeugt. Sie hatten nicht daran gedacht, wie sehr Ramahs Bevölkerung vom Import abhing – Arzneien, Lebensmittel, technische Hilfe und Versorgungsmaterial mussten von anderen Planeten eingeführt werden.
    Stromo hatte damals genau gewusst, wie man mit so etwas fertig wurde. Er brachte eine beeindruckend große Kampfflotte in Ramahs Umlaufbahn, erklärte die Regierung für illegal und wies darauf hin, dass Ramahs Bürger von den Vorzügen der Hanse abgeschnitten waren. Mit einem entschlossenen Angriff ließ er die drei wichtigsten Raumhäfen von Ramah besetzen. TVF-Soldaten brachten die konfiszierten Schiffe und auch einige andere, die Bewohnern von Ramah gehörten, in ihren Besitz – Schadenersatz für die

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