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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Sphären. Sie kam schnell näher.
    Beneto glaubte zu wissen, worum es sich handelte. In einer solchen Ambientalzelle hatte der Gesandte der Hydroger den Flüsterpalast auf der Erde besucht – und König Frederick getötet.
    Als die kleine Kugel unbewohnten Bereichen entgegensank, hörte Beneto Schreie und das Heulen eines Alarms von den Gebäuden in Colony Town. Mit gerötetem Gesicht rief Bürgermeister Sam Hendy in ein Megafon und forderte die Bewohner des Ortes auf, Schutz zu suchen und die Waffen zu ergreifen. Doch all die defensiven Maßnahmen nützten nichts, wenn die Hydroger angriffen.
    Der Gesandte flog über die Stadt hinweg und näherte sich dem Hain. Die Blattwedel der Weltbäume raschelten, schienen vor den Hydrogern zurückzuschrecken. Das kleine Kugelschiff landete inmitten der ältesten Weltbäume, direkt vor Beneto.
    Der grüne Priester wartete reglos.
    Die Kugel dampfte, wie von einem Halo aus Kälte umgeben. Hinter der transparenten Außenhülle wogten Gasschlieren und ein Teil dieser Gase schien sich zu verdichten, formte eine metallene Lache, aus der wiederum eine Gestalt wurde – eine menschliche Gestalt in Roamer-Kleidung. Beneto wusste, dass sich der Gesandte im Flüsterpalast auf die gleiche Weise gezeigt hatte.
    Er behielt eine Hand am nächsten Weltbaum und blieb durch den Telkontakt mit dem Weltwald verbunden. Er schickte seine Gedanken durch den Spiralarm zu allen anderen grünen Priestern. »Was wollen Sie? Warum sind Sie hierher gekommen?«, fragte Beneto den Besucher.
    Der Gesandte der Hydroger wandte ihm ein silbrig glänzendes Gesicht zu. Ein Ausdruck ließ sich darin nicht erkennen, aber Beneto fühlte Verachtung und seine Besorgnis wuchs.
    »Sie haben sich mit den Verdani verbündet, unseren Feinden«, sagte der Hydroger. »Wie die Verdani werden Sie leiden, verdorren und sterben.«
    Beneto fühlte, wie eine Woge des Zorns und der Furcht durch das Netzwerk des Weltwaldes ging. Er atmete tief durch und sammelte Kraft. »Ich weiß nichts von irgendwelchen ›Verdani‹.«
    Doch er verstand plötzlich, als ihn Informationen aus dem Weltwald erreichten. Die Bäume! Das intelligente Selbst des Weltwaldes – die Hydroger nannten es »Verdani«.
    »Wir haben hier eine Spur der grässlichen Bäume gefunden. Wir dachten, wir hätten den Weltwald vor langer Zeit ausgelöscht, aber offenbar gab es verborgene Reste… Überlebende. Sie haben ihnen geholfen, erneut zu wachsen.«
    »Ja«, erwiderte Beneto trotzig. »Ja, das haben wir.«
    »Alle Bäume müssen zerstört werden.«
    Beneto gewann den Eindruck, Worte zu sprechen, die ihm der Weltwald in den Mund legte. »Warum? Die Bäume möchten nicht gegen Sie kämpfen. Vielleicht haben Sie beide den Krieg aus gutem Grund überlebt.«
    Der schimmernde Gesandte blieb ungerührt. »Nennen Sie uns den Hauptort der überlebenden Verdani. Wo befindet sich der primäre Weltwald?«
    Über dem Hain schwebten die Kugelschiffe wie dornige Fäuste am Himmel. Energie flackerte zwischen den Pyramidenspitzen. »Wenn Sie uns Auskunft geben, lassen wir die Menschen leben.«
    Ein Informationsstrom tief in der Datenbank der intelligenten Bäume brachte Beneto Mut und Einsicht. »Ich weigere mich. Der Weltwald bedeutet mehr als ich oder irgendein Mensch.«
    Die Entschlossenheit der Bäume nahm zu und sie gaben dem grünen Priester Willenskraft. Nicht mehr Furcht prägte sein Empfinden, sondern unerschütterlicher Trotz. Einst waren die Bäume des Weltwaldes auf tausenden von Planeten gewachsen – und dann hatte ein gewaltiger Krieg ihn fast völlig ausgelöscht. Die Hydroger waren in ihre Gasriesen zurückgetrieben worden, von anderen Kämpfern, die hohe Verluste erlitten hatten…
    »Dann wird Ihr Volk die Konsequenzen tragen müssen.«
    »Wir werden gegen Sie kämpfen.« Die Worte stammten nicht von Beneto, sondern kamen von woanders, aus dem Bewusstsein anderer grüner Priester oder vom Weltwald. »Wir haben Waffen, von denen die Hydroger nichts ahnen.«
    Der Boden unter der Kugel des Gesandten geriet in Bewegung – hunderte von Maulwürfen schienen sich dort durchs Erdreich zu graben. Ein Teil von Beneto wusste, was geschah. Er blinzelte erwartungsvoll.
    Peitschenartige Wurzeln schossen nach oben, mit glänzenden Spitzen aus einem Holz, das härter war als jede andere Substanz, die Beneto kannte. Wie Stacheln bohrten sie sich in die kristallene Hülle der Kugel. Der grüne Priester hörte dumpfes Zischen und Fauchen, als sie die diamantene Barriere

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